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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nur ans Abendessen denkt. Ich weiß, warum ich gerade dich ansehe, Malvin.«
    Moiraine fragte den jungen Offizier, was sie mit den Schoßpulten machen sollten. Er schaute sie finster an, bevor er sagte: »Lasst sie, wo sie sind. Man wird sie einsammeln.« Und er stolzierte so schnell fort, dass sein Umhang hinter ihm herwehte.
    »Warum ist er so wütend?«, wunderte sie sich laut.
    Steler sah, wie die Burgwächter ihre Tiere in den Stall führten, dann antwortete er so leise, dass sie es nicht mitbekamen. »Er wollte gegen die Aiel kämpfen.«
    »Mir ist egal, ob der Narr ein Held sein wollte«, sagte Siuan scharf. Sie stützte sich auf Moiraine, die den Verdacht hatte, dass allein ihr Arm um die Taille der anderen Frau sie aufrecht hielt. »Ich will heißes Wasser zum Waschen und mein Bett, und auf das Abendessen kann ich verzichten.«
    »Das klingt schön«, hauchte Moiraine. Jedenfalls bis auf die Sache mit dem Essen. Sie hätte ein ganzes Schaf verspeisen können!
    Siuan schaffte es, allein weiterzugehen, aber sie hinkte mit zusammengebissenen Zähnen und deutlich unterdrücktem Stöhnen. Doch sie weigerte sich, ihre Ledertasche von Moiraine tragen zu lassen. Siuan gab Schmerzen niemals nach. Sie gab niemals etwas nach. Als sie ihre Galerie in den Gemächern der Aufgenommenen erreicht hatten, verschwanden alle Gedanken an heißes Wasser. Katerine wartete.
    »Das wird auch Zeit«, sagte sie und zog ihren Umhang enger. »Ich dachte schon, ich würde erfrieren, bevor ihr zurückkommt.« Sie war eine Frau mit scharfen Gesichtszügen und welligem schwarzem Haar, das ihr bis zur Taille hing, und sie konnte scharfzüngig sein. Mit Novizinnen oder anderen Aufgenommenen. Bei Aes Sedai war sie milder als Milchwasser, das personifizierte Lächeln. »Merean will Euch in ihrem Arbeitszimmer sehen, Moiraine.«
    »Warum das denn?«, wollte Siuan wissen. »Es ist nicht einmal Sonnenuntergang.«
    »Oh, Merean teilt mir immer ihre Gründe mit, Siuan. Und sie will diesmal nur Moiraine sehen und nicht Euch. Nun, ich habe es Euch ausgerichtet, und ich will mein Essen haben und dann ins Bett. Wir müssen diese elende Arbeit morgen erneut verrichten, bei Sonnenaufgang geht es los. Wer hätte gedacht, dass ich lieber in meinem Zimmer lerne, als einen Ausritt zu machen?«
    Siuan sah Katerine stirnrunzelnd hinterher, als sie ging. »Eines Tages wird sie sich mit ihrer Zunge noch schneiden. Soll ich dich begleiten, Moiraine?«
    Moiraine hätte nichts lieber gewollt. Sie hatte nichts angestellt, jedenfalls nicht in letzter Zeit, und ein Ruf in Mereans Arbeitszimmer bedeutete nie etwas Gutes. Viele Novizinnen und Aufgenommene besuchten diesen Raum, um sich an Mereans Schulter auszuweinen, wenn das Heimweh oder der Leistungsdruck zu schlimm wurden. Herbeizitiert zu werden war da eine ganz andere Sache. Aber sie schüttelte den Kopf und gab Siuan ihren Umhang und die Tasche. »Die Salbe ist da drin. Sie ist sehr gut gegen Wundsein.« Das Gesicht ihrer Freundin hellte sich auf.
    »Ich könnte dich trotzdem begleiten. Ich brauche die Salbe nicht so dringend.«
    »Du kannst kaum laufen. Geh schon. Was auch immer Merean von mir will, es wird nicht lange dauern.« Beim Licht, sie hoffte, dass Merean nicht irgendeinem Streich auf die Schliche gekommen war, den sie sicher verborgen geglaubt hatte. Aber wenn dem so war, würde zumindest Siuan der Bestrafung entgehen. In ihrem derzeitigen Zustand hätte sie das nicht ertragen.
    Das Arbeitszimmer der Herrin der Novizinnen befand sich auf der anderen Seite des Turms, in der Nähe der Novizinnenquartiere und eine Etage unter dem Arbeitszimmer der Amyrlin, in einem breiten Gang, der rot und grün gefliest und mit einem blauen Läufer ausgelegt war. Moiraine holte vor der schmucklosen Tür zwischen zwei hellen Wandbehängen tief Luft, drückte ihr Haar zurecht und wünschte, sich die Zeit genommen zu haben, ihre Bürste zu benutzen, dann klopfte sie zweimal fest an. Merean befahl jedem, nicht so leise wie Mäuse im Getreidespeicher anzuklopfen.
    »Herein«, rief eine Stimme.
    Moiraine holte noch einmal tief Luft und trat ein.
    Im Gegensatz zum Arbeitszimmer der Amyrlin war Mereans Zimmer ziemlich klein und einfach gehalten, die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt, die Möbel stabil und größtenteils schmucklos. Moiraine vermutete, dass Frauen, die vor hundert Jahren Aufgenommene gewesen waren, alles in dem Raum wiedererkannt hätten. Vielleicht sogar vor zweihundert Jahren. Das schmale Teetischchen

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