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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
Autoren: Robert Jordan
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Diebstahl zu. Vielleicht traf das auch auf einige der Leute zu, die in ihren abgetragenen, geflickten Wollsachen mit gesenkten Köpfen daherschlurften oder mit trotzigen Mienen stolzierten. Eine arme Frau konnte schnell zu einem Diebstahl bereit sein, wenn sie nichts hatte. Moiraines gefütterter Umhang und das seidene Reitkleid zogen verstohlene Blicke auf sich, genau wie Pfeil. Es gab kein anderes Pferd auf der Straße.
    Als sie vor dem ersten Gasthaus, das sie fand, abstieg, einem schäbig aussehenden Haus namens Die Gerupfte Gans , knurrte sie ein gelber Hund mit hervortretenden Rippen an, bis sie mit einem dünnen Strang Luft nach ihm schnippte und ihn jaulend die Straße entlangschickte. Bedeutend mehr Anlass zur Sorge gab eine hochgewachsene junge Frau in einem oft geflickten roten Kleid, das an einigen Stellen völlig verblichen war. Sie gab vor, im Schuh nach einem Steinchen zu suchen, während sie Pfeil verstohlene Blicke zuwarf. Begehrliche Blicke. Hier gab es weder Zügelbalken noch Eisenringe an den Wänden. Moiraine ließ die Zügel herabhängen, was der Stute sagte, dass sie sich nicht bewegen durfte, dann legte sie Fesseln aus Luft um die Vorderbeine und schuf ein Gewebe um sie herum, das sie warnen würde, falls jemand versuchte, das Tier zu stehlen. Und sie hielt das Gewebe fest, statt es zu verknoten.
    Der dunkle Gastraum der Gerupften Gans passte zum Äußeren. Der Boden war mit etwas bedeckt, das einstmals Sägespäne gewesen sein mochten, mittlerweile aber wie geronnener Schlamm aussah. Die Luft stank nach abgestandenem Pfeifenqualm und saurem Ale sowie nach etwas, das in der Küche anzubrennen schien. Die Gäste beugten sich an den kleinen Tischen über ihre Krüge, grobschlächtige Männer in einfachen Mänteln, und sie hoben bei Moiraines Eintreten überrascht die Köpfe. Der Wirt war ein schmaler Bursche in einem fleckigen grauen Mantel, dessen schmales Gesicht zu einem ständigen anzüglichen Grinsen verzerrt war, so schurkisch im Auftreten wie jeder der Wegelagerer auf der Überlandstraße.
    »Wohnt hier eine tairenische Frau?«, fragte sie. »Eine junge Tairenerin mit blauen Augen?«
    »Das hier ist kein Ort für Leute wie Euch, meine Lady«, murmelte er und rieb sich über die stoppelige Wange. »Kommt, lasst mich Euch etwas Besseres zeigen.«
    Er setzte sich in Richtung Tür in Bewegung, aber sie legte eine Hand auf seinen Ärmel. Leicht. Einige der Flecken auf dem Mantel schienen Essensreste zu sein, und aus der Nähe roch er, als hätte er sich seit Wochen nicht mehr gewaschen. »Die Tairenerin.«
    »Ich habe keine blauäugige Tairenerin gesehen. Bitte, meine Lady, ich kenne eine gute Schenke, ein gutes Haus, nur zwei Straßen weiter.«
    Das Gewebe, das sie um Pfeil gelegt hatte, kribbelte auf ihrer Haut. »Danke, nein«, sagte sie zu dem Wirt und eilte hinaus.
    Die Frau in dem verblichenen roten Kleid versuchte Pfeil fortzuführen, riss an den Zügeln und wurde zusehends wütender über die winzigen Schritte der Stute.
    »An deiner Stelle würde ich das bleiben lassen«, sagte Moiraine laut. »Die Strafe für Pferdediebstahl ist Auspeitschen, wenn das Pferd zurückgegeben wird, und Schlimmeres, wenn nicht.« Von jeder Aufgenommenen wurde verlangt, sich mit den grundsätzlichen Gesetzen der verschiedenen Nationen vertraut zu machen.
    Die junge Frau wirbelte mit offen stehendem Mund herum. Anscheinend hatte sie geglaubt, mehr Zeit zu haben, bevor Moiraine wieder herauskam. Aber die Überraschung legte sich schnell, und sie drückte den Rücken durch und legte eine Hand auf das Gürtelmesser mit der langen Klinge. »Ich schätze, du glaubst, du könntest mich zwingen«, sagte sie und musterte Moiraine verächtlich von Kopf bis Fuß.
    Es wäre ein Vergnügen gewesen, die Frau mit ein paar Striemen auf dem Rücken fortzujagen, aber das hätte unter Umständen ihre wahre Identität enthüllt. Ein paar Passanten, Männer, Frauen und Kinder, waren stehen geblieben, um zuzusehen. Nicht, um sich einzumischen, nur um das Ende zu sehen. »Wenn ich muss, werde ich das tun«, sagte Moiraine gelassen.
    Die junge Frau runzelte die Stirn, befeuchtete sich die Lippen, spielte am Messergriff herum. Plötzlich warf sie Pfeils Zügel zur Seite. »Dann behalte sie! Sie ist es sowieso nicht wert, dass man sie stiehlt.« Sie kehrte ihr den Rücken zu und ging, dabei warf sie trotzige Blicke in alle Richtungen.
    Wut schoss in Moiraine hoch, und sie lenkte Luft und versetzte der Frau einen harten Schlag auf
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