Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
Schwerter wieder ein und begannen von vorn. Solange Moiraine zusah, ging das so. Vielleicht war Ryne doch nicht so übertrieben selbstbewusst gewesen, wie es anfangs den Anschein gehabt hatte.
Sie wartete zwischen den Decken und versuchte sich an das zu erinnern, was man ihr über Malkier beigebracht hatte. Nicht besonders viel, und auch das war nur im Geschichtsunterricht gewesen. Ryne kannte die Tausend Seen, demnach musste auch er ein Malkieri sein. Es hatte eine Andeutung über bedrängte Frauen gegeben. Nun, jetzt, da sie bei ihnen war, konnte sie auch bleiben, bis sie herausgefunden hatte, was sie in Erfahrung bringen konnte.
Als sie hinter den Decken hervorkam, war sie bereit. »Ich fordere das Recht einer allein reisenden Frau«, eröffnete sie ihnen förmlich. »Ich reise nach Chachin und erbitte den Schutz Eurer Schwerter.« Außerdem drückte sie jedem Mann eine schwere Silbermünze in die Hand. Was diese alberne »allein reisende Frau«-Geschichte anging, war sie ihrer Sache nicht sicher, aber mit Silber erweckte man die Aufmerksamkeit der meisten Männer. »Zwei weitere werden in Chachin bezahlt.«
Sie reagierten nicht so, wie sie erwartet hatte. Ryne sah die Münze finster an, während er sie zwischen den Fingern drehte. Lan sah seine ausdruckslos an und steckte sie grunzend in die Manteltasche. Ihr wurde klar, dass sie ihnen ihre letzten Münzen aus Tar Valon gegeben hatte, aber Münzen aus Tar Valon konnte man überall finden, genau wie die jedes anderen Landes.
Bukama verbeugte sich und legte die linke Hand auf das Knie. »Es ist mir eine Ehre, Euch zu dienen, meine Lady«, sagte er. »Nach Chachin, mein Leben vor Eurem.« Auch seine Augen waren blau, und auch er wollte sie nicht direkt ansehen. Sie hoffte, er würde sich nicht als Schattenfreund erweisen.
Es stellte sich als schwierig heraus, irgendetwas zu erfahren. Sogar unmöglich. Zuerst waren die Männer damit beschäftigt, das Lager aufzuschlagen, die Pferde zu versorgen und ein größeres Feuer zu entfachen. Sie schienen nicht begierig darauf zu sein, ohne dieses Feuer einer Nacht des neuen Frühlings ausgesetzt zu sein. Beim Essen, das aus Fladenbrot und Dörrfleisch bestand – Moiraine musste sich zusammenreißen, damit sie es nicht hinunterschlang –, sprachen Bukama und Lan kaum ein Wort. Ryne redete und war eigentlich ganz charmant, er hatte Grübchen an den Wangen, wenn er lächelte, und ein Funkeln in den blauen Augen, aber er gab ihr keine Gelegenheit, das Gasthaus Zur Himmelspforte oder Aes Sedai zu erwähnen. Als sie schließlich fragte, warum er nach Chachin unterwegs sei, nahmen seine Züge einen traurigen Ausdruck an.
»Jeder Mensch muss irgendwo sterben«, sagte er leise, ging fort und richtete sein Nachtlager. Eine sehr seltsame Antwort. Eigentlich einer Aes Sedai wert.
Lan übernahm die erste Wache, während der Mond über die Bäume stieg, saß mit untergeschlagenen Beinen nicht weit von Ryne entfernt, und als Bukama das Feuer löschte und sich neben Lan in seine Decken wickelte, webte sie um jeden Mann ein Gewebe aus Geist. Ströme von Geist konnte sie auch im Schlaf kontrollieren, und sollte einer von ihnen in der Nacht aufstehen, würde das Schutzgewebe sie wecken, ohne die Aufmerksamkeit der anderen zu erregen. Das bedeutete zwar, dass sie bei jeder Wachablösung wach werden würde, aber das ließ sich nicht vermeiden. Ihre eigenen Decken lagen ein gutes Stück von denen der Männer entfernt, und als sie ihren Kopf zum dritten Mal auf dem Sattel verlagerte, murmelte Bukama etwas, das sie nicht verstand. Aber Lans Antwort hörte sie in aller Deutlichkeit.
»Eher traue ich einer Aes Sedai, Bukama. Geh schlafen!«
Die ganze Wut, die sie unterdrückt hatte, flammte wieder auf. Dieser Mann warf sie in einen eiskalten See, er entschuldigte sich nicht, er …! Sie lenkte die Macht, verwebte Luft und Wasser mit einer Spur Erde. Eine mächtige Wassersäule schoss aus der Oberfläche des Sees, stieg im Mondschein immer höher, neigte sich. Krachte auf den Narren herab, der seiner Zunge so freien Lauf ließ!
Bukama und Ryne sprangen durchnässt fluchend auf die Füße, aber sie ließ die Sturzflut andauern und hörte erst auf, als sie bis zehn gezählt hatte. Wassermassen stürzten auf den Lagerplatz herab. Sie erwartete, einen durchnässten, halb erfrorenen Mann auf dem Boden zu sehen, der bereit war, gebührenden Respekt zu lernen. Er war tropfnass, und ein paar kleinere Fische zappelten zu seinen Füßen. Aber er
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