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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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geholfen? Konnte sie ihnen einen Vorgeschmack auf die richtige Prüfung für die Stola gegeben haben? Beim Licht, wenn das bedeutete, während der ganzen Zeit geschlagen zu werden …! O beim Licht, wie sollte sie dann nur bestehen? Aber woraus die Prüfung auch immer bestand, jede Frau, die die Stola trug, hatte sie abgelegt und bestanden. Sie würde es auch. Irgendwie würde sie es schaffen! Sie drängte Myrelle und Siuan dazu, sie härter zu bedrängen, und auch wenn sie sie manchmal zum Weinen brachten, weigerten sie sich, das zu tun, was Elaida getan hatte. Trotzdem scheiterte sie immer wieder daran, alle einhundert Gewebe zu vollenden. Der Eisklumpen wurde jeden Tag ein Stückchen größer.
    Elaida bekamen sie zwei Tage lang nicht zu Gesicht, und dann begegneten sie ihr auf dem Weg zum Mittagessen. Bei ihrem Anblick blieb die Rote Schwester neben einem hohen Kandelaber stehen und sagte kein Wort, während sie ihren Knicks machten. Schweigend sah sie ihnen dann nach. Ihr Gesicht war eine Maske gelassener Selbstbeherrschung, aber in ihren Augen loderte ein Feuer. Ihr Blick hätte die Wolle ihrer Kleider in Brand stecken müssen.
    Moiraines Herz wurde schwer. Offensichtlich glaubte Elaida, dass sie selbst zur Herrin der Novizinnen gegangen waren. Und sie hatte Merean zufolge einen »Preis der Demütigung« bezahlt. Moiraine konnte sich mehrere Möglichkeiten vorstellen, dass die Androhung einer Buße Elaida zum Einlenken brachte, und jede einzelne würde die Schwester ordentlich gedemütigt haben. Die Frage war nur, wie hart Merean sie in die Mangel genommen hatte. Vermutlich sehr hart; sie sprach von den Novizinnen und Aufgenommenen, als würden sie ihr gehören. Oh, das war keine kleine Animosität, die da im Verlauf der Zeit gären konnte. Was da in Elaidas Augen zu sehen gewesen war, war offene Feindseligkeit gewesen. Sie hatten sich eine Feindin auf Lebenszeit geschaffen.
    Als sie das Siuan erzählte, grunzte ihre Freundin nur mürrisch. »Nun, ich wollte sie nie zur Freundin, oder? Ich sage dir, sollte sie je wieder versuchen, mir zu schaden, sobald ich die Stola habe, werde ich sie dafür bezahlen lassen.«
    »O Siuan«, sagte Moiraine und lachte. »Aes Sedai schaden einander doch nicht.« Aber ihre Freundin ließ sich nicht davon abbringen.
    Eine Woche auf den Tag, an dem Gitara ihre Vorhersage gemacht hatte, wurde es plötzlich wärmer. Die Sonne stieg an einem allem Anschein nach kühlen Frühlingstag in den wolkenlosen Himmel, und vor Sonnenuntergang war der größte Teil des Schnees geschmolzen. Um den Drachenberg herum waren Eis und Schnee verschwunden, wenn man einmal vom Gipfel absah. Der Boden um den Berg herum gab seine eigene Wärme ab, und hier schmolz der Schnee immer zuerst. Das Ende der Frist war da. Sie suchten einen Jungen, der innerhalb dieser zehn Tage geboren worden war. Zwei Tage später nahm die Zahl derjenigen, welche die Kriterien erfüllten, dramatisch ab, und fast eine Woche später waren fünf Tage vergangen, ohne dass ein weiterer Name in ihre kleinen Notizbücher eingetragen worden war. Aber sie konnten nur hoffen, dass keine weiteren mehr gefunden wurden.
    Neun Tage nach dem Tauwetter erschien Merean im schwachen Licht der Dämmerung auf der Galerie, als Siuan und Moiraine gerade zum Frühstück wollten. Sie trug ihre Stola. »Moiraine Damodred«, sagte sie förmlich, »Ihr werdet zur Prüfung für die Stola der Aes Sedai gerufen. Das Licht schütze Euch und erhalte Euch unversehrt.«

KAPITEL 9

    Der Anfang
    M erean ließ Moiraine kaum genug Zeit für eine rasche Umarmung Siuans, bevor sie sie fortführte, und mit jedem Schritt wuchs der Eisklumpen in ihrem Leib. Sie war nicht bereit! Bei sämtlichen Übungen hatte sie es nur zweimal geschafft, alle Gewebe zu vollenden, und bei dem Druck, den Elaida ausgeübt hatte, war sie nicht einmal annähernd so weit gekommen. Sie würde scheitern und der Burg verwiesen werden. Sie würde scheitern. Diese Worte dröhnten in ihrem Kopf, ein Trommelschlag, der den Gang zur Axt des Scharfrichters untermalte. Sie würde scheitern.
    Als sie Merean eine schmale Wendeltreppe in die Felsentiefen unter der Weißen Burg hinunterfolgte, kam ihr ein Gedanke. Wenn sie die Prüfung nicht bestand, würde sie trotzdem noch immer die Macht lenken können, jedenfalls so lange, wie sie es unauffällig tat. Die Burg betrachtete es mit Missfallen, wenn Frauen, die man fortgeschickt hatte, ihre Fähigkeiten zur Schau stellten, und wenn der Burg etwas

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