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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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– ohne jede Stütze aufrecht. Das war ein Ter’angreal , ein Artefakt, das im lange vergangenen Zeitalter der Legenden erschaffen worden war, um die Eine Macht zu benutzen. Darin würde man sie der Prüfung unterziehen. Sie würde nicht versagen. Das würde sie nicht!
    »Kommt herbei«, sagte Merean förmlich. Die anderen Aes Sedai, die sich bereits in dem Raum befanden, eine von jeder Ajah, traten näher und stellten sich im Kreis um sie auf, die fransenbesetzten Stolen auf den Schultern drapiert. Elaida war dabei, und Moiraine verspürte ein plötzliches Unbehagen. »Moiraine Damodred, Ihr kommt in Unwissenheit. Wie wollt Ihr gehen?«
    Beim Licht, warum hatte man Elaida gestattet, daran teilzunehmen? Sie verspürte den verzweifelten Drang, danach zu fragen, aber die Worte waren vorgeschrieben. Es überraschte sie, dass ihre Stimme beherrscht klang. »In Selbsterkenntnis.«
    »Aus welchem Grund seid Ihr hergerufen worden?«, intonierte Merean.
    »Um geprüft zu werden.« Selbstbeherrschung war wichtiger als alles andere, aber auch wenn ihre Stimme danach klang, sah es in ihrem Inneren ganz anders aus. Sie konnte Elaida nicht aus ihren Gedanken verbannen.
    »Aus welchem Grund sollte man Euch prüfen?«
    »Damit ich erfahre, ob ich würdig bin.« Alle Schwestern würden versuchen, sie zum Scheitern zu bringen – schließlich handelte es sich um eine Prüfung –, aber Elaida würde sich die größte Mühe geben. Beim Licht, was sollte sie nur tun?
    »Wofür sollte man Euch würdig befinden?«
    »Die Stola zu tragen.« Und mit diesen Worten fing sie an, sich auszuziehen. Laut uraltem Brauch musste sie in Licht gekleidet geprüft werden, als Symbol, dass sie allein dem Schutz des Lichts vertraute.
    Als sie ihren Gürtel öffnete, fiel ihr plötzlich das kleine Notizbuch in ihrer Gürteltasche ein. Falls man es entdeckte …! Aber jedes Zögern bedeutete jetzt Scheitern. Sie legte Gürtel und Tasche neben den Füßen ab und griff nach hinten, um mit den Knöpfen zu beginnen.
    »Darum werde ich Euch instruieren«, fuhr Merean fort. »Ihr werdet dieses Zeichen auf dem Boden sehen.« Mit der Macht malte sie einen sechszackigen Stern in die Luft, zwei sich überschneidende Dreiecke, die einen Augenblick lang in Flammen standen.
    Moiraine fühlte, wie eine Schwester hinter ihr Saidar umarmte, und ein Gewebe berührte ihren Hinterkopf. »Erinnert Euch an das, das nicht vergessen werden darf«, murmelte die Schwester. Es war Anaiya, die Blaue. Aber das gehörte nicht zu den Dingen, die man ihr beigebracht hatte. Was hatte das zu bedeuten? Sie ließ die Finger zielstrebig die Knopfreihe den Rücken hinunterwandern. Es hatte begonnen, und sie musste in völliger Stille weitermachen.
    »Wenn Ihr dieses Zeichen seht, werdet Ihr Euch unverzüglich ruhigen Schrittes dorthin begeben, weder eilig noch zögerlich, und erst dann dürft Ihr die Macht umarmen. Das erforderliche Gewebe muss sofort beginnen, und Ihr dürft dieses Zeichen nicht verlassen, bis es vollendet ist.«
    »Erinnert Euch an das, was nicht vergessen werden darf«, murmelte Anaiya.
    »Nach Vollendung des Gewebes werdet Ihr das Zeichen erneut sehen, es wird Euch den Weg weisen«, sagte Merean, »und Ihr werdet ihn gehen, wieder stetigen Schrittes, ohne Zögern.«
    »Erinnert Euch an das, was nicht vergessen werden darf.«
    »Einhundert Mal werdet Ihr weben, in der Reihenfolge, die man Euch gelehrt hat und in perfekter Selbstbeherrschung.«
    »Erinnert Euch an das, was nicht vergessen werden darf«, murmelte Anaiya ein letztes Mal, und Moiraine fühlte, wie das Gewebe in sie eindrang, so ähnlich wie eine Heilung.
    Bis auf Merean traten alle Schwestern zurück und bildeten einen Kreis um das Ter’angreal . Sie knieten auf dem Steinboden nieder, und jede umarmte Saidar . Umgeben vom Licht der Macht lenkten sie sie, und die Farben des Ovals veränderten sich immer schneller, bis es wie ein an einem Mühlrad befestigtes Kaleidoskop blitzte. Sie webten alle Fünf Mächte in einer Komplexität, die fast so schwierig war wie die in der Prüfung verlangten Aufgaben; jede Schwester konzentrierte sich auf ihren Teil. Nein, das stimmte so nicht. Elaida schaute zur Seite. Ihr Blick war streng und fiebrig, als er Moiraine berührte. Eine rot glühende Ahle, dazu gemacht, sich in ihren Schädel zu bohren.
    Sie wollte sich die Lippen befeuchten, aber »perfekte Selbstbeherrschung« bedeutete genau das. Ob nun im Schutz des Lichts oder nicht, sich vor so vielen auszuziehen war

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