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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Feier des Tages auch ein Pferd kaufen wollen, und jetzt wünschte sie sich, sie hätte sich nicht von ihr überreden lassen, es nicht zu tun. Siuan hätte die Übung brauchen können. Sie zog sich so unbeholfen auf ihren grauen Wallach, dass das geduldig erscheinende Tier den Kopf wandte, um sie konsterniert anzusehen. Als sie den anderen Fuß in den Steigbügel fummelte, wäre sie beinahe heruntergefallen. Nachdem sie es geschafft hatte, ergriff sie die Zügel so fest, dass sich ihre dunkelgrauen Handschuhe über den Knöcheln spannten; ihr Gesicht trug einen Ausdruck grimmiger Entschlossenheit, als wäre sie für eine Prüfung bereit, bei der sie versagen könnte. Und für sie war es das auch. Siuan konnte reiten; nur eben außerordentlich schlecht. Einige der Männer starrten auch ihre zur Hälfte entblößten Beine an, aber sie schien es nicht zu bemerken. Und selbst wenn sie es getan hätte, hätte es sie nicht gestört. Ihr zufolge bedeutete die Arbeit auf einem Fischerboot, dass man die Röcke hochband und die Beine bis weit übers Knie entblößte!
    Sobald sie beide aufgesessen waren, teilte ein schlanker junger Unterleutnant, dessen Helm einen kurzen weißen Busch aufwies, acht Wächter zu ihrer Eskorte ein. Hinter den Gitterstangen seines Helms sah er ganz gut aus, aber jeder Burgwächter vermied es tunlichst, eine Aufgenommene anzulächeln, und er schenkte Siuan und ihr kaum Aufmerksamkeit, bevor er sich abwandte. Nicht, dass sie lächeln oder ein Lächeln erwidern wollte – sie war keine hirnlose Novizin –, aber es hätte ihr gefallen, ihn länger anzusehen.
    Der Anführer der Eskorte war nicht attraktiv. Ein hochgewachsener, ergrauter Bannerträger mit ständig finsterer Miene, der sich mit tiefer, knirschender Stimme kurz angebunden als Steler vorstellte, postierte seine Soldaten in einem lockeren Ring um sie und lenkte seinen sehnigen rotbraunen Wallach ohne ein weiteres Wort auf das Sonnenuntergangstor zu. Die Wächter schlossen sich ihm an, und sie und Siuan wurden von ihnen in die Richtung getrieben. Getrieben! Sie behielt mühsam ihre Ruhe bei. Es war eine gute Übung. Siuan schien nicht zu glauben, dass sie sich darin üben musste.
    »Wir sollen ans Westufer«, rief sie und starrte Stelers Rücken finster an. Er antwortete nicht. Sie hieb ihrem Grauen die Fersen in die dicken Flanken und ritt an die Seite des Mannes, wobei sie beinahe aus dem Sattel gerutscht wäre. »Habt Ihr mich nicht gehört? Wir reiten zum Westufer.«
    Der Bannerträger seufzte laut und wandte endlich den Kopf. »Man hat mir befohlen, Euch zum Westufer zu bringen …« Er verstummte, als würde er darüber nachdenken, mit welchem Titel er sie ansprechen sollte. Anscheinend fiel ihm nichts ein, denn als er weitersprach, tat er es ohne Ehrentitel und in einem energischeren Tonfall. »Nun, wenn eine von Euch blaue Flecken davonträgt, werde ich etwas zu hören bekommen, und ich will nichts zu hören bekommen, also bleibt in dem Kreis, hört Ihr? Nun, geht jetzt zurück. Oder wir halten auf der Stelle an, bis Ihr es tut.«
    Siuan biss die Zähne zusammen und ließ sich zu Moiraine zurückfallen.
    Mit einem schnellen Blick, um sich zu vergewissern, dass keiner der Soldaten nahe genug war, um sie belauschen zu können, flüsterte Moiraine: »Du kannst nicht glauben, dass wir diejenigen sein werden, Siuan.« Sie hoffte es natürlich, aber das hier war das wahre Leben und keine Gauklergeschichte. »Möglicherweise ist er noch nicht einmal geboren worden.«
    »Wir haben die gleiche Chance wie alle anderen auch«, murmelte Siuan. »Sogar noch eine größere, weil wir wissen, wonach wir suchen.« Sie hatte nicht aufgehört, finster in die Richtung des Bannerträgers zu starren. »Wenn ich den Bund mit einem Behüter eingehe, werde ich als Erstes dafür sorgen, dass er das tut, was man ihm sagt.«
    »Denkst du daran, dich mit Steler zu verbinden?«, fragte Moiraine in einem unschuldigen Tonfall. Siuans Blick war eine solche Mischung aus Erstaunen und Entsetzen, dass sie beinahe gelacht hätte. Aber Siuan fiel auch beinahe schon wieder von ihrem Pferd, und darüber konnte Moiraine nicht lachen.
    Nachdem sie das eisenbeschlagene Sonnenuntergangstor mit seinen hoch oben in die dicken Holzbohlen eingesetzten vergoldeten untergehenden Sonnen passiert hatten, wurde schnell ersichtlich, dass sie die gepflasterten Straßen in südwestlicher Richtung benutzten, auf das Alindaer-Tor zu. Es gab viele Wassertore in die Stadt, die kleine Boote

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