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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ertönte das Klappern von Goldtellern und Pokalen, die über den Fußboden
rollten. Plötzlich gellte ein Schmerzensschrei in Rands Ohren.
    Fast schon schluchzend brachte er es
endlich fertig, tief Luft zu holen, gerade in dem Augenblick, als er auch das
Schwert aus der Scheide gezogen hatte. Vorsichtig stand er auf und fragte sich,
welcher seiner Freunde aufgeschrien hatte. Perrin sah ihn mit weit
aufgerissenen Augen von der anderen Seite des Raums her an, wo er mit der Axt
in seiner Hand kauerte, als wolle er einen Baum fällen. Mat blickte hinter der
Seite eines Schatzhaufens hervor, und seine Hand umklammerte einen Dolch, den
er aus dem Schatz herausgezogen hatte.
    Etwas bewegte sich dort, wo der Schatten,
den die Fackeln übrig gelassen hatten, am tiefsten war. Sie fuhren alle herum.
Es war Mordeth, der seine Knie an die Brust gezogen hatte und sich so weit wie
möglich in die entfernteste Ecke zwängte.
    Â»Er hat uns betrogen«, keuchte Mat. »Es
war eine Falle.«
    Mordeth warf den Kopf zurück und schrie
jammernd auf. Die Wände zitterten, und Staub rieselte herunter. »Ihr seid alle
tot!«, rief er. »Alle tot!« Und er sprang auf und hechtete durch den Raum.
    Rands Unterkiefer klappte herab, und
beinahe hätte er das Schwert fallen lassen. Als Mordeth durch die Luft schoss,
streckte sich sein Körper wie eine Rauchfahne. So dünn wie ein Finger traf er
auf einen Spalt zwischen den Kacheln an der Wand und verschwand darin. Ein
letzter Schrei wehte noch durch den Raum und wurde langsam immer leiser,
nachdem er weg war.
    Â»Ihr seid alle tot!«
    Â»Wir müssen hier raus«, sagte Perrin
schwach. Er festigte seinen Griff um den Axtstiel und bemühte sich,
gleichzeitig in alle Richtungen zu sehen. Goldzierrat und Edelsteine knirschten
unbeachtet unter seinen Füßen.
    Â»Aber der Schatz«, protestierte Mat. »Wir
können ihn nicht einfach zurücklassen.«
    Â»Ich will nichts davon«, sagte Perrin,
der sich immer noch von einer Seite zur anderen drehte. Er erhob die Stimme und
schrie die Wände an:
    Â»Es ist Euer Schatz, hört Ihr mich? Wir
nehmen nichts davon mit!«
    Rand sah Mat zornig an. »Willst du, dass
er uns nachkommt? Oder willst du hier warten und dir die Taschen vollstopfen,
bis er mit zehn anderen von seiner Sorte zurückkommt?«
    Mat deutete auf all das Gold und die
Edelsteine. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, packte Rand einen seiner Arme
und Perrin den anderen. Sie zerrten ihn aus dem Raum. Mat wehrte sich und
stammelte von dem Schatz.
    Bevor sie auch nur zehn Schritte den Gang
hinunter getan hatten, erlosch das trübe Licht hinter ihnen allmählich. Die
Fackeln in der Schatzkammer gingen aus. Mat verstummte. Sie beschleunigten ihre
Schritte. Die erste Fackel außerhalb der Schatzkammer ging aus, dann die
nächste. Als sie die Wendeltreppe erreicht hatten, mussten sie Mat nicht mehr
zerren. Sie rannten alle, und hinter ihnen schloss sich die Dunkelheit. Sogar
die pechschwarze Dunkelheit an der Treppe ließ sie keinen Moment zögern. Dann
rannten sie hoch und schrien mit aller Kraft. Sie schrien, um alles
wegzuscheuchen, was dort auf sie warten mochte, und um sich selbst daran zu
erinnern, dass sie noch immer lebten.
    Sie rannten in den Saal oben, rutschten
und stürzten auf dem staubigen Marmorboden, krabbelten zwischen den Säulen
hindurch nach draußen und stolperten auf die Straße, verloren den Halt und
stürzten alle übereinander. Rand löste sich von seinen Freunden und hob Tams
Schwert vom Pflaster auf, wobei er sich argwöhnisch umblickte. Weniger als die
halbe Sonnenscheibe zeigte sich noch über den Dächern. Schatten griffen wie
dunkle Hände nach ihnen, erschienen im spärlichen Licht noch dunkler. Sie
füllten die Straße. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Die Schatten sahen
wie Mordeth aus, als griffe er nach ihnen. »Wenigstens sind wir draußen.« Mat
klopfte sich zittrig den Staub aus der Kleidung. »Und zumindest ich …«
    Â»Tatsächlich?«, fragte Perrin.
    Rand wusste, dass es diesmal nicht seine
Einbildung war. Sein Nacken prickelte. Irgendetwas beobachtete sie aus dem
Schatten der Säulen heraus. Er fuhr herum und betrachtete die Gebäude auf der
anderen Straßenseite. Auch von dort her fühlte er Blicke auf sich ruhen. Sein
Griff um den Schwertknauf festigte sich, obwohl er sich fragte, was das wohl
bringen

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