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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nirgendwo unter den Tänzern und Zuschauern zu sehen. In ihrer Seide hätte sie unter all der Wolle und dem bestickten Leinen herausgeragt. Ein paar Frauen fragten sie, ob sie tanzen wollten, und Ryne lächelte die Hübscheren an – der Mann würde auch noch stehen bleiben, um ein hübsches Gesicht anzulächeln, wenn ihn ein Dutzend Trollocs angriffen! –, aber Lan schickte ihn los, sich bei den Häusern des Südhügels umzusehen, während er den Hügel hinter dem Gasthaus emporklomm. Er wollte nicht, dass Alys jemanden hinter seinem Rücken traf, vielleicht eine Überraschung für später am Tag plante. Nur weil die Frau nicht versucht hatte, ihn umzubringen, bedeutete das noch lange nicht, dass Edeyn ihn lebend wollte.
    Er entdeckte sie auf einer fast leeren Straße auf dem halben Weg den Hügel hinauf, wo sie den Knicks einer schlanken jungen Frau entgegennahm, deren Bluse und Hosen mit roten und goldenen Mustern verziert waren, und zwar genauso aufwendig wie Alys’ Reitkleid. Wenn es um Stickereien ging, waren Kandori genauso schlimm wie Südländer. Er kam mit leisen Schritten näher, bis er auf Hörweite heran war, und blieb stehen.
    »Drei Straßen in diese Richtung wohnt eine Sahera, meine Lady«, sagte die schlanke Frau mit einer Geste. »Und ich glaube, auf dem Südhügel gibt es noch eine. Aber ich weiß nicht, ob eine davon Avene heißt.«
    »Ihr seid mir eine große Hilfe gewesen, Frau Marishna«, sagte Alys freundlich. »Danke.« Sie nahm einen weiteren Knicks entgegen und sah zu, wie die andere Frau den Hügel hinaufging. Sobald Frau Marishna außer Hörweite war, sprach sie erneut, und ihre Stimme war alles andere als freundlich. »Meister Lan, soll ich Euch zeigen, wie man in der Weißen Burg Lauscher bestraft?«
    Beinahe hätte er geblinzelt. Zuerst gelang es ihr, den Gemeinschaftsraum zu verlassen, ohne dass er es bemerkte, und jetzt hörte sie ihn, wo er versuchte, lautlos zu sein. Erstaunlich. Vielleicht war sie doch eine Aes Sedai. Was bedeutete, dass sie möglicherweise Ryne als Behüter in Betracht zog.
    »Ich glaube nicht«, sagte er zu ihrem Hinterkopf. »Wir haben in Chachin Geschäfte, die nicht auf uns warten können. Vielleicht ist Eure Suche schneller erledigt, wenn wir Euch helfen, diese Avene Sahera zu finden.«
    Sie drehte sich ruckartig um und schaute zu ihm hoch, offenbar bemüht, größer zu erscheinen. Möglicherweise stellte sie sich sogar auf die Zehenspitzen. Nein, sie war keine Aes Sedai, trotz der eisigen Befehlsmiene. Er hatte kleinere Aes Sedai gesehen, die Räume voller Männer dominieren konnten, die keine Ahnung hatten, wer sie waren, und zwar mühelos.
    »Es ist besser, Ihr vergesst diesen Namen«, sagte sie kalt. »Es ist unklug, sich in Angelegenheiten der Aes Sedai einzumischen. Ihr dürft jetzt gehen. Aber ich erwarte, Euch bei meiner Rückkehr bereitzufinden. Falls Malkieri ihr Wort halten, so wie man mir erzählt hat.« Mit dieser Beleidigung stolzierte sie in die Richtung los, in die die schlanke Frau gezeigt hatte. Beim Licht, diese Frau hatte eine Zunge wie ein Messer.
    Als er ins Gasthaus zurückkehrte und Bukama erzählte, was er in Erfahrung gebracht hatte, hellte sich dessen Miene auf. Nun ja, er blickte nicht mehr ganz so finster drein. Für ihn war das so gut wie ein Grinsen. »Vielleicht will sie nur unseren Schutz, bis sie diese Frau gefunden hat.«
    »Das erklärt nicht, warum sie uns einen ganzen Tag lang gefolgt ist«, erwiderte Lan und setzte sich vor sein Frühstück. Er konnte genauso gut den Haferbrei aufessen. »Und sag jetzt nicht, dass sie Angst hatte, uns anzusprechen. Ich glaube, dieser Frau kann man genauso schnell Angst einjagen wie dir.« Darauf wusste Bukama keine Erwiderung.

KAPITEL 21

    Tricks der Macht
    L an wusste, dass der Ritt nach Chachin zu der Sorte gehören würde, die er lieber vergessen würde, und die Reise entsprach seinen Erwartungen. Sie ritten schnell, überholten Kaufmannszüge, hielten nie lange in Dörfern an und schliefen die meisten Nächte draußen unter den Sternen, da keiner genug Geld für Gasthäuser hatte, nicht für vier Leute mit Pferden. Scheunen und Heuschober mussten reichen, wenn es bei Einbruch der Nacht Scheunen und Heuschober gab. Viele der Hügel an der Straße wiesen weder Dörfer noch Bauernhöfe auf, sondern lediglich hoch aufragende Eichen, Kiefern und Tannen, dazwischen breiteten sich kleinere Buchen aus. In den Grenzlanden gab es so etwas wie vereinzelt stehende Gehöfte nicht; früher

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