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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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willkommen, die daran teilnehmen
möchten. Ilyena, meine Liebste, wir haben einen Gast. Ilyena, wo bist du?«
    Die Augen des schwarz gekleideten Mannes
weiteten sich, sein Blick huschte hinüber zum Körper der goldblonden Frau und
dann zu Lews Therin zurück. »Shai’tan soll Euch holen! Hat Euch der Wahn schon
so stark ergriffen?«
    Â»Dieser Name. Shai …« Lews Therin
erschauderte und hob abwehrend eine Hand. »Ihr dürft diesen Namen nicht
erwähnen. Das ist gefährlich.«
    Â»Also erinnert Ihr Euch wenigstens daran.
Gefährlich für Euch, nicht für mich! Woran erinnert Ihr Euch noch? Erinnert
Euch, Ihr verblendeter Narr! Ich werde dies alles nicht beenden, wenn Ihr von
Ahnungslosigkeit strotzt! Erinnert Euch!«
    Lews Therin betrachtete seine erhobene
Hand, fasziniert von den Mustern im Schmutz. Dann wischte er die Hand an dem
noch schmutzigeren Umhang ab und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem anderen
Mann zu. »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?«
    Der schwarz gekleidete Mann richtete sich
arrogant auf. »Einst nannte man mich Elan Morin Tedronai, doch jetzt …«
    Â»Verräter aller Hoffnung!« Es war nur ein
Flüstern. Erinnerungen regten sich, aber Lews Therin wandte den Kopf und
scheute ihre Berührung.
    Â»Also erinnert Ihr Euch an einiges. Ja,
Verräter aller Hoffnung. So bin ich von Menschen genannt worden, so wie sie
Euch Drache nannten, aber im Gegensatz zu Euch gefällt mir dieser Name. Sie
gaben ihn mir, um mich damit zu beschimpfen, doch ich werde sie dazu bringen,
niederzuknien und ihn anzubeten. Was werdet Ihr mit Eurem Namen anfangen? Nach
dem heutigen Tag werden die Menschen Euch Brudermörder nennen. Wie findet Ihr
das?«
    Lews Therin ließ den sorgenvollen Blick
durch den zerstörten Saal schweifen. »Ilyena sollte hier sein, um einen Gast
willkommen zu heißen«, murmelte er abwesend, und dann erhob er die Stimme.
»Ilyena, wo bist du?« Der Boden bebte, der Körper der goldblonden Frau
veränderte die Lage, als antworte er auf den Ruf. Seine Augen sahen sie nicht.
    Elan Morin verzog das Gesicht. »Schaut
Euch nur an«, sagte er verächtlich. »Einst wart Ihr der erste aller Diener.
Einst habt Ihr den Ring von Tamyrlin getragen und auf dem Thron gesessen. Einst
habt Ihr die Neun Geißeln der Herrschaft beschworen. Und jetzt? Ein
erbärmliches, zerbrochenes Wrack. Aber das ist nicht genug. Ihr habt mich in
der Halle der Diener gedemütigt. Ihr habt mich vor den Toren von Paaran Disen
besiegt. Aber jetzt bin ich der Überlegene. Ich werde Euch nicht sterben
lassen, ohne Euch das bewusst zu machen. Wenn Ihr sterbt, werden Eure letzten
Gedanken das gesamte Wissen um Eure Niederlage erfassen. Ihr werdet begreifen,
wie vollständig und endgültig sie ist. Falls ich Euch überhaupt sterben lasse.«
    Â»Ich kann mir nicht vorstellen, was
Ilyena so lange aufhält. Sie wird böse auf mich sein, falls sie glaubt, ich
habe einen Gast vor ihr verborgen. Ich hoffe, Ihr unterhaltet Euch gern, denn
das liebt sie. Seid gewarnt. Ilyena wird Euch so viel fragen, dass Ihr am Ende
alles erzählt, was Ihr wisst.«
    Elan Morins Hände verkrampften sich. Mit
einer schnellen Bewegung warf er den Mantel zurück. »Wie schade für Euch«,
grübelte er laut, »dass keine Eurer Schwestern hier ist. Ich war nie sehr
geschickt im Heilen, und nun folge ich einer anderen Macht. Doch selbst eine
von ihnen könnte Euch nur ein paar klare Minuten bescheren, falls Ihr sie nicht
schon vorher zerstört. Was ich tun kann, wird seinen Zweck auch erfüllen –
jedenfalls meinen Zweck.« Sein plötzliches Lächeln hatte einen grausamen Zug.
»Ich fürchte nur, die Heilung durch Shai’tan unterscheidet sich von der, die
Ihr kennt. Heile, Lews Therin!« Er streckte die Hände aus, und das Licht
verdunkelte sich, als läge ein Schatten auf der Sonne.
    Schmerz flammte in Lews Therin auf, und
er schrie. Der Schrei kam aus den Tiefen seiner Seele, und er konnte ihn nicht
aufhalten. Feuer versengte sein Mark, Säure floss durch seine Adern. Er fiel
nach rückwärts, stürzte auf den Marmorboden; sein Kopf schlug auf dem Stein auf
und prallte zurück. Sein Herz hämmerte, wollte aus der Brust herausspringen,
und mit jedem Pulsschlag durchzuckten ihn neue Flammen. Hilflos verkrampfte er
sich, schlug um sich, sein Schädel eine Kugel reinster Todesqual und

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