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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wirklich höher als ein Berg?«
    »Lass den Mann doch antworten, Diryk«, sagte Brys, und sein vorgetäuschter Ärger wurde von amüsiertem Gelächter verdorben. Der Junge errötete peinlich berührt, schaffte es aber trotzdem, ein liebevolles Lächeln für seinen Vater zustande zu bringen, der ihm schnell den Kopf tätschelte.
    »Erinnert Euch, wie es ist, acht zu sein, Brys«, sagte Lan. »Soll der Junge doch seine Aufregung zeigen.« Er selbst hatte mit acht das Ko’di gelernt und erfahren, welchem Feind er entgegentreten musste, wenn er zum ersten Mal die Große Fäule betrat. Hatte angefangen zu lernen, wie man mit Händen und Füßen tötete. Sollte Diryk eine glücklichere Kindheit haben, bevor er über den Tod nachdenken musste.
    Befreit ließ Diryk einen weiteren Strom von Fragen los, auch wenn er diesmal die Antworten abwartete. Hätte er die Gelegenheit bekommen, hätte der Junge alles über die Aiel und die Wunder der großen Städte im Süden wie Tar Valon und Far Madding wissen wollen. Vermutlich hätte er nie geglaubt, dass Chachin genauso groß war. Schließlich machte sein Vater dem ein Ende.
    »Lord Mandragoran wird dir später alles erzählen, was dein Herz begehrt«, sagte Brys zu dem Jungen. »Zunächst aber muss er jemand anders sehen. Fort mit dir, zu Frau Tuval und deinen Büchern!«
    Lan hatte das Gefühl, dass jeder im Raum in erwartungsvoller Spannung den Atem anhielt, als Brys ihn über den rot-weiß gefliesten Boden führte.
    Edeyn sah genauso aus, wie Lan sie in Erinnerung hatte. Oh, zehn Jahre älter, mit weißen Strähnen an den Schläfen und einigen Fältchen in den Augenwinkeln, aber diese großen, dunklen Augen zogen ihn immer noch in ihren Bann. Ihr Ki’sain hatte immer noch die weiße Farbe einer Witwe, und das Haar reichte ihr immer noch in dunklen Locken bis über die Taille. Sie trug ein rotes Seidenkleid nach Art der Domani, eng anliegend und hauchdünn. Sie war wunderschön, aber nicht einmal sie konnte hier etwas tun. Er machte ruhig eine Verbeugung.
    Einen Augenblick lang sah sie ihn nur kühl und berechnend an. »Es wäre … einfacher gewesen, wenn du zu mir gekommen wärst«, murmelte sie und schien sich nicht daran zu stören, dass Brys es hören konnte. Dann kniete sie sich schockierenderweise anmutig nieder und nahm seine Hände in ihre. »Unter dem Licht«, verkündete sie mit lauter, kräftiger Stimme, »schwöre ich, Edeyn ti Gemallen Arrel, al’Lan Mandragoran, Herr der Sieben Türme, Herr der Seen, Wahre Klinge von Malkier, die Treue. Möge er den Schatten zerreißen!« Selbst Brys schien verblüfft zu sein. Einen Augenblick lang herrschte Stille, als sie seine Finger küsste, dann brach auf allen Seiten Jubel los. Rufe wie »Der Goldene Kranich!« und sogar »Kandor reitet mit Malkier!« ertönten.
    Der Lärm ermöglichte ihm, seine Hände wegzuziehen und sie auf die Füße zu heben. »Meine Lady«, begann er mit gepresster Stimme, »es gibt keinen König von Malkier. Die Hohen Lords haben nicht die Stäbe geworfen.«
    Sie legte ihm eine Hand auf die Lippen. Eine warme Hand. »Drei der überlebenden fünf sind hier in diesem Raum, Lan. Sollen wir sie fragen, wie sie sich entscheiden? Was sein muss, wird sein.« Und dann verschwand sie in der Menge derer, die sich um ihn drängten, ihm gratulieren wollten – die ihm auf der Stelle die Treue geschworen hätten, wenn er sie gelassen hätte.
    Brys rettete ihn und führte ihn auf eine lange Galerie mit Steinbrüstung, die zweihundert Fuß tief bis zu den Dächern unten abfiel. Es war allgemein bekannt, dass Brys diese Galerie aufsuchte, wenn er ungestört sein wollte, und niemand folgte ihnen. Nur eine Tür führte zu ihr, kein Fenster ging auf sie hinaus, und kein Laut vom Palast drang herüber. »Hätte ich gewusst, dass sie das vorhat«, sagte der ältere Mann, während sie mit auf dem Rücken verschränkten Händen auf und ab gingen, »hätte ich sie nie willkommen geheißen. Wenn Ihr wollt, lasse ich sie wissen, dass sie nicht länger willkommen ist. Seht mich nicht so an, Mann. Ich weiß genug über Malkieri-Bräuche, um sie nicht zu beleidigen. Sie hat Euch so gut wie in einen Kasten genagelt, von dem ich weiß, dass Ihr Euch nie dafür entschieden hättet.« Brys wusste weniger, als er glaubte. So wohlgesetzt die Worte auch sein mochten, die Einladung zurückzunehmen würde eine tödliche Beleidigung sein.
    »›Mit der Zeit werden selbst die Berge abgetragen‹«, zitierte Lan. Er war sich nicht sicher,

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