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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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    Eine Unterschrift gab es nicht, aber er hätte auch ohne das Wachssiegel keine gebraucht. Ihre vollendete Handschrift war ihm so vertraut wie die eigene. Der Brief passte zu Edeyn. Befehlend. Edeyn war dazu geboren, eine Königin zu sein, und wusste es.
    Er übergab das Blatt den Flammen des Kamins. Diesmal war Anyas Enttäuschung nicht zu übersehen. Beim Licht, man hatte ihm die Frau als Dienerin gegeben, aber Edeyn hatte in ihr eine Verbündete, falls ihr das klar war. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach wusste sie das genau. Irgendwie erfuhr sie immer alles, das ihr von Nutzen sein konnte.
    Von Edeyn kamen keine weitere Aufforderungen, aber als die Uhr dreimal zur vollen Stunde schlug, erschien Frau Romera.
    »Mein Lord«, sagte sie förmlich. »Seid Ihr ausgeruht genug, um vom Prinzgemahl empfangen zu werden?«
    Es war eine Ehre, von ihr persönlich begleitet zu werden, aber Außenstehende brauchten eine Führung, um sich im Palast zurechtzufinden. Sein Schwert blieb auf dem lackierten Ständer neben der Tür zurück. Es würde ihm hier nichts nützen und außerdem Brys brüskieren, weil es den Anschein erweckte, dass er glaubte, sich selbst schützen zu müssen. Was er tat, nur nicht mit Stahl.
    Er erwartete zuerst ein Treffen unter vier Augen, aber Frau Romera führte ihn in eine große Halle mit einer Kuppel, die in ihrer Mitte als Firmament bemalt war und von dünnen, geriefelten Säulen gestützt wurde, und die Halle war voller Menschen und vom Gemurmel der Konversationen erfüllt, die bei seinem Eintreten erstarben. Diener schritten geschickt durch die Menge und boten Kandori-Lords und -Ladys in Seidengewändern mit den gestickten Wappen ihrer Häuser und Leuten in feinen Tuchen mit den Emblemen der bedeutendsten Gilden gewürzten Wein an. Und auch anderen. Lan sah Männer in langen Mänteln den Hadori tragen, die ihn seines Wissens seit mindestens zehn Jahren nicht mehr getragen hatten. Frauen mit auf Schulterlänge oder noch kürzer geschnittenen Haaren hatten sich das kleine Pünktchen des Ki’sain auf die Stirn gemalt. Sie verbeugten sich, als er eintrat, und machten tiefe Knickse, diese Männer und Frauen, die beschlossen hatten, sich an Malkier zu erinnern. Sie verfolgten, wie die Shatayan ihn zu Brys brachte – wie Falken, die eine Feldmaus beobachteten. Oder wie Falken, die auf das Signal zum Flug warteten. Vielleicht hätte er niemals hierherkommen dürfen. Aber dazu war es nun zu spät. Der einzige Weg war der nach vorn, ganz egal, was an seinem Ende lag.
    Prinz Brys war ein untersetzter, grobschlächtiger Mann in den mittleren Jahren, für den eine Rüstung angemessener zu sein schien als grüne Seide, aber in Wahrheit war er an beides gewöhnt. Brys war Ethenielles Schwertträger, der General ihrer Armeen und ihr Gemahl, und er hatte das Amt nicht bekommen, weil er Ethenielle geheiratet hatte. Brys hatte einen Ruf als General. Er hielt Lan an den Schultern fest und ließ nicht zu, dass dieser sich verbeugte.
    »Das dulde ich nicht bei einem Mann, der mir in der Großen Fäule zweimal das Leben gerettet hat, Lan.« Brys lachte.
    »Und Ihr habt meines zweimal gerettet«, sagte Lan. »Der Ehre ist genug getan.«
    »Das mag sein, das mag sein. Außerdem scheint durch Eure Ankunft etwas von Eurem Glück auf Diryk abgefärbt zu haben. Er ist heute Morgen von einem Balkon gestürzt, volle fünfzig Fuß, ohne sich einen Knochen zu brechen.« Er winkte seinen zweiten Sohn herbei, einen hübschen, dunkeläugigen Achtjährigen in einem Mantel, wie sein Vater ihn trug. Der Junge hatte einen großen Bluterguss seitlich am Kopf und schien, seinen steifen Bewegungen nach zu urteilen, auch andernorts Prellungen zu haben, machte aber eine förmliche Verbeugung, die lediglich durch sein breites Grinsen verdorben wurde. »Er sollte eigentlich im Unterricht sein«, führte Brys aus, »aber er war so erpicht darauf, Euch zu sehen, dass er vergessen hätte, was er gelernt hat, und sich an einem Schwert geschnitten hätte.« Der Junge protestierte stirnrunzelnd, dass er sich niemals schneiden würde.
    Lan erwiderte die Verbeugung des Jungen genauso förmlich, aber schon einen Augenblick später machte der Junge auch die letzten Reste des Protokolls zunichte.
    »Es heißt, Ihr hättet im Süden und in den Sümpfen von Shienar gegen die Aiel gekämpft, mein Lord«, sagte er. »Stimmt das? Sind sie wirklich zehn Fuß groß? Verschleiern sie wirklich die Gesichter, bevor sie töten? Ist die Weiße Burg

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