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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Ethenielle und der Prinzgemahl konnten die Stadt nur im Krieg zusammen verlassen –, aber es galt Anstandsregeln zu folgen.
    Bei der Vorstellung, der Prinzgemahl könnte nicht da sein, klappte Bulen der Unterkiefer herunter, aber man konnte von einem Botenjungen nicht erwarten, bereits alle Feinheiten des Hofes zu kennen. Aber man hätte Anya nicht Lan zugeteilt, hätte sie sich nicht in allem ausgekannt. »O ja, mein Lord«, sagte sie. Sie hob das Hemd mit den dunklen Flecken hoch, schüttelte den Kopf und legte es zur Seite. Nicht auf den Mantel. Anscheinend war das Hemd nicht mehr zu retten. Sie schüttelte den Kopf bei den meisten Kleidungsstücken, selbst bei denen, die in den Schrank kamen. Die meisten waren schwer strapaziert worden.
    »Sind irgendwelche vornehmen Gäste zu Besuch?« Es hatte ihn gejuckt, diese Frage zu stellen, fast so sehr, wie die Floh- und Fliegenstiche juckten.
    Anya und Esne tauschten Blicke aus. »Nur eine Frau, die erwähnenswert ist, mein Lord«, erwiderte Anya. Sie faltete erst ein Hemd zusammen und legte es in den Schrank, um ihn ein wenig auf die Folter zu spannen. »Die Lady Edeyn Arrel.« Die beiden Frauen lächelten sich an, was sie noch ähnlicher aussehen ließ. Natürlich hatten sie von Anfang an gewusst, was er herausfinden wollte, aber sie hatten kein Recht, deshalb wie Närrinnen zu grinsen.
    Während Bulen seinen Stiefeln eine dringend nötige Reinigung zukommen ließ, wusch sich Lan von Kopf bis Fuß am Waschständer, statt darauf zu warten, dass man eine Badewanne brachte, und er schmierte die Stiche mit einer Salbe ein, die Anya von Esne holen ließ, aber er ließ sich von den Frauen ankleiden. Nur weil sie Dienerinnen waren, war das kein Grund, sie vor den Kopf zu stoßen. Er besaß ein weißes Seidenhemd, dem man noch nicht ansah, wie oft es getragen worden war, eine schwarze Seidenhose, die so gut wie neu war, und einen guten schwarzen Seidenmantel, dessen Ärmel Stickereien goldener Blutrosen mit ihren gekrümmten Dornen zierten. Blutrosen für Verlust und Erinnerung. Wie passend! Seine Stiefel wiesen einen Glanz auf, den er Bulen nie zugetraut hätte. Er war so gut gerüstet, wie er nur sein konnte. Mit einer Waffe in der Hand gab es kaum etwas, das er fürchtete, aber Edeyns Waffen würden nicht aus Stahl sein. Er hatte keine großen Erfahrungen mit der Art von Schlacht, die er nun kämpfen musste.
    Er gab Anya und Esne je eine Silbermark und Bulen einen Silberpfennig – Frau Romera wäre außer sich gewesen, hätte man ihr Geld angeboten, aber die Diener eines Besuchers erwarteten am ersten und am letzten Tag etwas – und sandte den Jungen zum Stall, um sich zu vergewissern, dass seine Befehle für Katzentänzer befolgt wurden. Die Frauen schickte er hinaus, damit sie seine Tür bewachten. Dann setzte er sich hin und wartete. Seine Treffen mit Edeyn mussten in der Öffentlichkeit stattfinden, mit so vielen Menschen um sie herum wie möglich. Bei einem Privattreffen lagen alle Vorteile bei der Carneira eines Mannes.
    Er ertappte sich bei der Frage, wo Alys hingegangen war, was sie von ihm und den anderen gewollt hatte, und versuchte, sie aus seinem Kopf zu verbannen. Selbst abwesend war diese Frau so etwas wie eine Gänsehaut. Auf einem der verzierten Beistelltische stand eine hohe Silberkanne mit Tee, zweifellos mit Beeren und Pfefferminze angereichert, und eine mit Wein, aber er ignorierte sie. Er war nicht durstig, und er brauchte einen klaren Kopf und musste sich auf Edeyn konzentrieren. Er versenkte sich im Ko’di und saß in gefühllose Leere eingehüllt. Es war immer besser, ohne Gefühle in die Schlacht zu ziehen.
    In schockierend kurzer Zeit kam Anya zurück und schloss sorgfältig die Tür hinter sich. »Mein Lord, Lady Edeyn erbittet Eure Anwesenheit in ihren Gemächern.« Ihr Ton war sehr neutral, ihr Gesicht so ausdruckslos wie das einer Aes Sedai.
    »Bestellt ihrem Boten, dass ich mich noch nicht von der Reise ausgeruht habe«, sagte er.
    Anya schien enttäuscht von dieser Antwort, als sie einen Knicks machte.
    Die Höflichkeit verlangte, dass er Zeit zum Erholen hatte, so viel er brauchte, aber weniger als eine halbe Stunde später nach der vergoldeten Uhr auf dem Kaminsims nach zu urteilen, kam Anya erneut und brachte einen Brief, dessen Wachssiegel eine geduckte Löwin zeigte. Eine geduckte Löwin, die zum Sprung bereit war. Edeyns persönliches Siegel – und ihrer wert. Er brach es zögernd. Der Brief war sehr kurz.
    Komm zu mir, Süßer.

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