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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihren Laternen beleuchteten. Der rundliche Wirt verabschiedete sich
unter Verbeugungen und versicherte ihnen, er werde ihr Geheimnis wahren, und
lud sie ein wiederzukommen. Mutch verfolgte ihren Abschied genauso mürrisch,
wie er ihre Ankunft beobachtet hatte.
    Das war einer, dachte Rand, der
keineswegs kurzen Prozess mit jemandem machen oder überhaupt jemanden abweisen
würde. Mutch würde dem Ersten, der ihn fragte, erzählen, wann sie losgeritten
waren und alles andere außerdem, was sie betraf. Ein kleines Stück die Straße
hinunter blickte er zurück. Eine Gestalt stand noch da, die Laterne hoch
erhoben, und sah ihnen nach. Er musste das Gesicht nicht sehen, um zu wissen,
dass es sich um Mutch handelte.
    Zu dieser Nachtstunde lagen die Straßen
Baerlons verlassen da. Durch geschlossene Fensterläden drangen nur hier und da
schwache Lichtstrahlen, und der Mondschein veränderte seine Helligkeit ständig
durch die vom Wind getriebenen Wolkenfetzen. Gelegentlich bellte ein Hund, wenn
sie an einer Einfahrt vorbeikamen, aber ansonsten störte kein anderer Laut die
Nachtruhe, bis auf das Hufegeklapper ihrer Pferde und den Wind, der über die Dächer
pfiff. Die Reiter schwiegen. Jeder war in seinen Umhang gehüllt und hing seinen
eigenen Gedanken nach.
    Wie gewöhnlich führte der Behüter sie an,
und Moiraine und Egwene ritten dicht hinter ihm. Nynaeve hielt sich nahe bei
dem Mädchen, während die anderen eng zusammengedrängt den Schluss bildeten. Lan
ließ die Pferde eine schnelle Gangart anschlagen.
    Rand beobachtete die umliegenden Straßen
argwöhnisch, und er bemerkte, dass seine Freunde es ihm gleichtaten. Die sich
verschiebenden Schatten, die der Mond warf, erinnerten ihn an die Schatten am
Ende des Flurs und wie sie scheinbar nach dem Blassen gegriffen hatten. Bei
jedem gelegentlichen Geräusch in der Ferne fuhren alle Köpfe ruckartig herum.
Langsam und beinahe unmerklich rückten sie bei ihrem Weg durch die Stadt immer
näher an Lans schwarzen Hengst und Moiraines weiße Stute heran.
    Am Caemlyn-Tor stieg Lan ab und hämmerte
mit der Faust an die Tür eines kleinen, viereckigen Steingebäudes, das an die
Stadtmauer angebaut war. Ein müder Wächter erschien. Er rieb sich schläfrig die
Augen. Als Lan sprach, verschwand seine Schlaftrunkenheit, und er sah an dem
Behüter vorbei und betrachtete die anderen. »Ihr wollt die Stadt verlassen?«,
rief er. »Jetzt? Mitten in der Nacht? Ihr müsst verrückt geworden sein!«
    Â»Wenn es keinen Befehl des Statthalters
gibt, der unsere Abreise verbietet …?«, sagte Moiraine. Sie war ebenfalls
abgestiegen, aber sie blieb von der Tür weg und mied das aus ihr auf die dunkle
Straße fallende Licht. »Nicht direkt, Herrin.« Der Wächter sah angestrengt nach
ihr und verzog das Gesicht bei dem Versuch, ihres zu erkennen. »Aber die Tore
sind zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang geschlossen. Man kann nur bei
Tageslicht hereinkommen. So lautet der Befehl. Außerdem gibt es dort draußen
Wölfe. Letzte Woche haben sie ein Dutzend Kühe gerissen. Sie könnten auch einen
Menschen töten.«
    Â»Keiner darf hereinkommen, aber der
Befehl sagt nichts vom Verlassen der Stadt«, stellte Moiraine fest, als sei
damit das letzte Wort gesprochen. »Seht Ihr? Wir verlangen nicht, dass Ihr dem
Befehl des Statthalters zuwiderhandelt.«
    Lan drückte dem Wächter etwas in die
Hand. »Für Eure Mühe«, murmelte er.
    Der Wächter nickte bedächtig. Er sah auf
seine Hand hinunter; Gold glänzte darin, und er stopfte die Münze hastig in
seine Tasche. »Ich schätze, der Befehl sagt nichts über das Verlassen der Stadt
aus. Einen Moment, bitte.« Er steckte den Kopf durch die Tür. »Arin! Dar! Kommt
heraus und helft mir, das Tor zu öffnen. Da sind Leute, die hinauswollen.
Widersprecht nicht! Tut’s einfach!«
    Zwei weitere Wächter kamen aus dem Haus,
blieben stehen und betrachteten in schläfriger Überraschung die
Reisegesellschaft von acht Leuten, die darauf wartete, hinausgelassen zu
werden. Unter den Anweisungen des ersten Wächters schlurften sie hinüber und
drehten das große Rad, mit dem der dicke Riegel heruntergelassen wurde. Dann
machten sie sich daran, das Tor aufzuschieben. Das Sperrrad klickte schnell
beim Mitdrehen, aber die gut geölten Torflügel schwangen ansonsten lautlos

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