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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihnen nach Manala gefolgt, hätte das nichts bedeutet. Dass sie Lan in den Wald gefolgt war, bedeutete, dass sie ein Interesse an ihnen oder ihren Plänen hatte.
    Manala, eine sich ausbreitende Ansammlung aus Steinhäusern mit roten oder grünen Schindeldächern, war fast schon eine richtige Stadt; zwei niedrige Hügel, die von über zwanzig Straßen durchzogen wurden. An dem großen Dorfanger auf der Senke zwischen den beiden Hügeln standen drei Gasthäuser am Rand der Straße. Dort banden die Mitglieder zweier großer Kaufmanns-Karawanen auf dem Weg nach Osten unter den wachsamen Blicken der berittenen Händler ihre Pferde an. Ein Zug aus etwa dreißig Wagen rollte bereits nach Westen, und einige der Begleitwachen schauten über die Schulter, statt aufzupassen, wofür sie schließlich da waren. In Manala hatten die Bel-Tine-Festlichkeiten begonnen.
    Noch gab es keine Wettbewerbe, bei denen es um Geschick, Stärke und Schnelligkeit ging, aber frisch verheiratete Pärchen tanzten um den Frühlingsbaum in der Mitte des Angers herum, ihre Füße bewegten sich blitzartig, die Körper blieben steif und unbeweglich, während sie die zwei Spannen hohe Stange mit langen, hell gefärbten Leinenstreifen umwickelten; ältere und unverheiratete Erwachsene tanzten lebhafter zur Musik der Fiedeln und Flöten und Trommeln. Jedermann trug Festtagskleidung, die Frauen helle Blusen und weite Hosen und die Männer helle Mäntel, die mit aufwendigen Stickereien übersät waren. Sie drängten sich auf dem großen Platz, aber es war bei Weitem nicht die gesamte Einwohnerschaft von Manala. Ein beständiger Strom floss die Hügel hinauf, Männer und Frauen, die ihren Besorgungen nachgingen, und ein ständiger Strom floss zurück, der oft Essen zu den langen Tischen brachte, die an der Seite aufgebaut waren. Es war ein fröhlicher Anblick. Lachende Kinder rannten herum und spielten, die Gesichter mit Honig verklebt, und einige der älteren fütterten die kleinen Bel-Tine-Feuer am Rand des Grüns. Lan vermochte nicht zu sagen, wie viele von ihnen wirklich glaubten, dass der Sprung über die niedrigen Flammen das seit dem letzten Bel-Tine-Fest angesammelte Pech wegbrennen würde, aber er glaubte an das Glück. In der Großen Fäule lebte oder starb man genauso oft, weil man Glück oder Pech hatte, wie durch Geschick oder den Mangel daran.
    In einem starken Gegensatz zu dem fröhlichen Geschehen auf dem Grün standen am Straßenrand sechs Stangen aufgepflanzt, auf denen die großen Köpfe von Trollocs steckten und unter deren viel zu menschlichen Augen sich Wolfsschnauzen und Adlerschnäbel wölbten. Sie befanden sich dort nicht länger als zwei oder drei Tage, allerdings war das Wetter noch immer kühl genug, um die Verwesung aufzuhalten, kühl genug, um keine Fliegen anzulocken. Sie waren der Grund, warum jeder Tänzer ein Schwert trug, und die Frauen hatten lange Messer am Gürtel. Lan roch kein verbranntes Holz, also war es ein kleiner Angriff gewesen, der erfolglos geblieben war.
    »Lady Alys« hielt ihre Stute neben den Stangen an und starrte sie an. Nicht erstaunt oder verängstigt oder angeekelt. Ihr Gesicht war eine perfekte Maske der Ruhe. Einen Augenblick lang konnte er beinahe glauben, dass sie eine Aes Sedai war.
    »Es hätte mir gar nicht gefallen, diesen Kreaturen nur mit dem Schwert bewaffnet gegenübertreten zu müssen«, murmelte sie. »Ich kann mir den Mut nicht vorstellen, den man dazu braucht.«
    »Ihr seid Trollocs gegenübergetreten?«, fragte Lan überrascht. Ryne und Bukama wechselten überraschte Blicke.
    »Ja.« Sie runzelte kaum merklich die Stirn, als wäre ihr dieses Wort unbeabsichtigt herausgerutscht.
    »Darf ich fragen, wo?«, wollte er wissen. Nur wenige Südländer hatten je einen Trolloc zu Gesicht bekommen. Manche bezeichneten sie als Geschichten, mit denen man Kinder erschreckte.
    Alys musterte ihn kühl. »Man kann Schattengezücht an Orten finden, die Euch im Traum nicht einfallen würden, Meister Lan. Ryne, sucht uns ein Gasthaus aus«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu. Die Frau glaubte allen Ernstes, dass sie hier das Kommando hatte. Und der Art nach zu urteilen, wie Ryne sprang, glaubte er es auch.
    Des Pflugmanns Pflug bestand aus zwei Stockwerken aus Stein mit einem roten Dach und wies im Erdgeschoss Schießscharten statt Fenster aus, und über der wuchtigen Tür aus Eichenholz hing ein Bihänder von der Art, die Bauern bei ihren Pflügen mitführten. In dieser Nähe zur Fäule dienten

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