Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
oder später wurde jeder allein stehende Hof zu einem Friedhof.
Alys hielt in jedem Dorf nach der Frau namens Sahera Ausschau, verstummte aber, wenn Lan oder einer der anderen näher kam, und musterte sie kühl, bis sie wieder gingen. Die Frau war schnell mit einem frostigen Blick zur Hand. Jedenfalls bei ihm. Ryne zappelte herum und schaute sie mit großen Augen an, holte und lief und machte Komplimente wie ein Höfling an der Leine, schwankte noch immer zwischen verzaubert und ängstlich, und sie akzeptierte seine Untertänigkeit und seine Komplimente, als würde ihr beides zustehen, während sie über seine schlagfertigen Bemerkungen lachte.
Nicht, dass sie sich allein auf ihn konzentrierte. Sie ließ selten eine Stunde vergehen, ohne jedem von ihnen eine Frage zu stellen, bis es den Anschein hatte, als wollte sie ihrer aller Lebensgeschichte in Erfahrung bringen. Die Frau war wie ein Schwarm Schwarzbremsen; ganz egal, wie viele man erschlug, stets waren neue zur Stelle, um einen zu stechen. Selbst Ryne hatte genug Verstand, um diese Art Verhör abzuwehren. Die Vergangenheit eines Mannes gehörte nur ihm allein und den Menschen, die sie mit ihm zusammen erlebt hatten; es war keine Sache, über die man mit einer neugierigen Frau plauderte. Trotz ihrer Fragen fuhr Bukama mit seiner Nörgelei fort. Tag und Nacht hatte es den Anschein, als würde sich jede zweite Bemerkung aus seinem Mund um den Eid drehen. Langsam kam Lan zu dem Schluss, dass es nur eine Möglichkeit gab, wie er ihn zum Schweigen bringen konnte: einen Eid zu schwören, dass er ihr den Eid nicht leisten würde.
Zweimal wogten dicke schwarze Wolken aus der Fäule und entließen Sturzbäche aus eiskaltem Regen gemischt mit Hagelkörnern, die groß genug waren, um einem Mann den Schädel zu spalten. Im Frühling kamen die schlimmsten Stürme aus der Fäule. Als die ersten dieser Wolken im Norden den Himmel verdunkelten, suchte Lan nach einem Ort, an dem die Äste dick genug waren, um etwas Schutz zu bieten, an dem man mit den Decken eine Art Unterschlupf hätte errichten können, aber als Alys erkannte, was er vorhatte, sagte sie kühl: »Es ist unnötig, hier anzuhalten, Meister Lan. Ihr steht unter meinem Schutz.«
Er bezweifelte es und suchte noch immer, als der Sturm über sie hereinbrach. Blauweiße Blitze zuckten über den Himmel, der sich plötzlich in nächtlicher Dunkelheit über ihnen wölbte, und der Donner krachte monströsen Paukenschlägen gleich, aber der prasselnde Regen glitt an einer unsichtbaren Kuppel ab, die sich mit den Pferden bewegte, und die Hagelkörner prallten in einer unheimlichen Stille davon ab, so als hätten sie gar kein Hindernis getroffen. Sie leistete denselben Dienst bei dem zweiten Sturm, und beide Male schien sie ihr Dank zu überraschen. In ihrem unbewegten Gesicht zeigte sich kaum eine Regung, es war eine gute Imitation der ruhigen Abgeklärtheit einer Aes Sedai, aber in ihren Augen lag ein Funkeln. Eine seltsame Frau.
Die Gerüchte erwiesen sich als wahr; sie sahen Straßenräuber, für gewöhnlich Banden von zehn oder zwölf einfach gekleideten Männern, die sich die Chancen gegen drei Reiter mit eingespannten Pfeilen ausrechneten und wieder zwischen den Bäumen verschwanden, bevor Lan und die anderen sie erreichten. Lan oder Bukama folgen ihnen jedes Mal, nur weit genug, um sicher zu sein, dass sie wirklich verschwunden waren, während die anderen beiden Alys beschützten. Es wäre töricht gewesen, in einen Hinterhalt zu reiten, der möglicherweise auf sie wartete.
Am Mittag des vierten Tages ritten sie auf einer Straße durch die bewaldeten Hügel, die, so weit das Auge in beide Richtungen reichte, leer war. Der Himmel war klar, nur ein paar vereinzelte weiße Wolken trieben dahin, und die einzigen Laute kamen von den Hufen der Pferde und den Eichhörnchen auf den Ästen. Plötzlich brachen dreißig Schritte voraus Reiter aus dem Unterholz zu beiden Seiten der Straße hervor, etwa zwanzig schmutzstarrende Burschen, die eine Linie bildeten, die den Weg versperrte, und Hufgetrommel verkündete, dass hinter ihnen noch mehr kamen.
Lan ließ die Zügel über den Sattelknauf fallen, riss zwei weitere Pfeile heraus und hielt sie zwischen den Fingern, während er den bereits in die Bogensehne eingespannten zurückzog. Er bezweifelte, dass ihm genug Zeit für einen zweiten Schuss bleiben würde, aber man konnte ja nie wissen. Drei der Männer vor ihm trugen verbeulte Harnische voller Rostflecken über den
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