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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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benutzen konnten, und natürlich den Südhafen und Nordhafen für die Flussschiffer, aber es gab nur sechs Brückentore. Das Alindaer-Tor war das südlichste der drei Tore nach Westen und kein gutes Omen, weil es einen in die Nähe des Drachenbergs brachte, aber Moiraine glaubte nicht, dass sich Steler von seinem Weg abbringen lassen würde. Lebe mit dem, was du nicht ändern kannst, sagte sie sich mürrisch. Siuan musste kurz davorstehen, an den Nägeln zu kauen.
    Aber Siuan musterte stumm Stelers Rücken. Sie starrte ihn nicht länger finster an, sondern studierte ihn, so wie sie die Rätselspiele studierte, die sie so liebte, die Art, die einen in den Irrsinn treiben konnte, wo die Teile so zusammengesteckt waren, dass man sie scheinbar niemals auseinanderbekam. Aber Siuan bekam sie immer auseinander. Das galt auch für Worträtsel und Zahlenrätsel. Siuan erkannte Muster, wo keine andere sie sah. Sie war so in die Betrachtung des Bannerträgers vertieft, dass sie tatsächlich einigermaßen entspannt ritt, wenn nicht sogar mit einigem Können. Zumindest schien sie nicht mehr bei jedem Schritt in Gefahr zu schweben, aus dem Sattel zu fallen.
    Vielleicht würde sie eine Möglichkeit finden, ihn zugänglich zu machen, aber Moiraine genoss den Ritt durch die Stadt. Schließlich konnte keine Rede davon sein, dass Aufgenommene die Burg dauernd verlassen durften, und Tar Valon war die größte Stadt der bekannten Welt und die prächtigste obendrein. Mit Sicherheit sogar der ganzen Welt. Die Insel war beinahe zehn Meilen lang, und mit Ausnahme der öffentlichen Parkanlagen und der Privatgärten – und natürlich dem Ogierhain – nahm die Stadt jeden Quadratfuß davon in Anspruch.
    Die Straßen, die sie entlangritten, waren breit und schon vor langer Zeit vom Schnee geräumt worden, und viele schienen vor Menschen überzuquellen; die meisten gingen zu Fuß, aber es schlängelten sich auch Sänften durch die Menge. In diesem Gedränge ging Laufen schneller als Reiten, und nur die stolzesten und stursten Leute saßen auf Pferden – so wie die tairenische Adlige mit ihrer Gefolgschaft aus Dienern und Leibwächtern, die wegen des hohen Spitzenkragens kaum den Kopf bewegen konnte, oder die dicht zusammengerückte Gruppe Kandori-Kaufleute mit ihren über der Brust gespannten Silberketten oder gar die kleinen Gruppen aus murandianischen Gecken in ihren hellen Mänteln und mit den gezwirbelten Schnurrbärten, die eigentlich in der Schlacht draußen hätten sein sollen. Oder jene, die einen langen Weg zurückzulegen hatten, gestand sich Moiraine ein und machte einen weiteren nutzlosen Versuch, die Beine zu bedecken, und starrte einen Saldaeaner mit Schlitzaugen – dem einfachen Wollmantel nach zu urteilen ein Händler oder Handwerker – finster an, der sie zu offen bewunderte. Beim Licht! Männer schienen nie zu verstehen, wann eine Frau angesehen werden wollte und wann nicht. Oder es war ihnen egal. Auf jeden Fall konnten Steler und seine Männer ihnen durch ihre bloße Gegenwart einen Weg bahnen. Niemand wollte acht bewaffneten Burgwächtern in ihren Rüstungen im Weg stehen. Das war es, was die Menge auseinanderweichen ließ. Moiraine bezweifelte, dass irgendjemand in der Menge wusste, dass ein mit einem Streifen versehenes Gewand auf eine Angehörige der Weißen Burg hinwies. Die Leute, die nach Tar Valon kamen, mieden die Burg, falls sie dort keinen Geschäften nachgingen.
    In der Menge schien jede Nation vertreten zu sein. Die Welt kommt nach Tar Valon, so hieß es. Männer aus Tarabon aus dem fernen Westen mit ihren Schleiern, die ihr Gesicht bis in Augenhöhe verbargen und doch so durchsichtig waren, dass ihre dicken Schnurrbärte deutlich zu sehen waren, schoben sich an Matrosen vorbei, die von den Flussschiffen kamen, die den Erinin befuhren, Männer mit lederartiger Haut, die trotz der Kälte barfuß liefen. Ein Grenzländer in Rüstung und Kettenhemd passierte sie in entgegengesetzter Richtung; es handelte sich um einen hartgesichtigen Shienarer, dessen mit einem Helmbusch versehener Helm am Sattelknauf hing und der bis auf den Haarknoten kahl geschoren war. Er war sicherlich ein Kurier auf dem Weg zur Burg, und Moiraine spielte kurz mit dem Gedanken, ihn anzuhalten. Aber er würde ihr seine Botschaft nicht mitteilen, und sie würde sich einen Weg durch Stelers Wächter bahnen müssen. Beim Licht, wie sie es hasste, nicht Bescheid zu wissen!
    Es gab dunkel gekleidete Cairhiener, die wegen ihrer geringeren Größe

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