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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original
Autoren: Robert Jordan
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schwer auf dem Land lag und die
    Herzen der Menschen beschwerte und
    alles Grün verblich und die Hoffnung starb.
    Und die Menschen riefen ihren Schöpfer und flehten:
    O Licht des Himmels, Licht der Welt, lasst den
    Berg den Verheißenen gebären, wie es die
    Prophezeiung sagte, so wie er in vergangenen
    Zeitaltern geboren wurde und in späteren geboren
    werden wird. Lasst den Prinz des Morgens
    zum Land singen, sodass die Felder gedeihen und
    die Täler Lämmer hervorbringen. Lasst den Arm
    des Herrn der Dämmerung uns Schutz vor dem
    Dunkel gewähren und das große Schwert der
    Gerechtigkeit uns verteidigen. Lasst den Drachen
    wieder auf den Winden der Zeit fliegen.
    Aus: Charal Drianaan te Calamon,
    dem Zyklus des Drachen
    (unbekannter Autor, Viertes Zeitalter)

KAPITEL 1

    Eine einsame Straße
    D as Rad der Zeit dreht sich,
Zeitalter kommen und gehen und hinterlassen Erinnerungen, die zu Legenden
werden. Legenden verblassen zu Mythen, und selbst die sind längst vergessen,
wenn das Zeitalter wiederkehrt, das an ihrem Ursprung stand. In einem dieser
Zeitalter, manche nennen es das Dritte Zeitalter, das einst kommen wird, das schon
lange vergangen ist, erhob sich ein Wind in den Verschleierten Bergen. Der Wind
stand nicht am Beginn. Es gibt keinen Beginn und kein Ende, wenn sich das Rad
der Zeit dreht. Doch zumindest setzte der Wind etwas in Bewegung.
    Unter den ewigen Wolkendecken der Gipfel,
die dem Gebirge den Namen gaben, wurde er geboren, und von dort aus wehte der
Wind nach Osten über die Sandhügel hinaus, die einst am Ufer eines großen
Meeres gelegen hatten, damals, vor der Zerstörung der Welt. Dann stürzte er
sich hinunter ins Land der Zwei Flüsse, in den dichten Forst, den man Westwald
nannte, und beutelte zwei Männer, die neben ihrem Pferdekarren eine steinige
Straße hinunterschritten. Haldenstraße nannte man sie. Obwohl der Frühling
schon seit mehr als einem Monat überfällig war, trug der Wind eine eisige Kälte
mit sich, die eher auf Schnee schließen ließ.
    Windstöße klebten Rand al’Thor den
klatschnassen Umhang an den Rücken, peitschten ihm den erdbraunen Wollstoff
gegen die Beine und ließen ihn hinter ihm herflattern. Er wünschte sich einen
schwereren Mantel. Oder hätte er wenigstens noch ein Hemd übergezogen! Jedes
zweite Mal, wenn er den Umhang wieder um sich zog, blieb er an dem Köcher
hängen, der ihm an der Hüfte hing. Zu versuchen, den Umhang mit einer Hand
festzuhalten, brachte auch nicht viel; in der anderen hielt er seinen Bogen,
auf dem schussbereit ein Pfeil lag.
    Als eine besonders starke Bö ihm den Saum
des Umhangs aus der Hand riss, blickte er über den Rücken der zerzausten
braunen Stute zu seinem Vater hinüber. Er kam sich wohl selbst ein wenig
kindisch vor, dass er sich vergewissern wollte, ob Tam noch da war, aber an
einem solchen Tag war ihm eben danach. Der Wind heulte bei jeder Bö, aber davon
abgesehen lag eine schwere Stille über dem Land. Im Vergleich dazu klang das
sanfte Quietschen der Achse geradezu laut. Kein Vogel sang im Wald, und auf den
Zweigen keckerte kein einziges Eichhörnchen. Bei dieser Art von Frühling konnte
er das allerdings auch nicht erwarten.
    Nur solche Bäume, die auch im Winter ihre
Nadeln oder Blätter nicht verloren, zeigten jetzt etwas Grün. Triebe der
Brombeeren vom letzten Jahr zogen sich netzartig über die Felsausläufer unter
den Bäumen. Unter den wenigen Kräutern herrschten die Brennesseln vor; der Rest
gehörte meist zu den Sorten mit scharfen Stacheln oder spitzen Dornen, oder es
war Stinkkraut, das auf den unachtsamen Stiefeln, die es zertraten, einen
fauligen Gestank hinterließ. Dort, wo dichte Baumgruppen tiefe Schatten warfen,
lagen verstreut noch einzelne Schneereste. Wo der Sonnenschein durchbrach,
hatte er weder Kraft noch Wärme. Die blasse Sonne hing über den Bäumen im
Osten, doch ihr Licht war von Dunkel durchsetzt, als habe es sich mit den
Schatten vermischt. Es war ein unangenehmer Morgen, gut geeignet für trübe Gedanken.
    Unwillkürlich berührte er die Kerbe des
Pfeils; er war bereit, ihn in einer fließenden Bewegung an seine Wange zu
ziehen, so wie Tam es ihn gelehrt hatte. Der Winter hatte die Bauernhöfe schwer
genug getroffen, schlimmer, als selbst die ältesten ihrer Bewohner es früher
schon einmal erlebt hatten, doch in den Bergen musste er noch
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