Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
Stelle, wo sie gestanden hatte, einen großen Schritt von da entfernt, wo er gesessen hatte. Sie hätte genauso gut ein Fisch sein können! Als er sich bequemte , sie zur Kenntnis zu nehmen, legte er das Schwert ab und kam ans Ufer, bückte sich und streckte eine Hand aus.
»Unklug, einen Mann von seinem Schwert trennen zu wollen«, sagte er und fügte nach einem Blick auf die bunten Streifen an ihrem Kleid hinzu: »Meine Lady.« Kaum eine Entschuldigung. Er sah sie mit seinen erstaunlich blauen Augen nicht direkt an. Wenn er sich im Stillen über sie lustig machte …!
Sie murmelte etwas Unverständliches, stapfte ungeschickt so weit vor, dass sie seinen ausgestreckten Arm mit beiden Händen ergreifen konnte – und zog mit aller Kraft. Es war nicht leicht, das Eiswasser zu ignorieren, das an ihren Rippen hinabfloss, und wenn sie nass war, sollte er es auch sein, und dazu brauchte sie nicht einmal die Eine …
Er richtete sich auf, hob den Arm, und sie kam aus dem Wasser und baumelte an seiner Hand. Konsterniert sah sie ihn an, bis ihre Füße den Boden berührten und er zurückging.
»Ich werde ein Feuer machen und Decken aufhängen, damit Ihr trocken werdet«, murmelte er, wich ihrem Blick aber nach wie vor aus. Was hatte er zu verbergen? Oder war er schüchtern? Sie hatte noch nie von einem schüchternen Schattenfreund gehört, obwohl es sicherlich auch solche gab.
Er stand zu seinem Wort, und als die anderen Männer eintrafen, hockte sie an einem kleinen Feuer, von Decken umgeben, die er aus den Satteltaschen geholt und an Ästen aufgehängt hatte. Natürlich brauchte sie das Feuer nicht, um trocken zu werden. Das richtige Wassergewebe hatte jeden Tropfen aus ihrem Haar und der Kleidung entfernt, die sie nicht einmal hatte ausziehen müssen. Aber es war ganz gut, dass er das nicht gesehen hatte. Oder sie, so wie ihr Haar gekämmt war. Und sie wusste die Wärme der Flammen zu schätzen. Wie auch immer, sie musste lange genug hinter den Decken bleiben, damit der Mann glaubte, sie hätte das Feuer genutzt, wie er es beabsichtigt hatte. Sie hielt Saidar entschieden fest. Bis jetzt hatte sie keinen Beweis, von gar nichts.
»Ist sie dir gefolgt, Lan?«, sagte die Stimme eines Mannes, der von Glöckchengebimmel begleitet abstieg. Der Arafeler.
»Warum hängen die Decken da?«, verlangte eine mürrische Stimme zu wissen.
Moiraine starrte ins Leere und bekam die Antwort nicht mit. Sie hatten es gewusst! In diesen Zeiten hielten Männer nach Straßenräubern Ausschau, aber sie hatten eine allein reitende Frau gesehen und waren zum Ergebnis gekommen, dass sie ihnen folgte? Das ergab keinen Sinn. Aber warum sie in den Wald locken, statt sie einfach zur Rede zu stellen? Drei Männer hatten keinen Grund, sich vor einer Frau zu fürchten. Es sei denn, sie wussten, dass sie eine Aes Sedai war. Dann würden sie sehr vorsichtig sein. Aber sie war sich sicher, dass der Bursche keine Idee hatte, wie sie an sein Schwert gekommen war.
»Eine Cairhienerin, Lan? Ich nehme an, du hast schon eine nackte Cairhienerin gesehen, aber ich noch nie.« Das ließ sie aufhorchen, und da die Macht sie erfüllte, entging ihr auch ein anderes Geräusch nicht. Stahl, der gegen Leder schabte. Ein Schwert wurde aus der Scheide gezogen. Sie bereitete mehrere Gewebe vor, die die Bande aufhalten würden, und spähte durch einen Schlitz zwischen den Decken hinaus.
Zu ihrer Überraschung stand der Mann, der sie ins Wasser geworfen hatte – Lan? – mit dem Rücken zu ihren Decken. Er war derjenige mit dem Schwert in der Hand. Der Arafeler sah ihn mit überraschter Miene an.
»Du erinnerst dich an den Anblick der Tausend Seen, Ryne«, sagte Lan kalt. »Muss eine Frau vor deinen Blicken geschützt werden?«
Einen Augenblick lang dachte sie, Ryne würde ziehen, obwohl Lan das Schwert schon in der Hand hielt, aber der ältere Mann – sie hatten ihn Bukama genannt, ein vom Leben gezeichneter Bursche mit grauen Haaren, aber so groß wie die anderen – griff schlichtend ein und führte die beiden anderen ein Stück weg, während er von einem Spiel namens »Sieben« redete. Ein seltsames Spiel schien das zu sein, und noch gefährlicher im schwindenden Tageslicht. Lan und Ryne saßen einander im Schneidersitz gegenüber, hatten die Schwerter in den Scheiden, und dann zogen sie ohne Vorwarnung, jede Klinge sauste auf die Kehle des anderen Mannes zu und wurde unmittelbar vor dem Hautkontakt gebremst. Der ältere Mann zeigte auf Ryne, sie steckten die
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