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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
Autoren: Robert Jordan
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Quartiere. Irrelevante Gedanken waren besser als …
    »Willst du frühstücken?«, fragte Siuan.
    Moiraine zuckte überrascht zusammen. Frühstück? »Ich würde keinen Bissen herunterbekommen, Siuan.«
    Siuan zuckte bloß mit den Schultern. »Ich habe auch keinen Appetit. Ich wollte dir bloß Gesellschaft leisten, falls du etwas essen willst.«
    »Ich gehe auf mein Zimmer und versuche etwas zu schlafen, falls ich es schaffe. Ich habe in zwei Stunden eine Novizinnenklasse.« Und vermutlich noch mehr Klassen an diesem Tag zu unterrichten, falls die Schwestern nicht bald zurückkamen. Novizinnen durften keinen Unterricht ausfallen lassen, nicht wegen solch lächerlicher Dinge wie Schlachten oder …
    Sie wollte nicht über das »oder« nachdenken. Sie würde ebenfalls Unterricht verpassen, wenn die Aes Sedai nicht zurückkamen. Aufgenommene lernten größtenteils für sich allein, aber sie hatte eine Privatstunde bei Meilyn Sedai anstehen und eine weitere bei Larelle Sedai.
    »Schlaf würde Zeit verschwenden, die wir nicht haben«, sagte Siuan energisch. »Wir üben für die Prüfung zur Erhebung. Wir müssten noch einen Monat Zeit haben, aber es könnte auch schon morgen sein.«
    »Wir können nicht sicher sein, ob wir überhaupt geprüft werden. Merean hat nur gesagt, sie würde glauben, dass wir kurz davorstehen.«
    Siuan schnaubte vernehmlich. In ihrer Zeit als Novizin hatten die Schwestern ihre Sprache entrümpelt, die oft primitiv und nach den Docks geklungen hatte, aber es war ihnen noch immer nicht gelungen, sämtliche Kanten abzuschleifen. Was auch gut so war. Raue Kanten waren einfach ein Teil von Siuan. »Wenn Merean sagt, dass jemand nahe dran ist, dann wird sie innerhalb des Monats geprüft, und das weißt du genau, Moiraine. Wir üben.«
    Moiraine seufzte. Sie glaubte ohnehin nicht, schlafen zu können, nicht jetzt, aber sie bezweifelte auch, sich konzentrieren zu können. Übungen erforderten Konzentration. »Na gut, Siuan.«
    Die zweite Überraschung nach ihrer Freundschaft war die Feststellung gewesen, dass bei ihnen die Fischertochter führte und die Adlige folgte. Natürlich hatten die Rangordnungen der Außenwelt in der Burg keine Bedeutung. Zwei Töchter von Bettlern waren zur Amyrlin aufgestiegen sowie Töchter von Kaufleuten und Bauern und Handwerkern, einschließlich dreier Schuhmachertöchter, aber nur eine Herrschertochter. Außerdem hatte man Moiraine lange vor ihrem Aufbruch von zu Hause beigebracht, Menschen nach ihren Fähigkeiten einzuschätzen. Vor allem im Sonnenpalast lernte man das, sobald man alt genug zum Laufen war. Siuan war zur Anführerin geboren worden. Es fühlte sich überraschend natürlich an, dorthin zu folgen, wohin Siuan führte.
    »Ich wette, wenn du die Stola hundert Jahre getragen hast, sitzt du im Saal der Burg, und bevor weitere fünfzig vergangen sind, bist du Amyrlin«, sagte sie, und das nicht zum ersten Mal. Und es forderte dieselbe Reaktion wie immer heraus.
    »Verwünsch mich nicht«, sagte Siuan mit einem Stirnrunzeln. »Ich will die Welt sehen. Vielleicht Gegenden, die noch keine andere Schwester zuvor gesehen hat. Ich habe zugesehen, wie die Schiffe in Tear einliefen, voll beladen mit Seide und Elfenbein aus Shara, und ich habe mich immer gefragt, ob die Matrosen wohl den Mut hatten, sich aus den Handelshäfen herauszuschleichen. Ich hätte ihn gehabt.« Ihr Gesicht ähnelte Tamras, was die Entschlossenheit anging. »Einmal ist mein Vater mit seinem Boot den ganzen Weg flussabwärts bis zum Meer der Stürme gefahren, und ich konnte kaum die Netze einholen, weil ich immer nach Süden starren musste und mich fragte, was jenseits des Horizonts liegt. Eines Tages werde ich es sehen. Und das Aryth-Meer. Wer weiß schon, was sich westlich vom Aryth-Meer befindet? Seltsame Länder mit seltsamen Sitten. Vielleicht Städte so groß wie Tar Valon, und Berge, die höher als das Rückgrat der Welt sind. Stell dir das bloß mal vor, Moiraine! Stell es dir vor!«
    Moiraine unterdrückte ein Lächeln. Siuan war es mit ihren Abenteuern so leidenschaftlich ernst, auch wenn sie sie niemals so bezeichnet hätte. Abenteuer spielten sich in Geschichten und Büchern ab, niemals im wahren Leben, wie Siuan jeden zurechtgewiesen hätte, der das Wort benutzt hätte. Doch ohne jeden Zweifel würde sie, sobald sie die Stola errungen hatte, fort sein, und zwar wie ein von einem Bogen abgeschossener Pfeil. Und dann würden sie sich vielleicht in zehn Jahren oder einer vielleicht noch
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