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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)
Autoren: Robert Jordan
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Dienst eingeteilt. Was ist passiert? Der Rest von uns hat nur gehört, dass sie gestorben ist.«
    »Ich reichte ihr eine Tasse Tee, als sie keuchte und mir tot entgegenfiel«, erwiderte Moiraine. Und das war eine noch bessere Antwort für eine Aes Sedai als Siuans Erwiderung, jedes Wort entsprach der Wahrheit und vermied doch die ganze Wahrheit.
    Zu ihrer Überraschung flackerte ein Ausdruck von Trauer über Tarnas Antlitz. Es war nur flüchtig, aber es war da gewesen. Tarna zeigte nie eine Gefühlsregung. Sie war aus Stein gemeißelt. »Gitara Sedai war eine große Frau«, murmelte sie. »Sie wird uns sehr fehlen.«
    »Warum will die Amyrlin mit uns sprechen?«, fragte Moiraine. Offensichtlich war Gitaras Tod bereits verkündet worden, und der Tradition gemäß würde ihre Beerdigung am nächsten Tag stattfinden, also musste das nicht angekündigt werden. Sicherlich würde Tamra die Aufgenommenen nicht über die Vorhersage ins Bild setzen.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Tarna, die jetzt wieder kühl wie immer war. »Aber ich sollte nicht hier herumstehen und reden. Es wurde allen befohlen, sofort das Frühstück abzubrechen. Wenn wir uns beeilen, können wir es gerade noch schaffen, bevor die Amyrlin eintrifft.«
    Von den Aufgenommenen wurde ein gewisses Maß an Würde verlangt, eine Vorbereitung für den Tag, an dem sie die Stola errangen. Sie durften nicht laufen, wenn man es ihnen nicht befohlen hatte. Aber jetzt liefen sie, Tarna genauso schnell wie die anderen, mit bis zu den Knien geschürzten Röcken, und sie ignorierten die verblüfften Blicke der livrierten Diener in den Korridoren. Aes Sedai ließen die Amyrlin nicht warten. Aufgenommene dachten nicht einmal daran.
    Der ovale Lehrsaal mit der breiten Krone aus Schneckenverzierungen unter der sanft geschwungenen Kuppeldecke mit dem Gemälde des Himmels einschließlich weißer Wolken wurde nur selten benutzt. Moiraine und die anderen trafen als Letzte ein, aber die Reihen der auf Hochglanz polierten Holzbänke waren weniger als zu einem Viertel gefüllt. Das Getuschel der Aufgenommenen, die darüber rätselten, warum die Amyrlin sie zusammengerufen hatte, schien noch zusätzlich zu unterstreichen, wie wenige sie waren verglichen mit der Menge, für die der Saal einst errichtet worden war. Moiraine strich die abnehmende Zahl energisch aus ihren Gedanken. Wenn die Schwestern vielleicht … Nein. Sie würde nicht darüber nachdenken.
    Glücklicherweise war das Podest an der Vorderseite des Saals noch leer. Sie und Siuan fanden Plätze am hinteren Rand der Versammelten, und Tarna setzte sich neben sie, aber sie gehörte eindeutig nicht zu ihnen. Die Frau trug ihre Reserviertheit wie einen Umhang. Myrelle, noch immer verstimmt darüber, dass man ihr Gitaras Ableben verschwiegen hatte, stolzierte weiter zum anderen Ende der Reihe. Die Hälfte der im Raum versammelten Frauen schien sich zu unterhalten, und zwar alle gleichzeitig. Es war so gut wie unmöglich zu verstehen, was jemand sagte, und das wenige, das Moiraine verstehen konnte, war völliger Blödsinn. Sie alle sollten für die Stola geprüft werden? Auf der Stelle? Aledrin musste vom Hirnfieber befallen sein, um so einen Unsinn von sich zu geben. Nun, sie war schnell für etwas zu begeistern. Brendas war noch schlimmer. Obwohl sie eigentlich vernünftig war, behauptete sie, man würde sie alle nach Hause schicken, weil Gitara vor ihrem Tod das Ende der Weißen Burg Vorhergesagt hatte oder vielleicht sogar der Welt. Gegen Mittag würde es vermutlich ein Dutzend Geschichten über eine Vorhersage Gitaras geben, falls es mittlerweile nicht sogar schon mehr gab – Gerüchte blühten in den Quartieren der Aufgenommenen wie Rosen in einem Treibhaus –, aber Moiraine wollte trotzdem keine davon hören. Um ihr Geheimnis zu bewahren, würde sie mit der Wahrheit jonglieren müssen, zumindest in den nächsten Tagen. Sie hoffte, dass sie dazu fähig war.
    »Weiß irgendjemand etwas?«, fragte Siuan die Aufgenommene neben ihr, eine schlanke, sehr dunkle Frau mit glattem schwarzem Haar, das ihr bis zur Taille reichte, und verschiedenen schwarzen Tätowierungen auf den Händen. »Oder ist das alles bloß leeres Gerede?«
    Zemaille musterte sie einen Augenblick nüchtern, bevor sie erwiderte: »Gerede, würde ich sagen.« Zemaille ließ sich immer Zeit. Sie war immer ernst und nachdenklich. Bestimmt würde sie Braun wählen, wenn sie erhoben wurde. Oder vielleicht Weiß.
    Sie war eine Seltenheit in der Burg; sie
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