Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
lange her zu sein.
Vor ihr hielten die drei Männer plötzlich an und besprachen sich kurz miteinander. Moiraine zügelte ihr Pferd. Selbst wenn sie sie bemerkten, die nötige Vorsicht für eine ohne Begleitung reisende Frau verlangte von ihr, nicht zu ihnen zu reiten. Dann nahm einer der Männer das Lastpferd und bog in den Wald ab. Die anderen gaben den Pferden die Sporen und galoppierten weiter, als wäre ihnen auf einmal eingefallen, dass sie dringend erwartet wurden.
Moiraine runzelte die Stirn. Der Arafeler gehörte zu dem Paar, das sich rasch entfernte, aber da sie gemeinsam reisten, hatte er vielleicht dem zurückgebliebenen Gefährten erzählt, dass er eine Aes Sedai getroffen hatte. Dem jüngeren Malkieri, wie sie glaubte. Leute unterhielten sich über solche Begegnungen. Nur wenige waren tatsächlich einmal einer Schwester begegnet und hatten gewusst, wer oder was sie war. Und ein Mann würde sicher nicht so viel Ärger machen wie drei, wenn sie vorsichtig war.
Sie ritt zu der Stelle, an der Reiter und Lastpferd verschwunden waren, und stieg ab. Fährtensuchen war etwas, das die meisten Ladys ihren Jägern überließen, aber in den Jahren, als das Klettern auf Bäume und Spielen in Pfützen ein gleich großer Spaß gewesen waren, hatte sie sich dafür interessiert. Anscheinend war dieser Mann kein Waldläufer. Abgebrochene Zweige und aufgewirbeltes Herbstlaub hinterließen eine Spur, die ein Kind gefunden hätte. Nach rund hundert Schritten erspähte sie zwischen den Bäumen einen Teich in einer Senke. Und den jüngeren der Malkieri.
Er hatte sein Pferd – ein edles Tier – bereits abgesattelt und ihm die Knöchel zusammengebunden und ließ gerade den Packsattel zu Boden. Aus der Nähe sah er noch größer aus, mit sehr breiten Schultern und einer schmalen Taille. Allerdings alles andere als ein hübscher Mann. Nicht besonders ansehnlich, nicht mit diesem harten, kantigen Gesicht. Das passende Gesicht für einen Straßenräuber. Er öffnete den Schwertgürtel, setzte sich so, dass er den See vor Augen hatte, legte Schwert und Gürtel neben sich und stützte die Hände auf die Knie. Er schien über das Wasser zu sehen, das noch durch die spätnachmittäglichen Schatten funkelte. Er rührte keinen Muskel.
Moiraine dachte nach. Er war offenbar hier zurückgelassen worden, um ein Lager zu errichten. Die anderen würden wiederkommen. Allerdings würden eine oder zwei Fragen nicht lange dauern. »Wer von Euch ist kürzlich einer Aes Sedai begegnet?« würde vielleicht schon reichen. Und wenn er erschrocken war – zum Beispiel, weil eine Frau plötzlich direkt hinter ihm stand –, antwortete er vielleicht, bevor er nachdenken konnte. Saidar würde bis zuletzt warten müssen. Sie würde es mit Sicherheit benutzen müssen, aber die Tatsache, dass sie die Macht lenken konnte, sollte eine zusätzliche Überraschung sein.
Sie band Pfeils Zügel an einem niedrigen Ast fest, raffte Umhang und Röcke und ging so leise wie möglich weiter. Ein flacher Erdhügel befand sich hinter ihm, und sie erklomm ihn. Zusätzliche Größe konnte nicht schaden. Er war ein sehr großer Mann. Und es könnte hilfreich sein, wenn sie ihr Messer in der einen und sein Schwert in der anderen Hand hatte. Sie lenkte die Macht und riss das Schwert samt Scheide von seiner Seite. Sie wollte ihn so gut es ging erschrecken.
Er bewegte sich schneller als ein Gedanke. Niemand von solcher Größe konnte sich so schnell bewegen, doch sie schloss die Finger um die Scheide, und er schnellte hoch, wirbelte herum, packte mit einer Hand das Schwert und mit der anderen ihr Kleid an der Vorderseite. Bevor sie auch nur daran denken konnte, die Macht wieder zu benutzen, flog sie durch die Luft. Sie hatte gerade noch Zeit zu sehen, wie ihr der Teich entgegenkam, gerade noch Zeit, etwas zu rufen – sie wusste selbst nicht, was –, und dann prallte sie flach auf die Wasseroberfläche, sodass alle Luft aus ihren Lungen gepresst wurde, schlug mit einem gewaltigen Platschen auf und ging unter. Das Wasser war eiskalt! Saidar entglitt ihr in dem Schock.
Sie rappelte sich auf die Füße, stand bis zur Taille im eiskalten Wasser und hustete, das Haar klebte ihr am Gesicht, der vollgesogene Umhang hing an ihren Schultern. Außer sich vor Wut drehte sie sich um, damit sie sich ihrem Angreifer stellen konnte, umarmte die Quelle erneut, bereit, ihn niederzuschlagen und zu prügeln, bis er winselte!
Er stand kopfschüttelnd da und betrachtete stirnrunzelnd die
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