Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
würde. Von überall her schienen sie beobachtet zu werden. Die anderen
sahen sich misstrauisch um; er wusste, dass sie dasselbe fühlten.
    Â»Wir bleiben in der Straßenmitte«, sagte
er heiser. Sie suchten seinen Blick und sahen dabei genauso verängstigt aus,
wie er sich fühlte. Er schluckte schwer. »Wir bleiben in der Straßenmitte,
halten uns so weit wie möglich von den Schatten fern und gehen schnell.«
    Â»Gehen sehr schnell«, stimmte ihm Mat
leidenschaftlich zu.
    Die Beobachter folgten ihnen. Oder aber
es gab sehr viele Beobachter, denn aus beinahe jedem Gebäude wurden sie
angestarrt. Rand konnte beim besten Willen keine Bewegung entdecken, aber er
fühlte die Augen, gierige, hungrige Augen. Er wusste nicht, was schlimmer war:
Tausende von Augen oder nur wenige, die ihnen folgten.
    An offenen Stellen, wo der Sonnenschein
sie noch erreichte, gingen sie etwas langsamer und blinzelten nervös in die
Dunkelheit, die fortwährend vor ihnen lag. Keiner von ihnen hatte es eilig, in
die Schatten zu treten; keiner war sich ganz sicher, ob nicht doch etwas dort
auf sie lauerte. Wann immer Schatten die ganze Straße bedeckten und ihren Weg
versperrten, war die Vorfreude der Beobachter beinahe greifbar zu spüren. Sie
rannten schreiend über diese dunklen Stellen. Rand bildete sich ein, trockenes,
raschelndes Lachen zu hören.
    Als die Dämmerung sich schon ihrem Ende
zuneigte, kam das weiße Steingebäude in Sicht, das sie scheinbar vor Tagen
verlassen hatten. Plötzlich waren die Augen der Beobachter weg. Von einem
Schritt auf den anderen verschwanden sie in einem Wimpernschlag.
    Wortlos begann Rand zu laufen, von seinen
Freunden gefolgt, und dann rannten sie aus Leibeskräften, bis sie durch die Tür
hetzten und schnaufend zusammensanken.
    Mitten auf dem geplättelten Fußboden
brannte ein kleines Feuer. Der Rauch verschwand durch ein Loch in der Decke,
und zwar auf solche Weise, dass es Rand unangenehm an Mordeth erinnerte. Alle
außer Lan waren da und um das Feuer herum versammelt. Egwene, die sich die
Hände am Feuer wärmte, erschrak, als die drei in den Raum platzten. Sie
umklammerte ihren Hals, aber als sie sah, wer es war, verdarb ein Seufzer der
Erleichterung ihren Versuch eines vernichtenden Blickes. Thom murmelte nur
etwas mit der Pfeife im Mund, doch Rand konnte das Wort ›Narren‹ heraushören,
bevor der Gaukler wieder dazu zurückkehrte, mit einem Stock in den Flammen
herumzustochern.
    Â»Ihr wollköpfigen Nichtsnutze!«,
schimpfte die Dorfheilerin. Sie schien von Kopf bis Fuß Funken zu sprühen, ihre
Augen glitzerten, und auf ihren Wangen glühten rote Flecken. »Warum, zum Licht
noch mal, seid ihr davongerannt? Habt ihr überhaupt kein Hirn mehr? Lan sucht
nach euch, und ihr habt mehr Glück, als ihr verdient, wenn er euch bei seiner
Rückkehr nicht die Vernunft in eure dicken Schädel prügelt!«
    Das Gesicht der Aes Sedai verriet
überhaupt keine Erregung, aber bei ihrem Anblick hatten sich die in ihr Kleid
verkrampften Hände gelöst. Was Nynaeve ihr auch gegeben haben mochte, hatte
geholfen, denn sie war wieder auf den Beinen. »Das hättet ihr nicht tun
sollen«, sagte sie mit einer Stimme, die so klar und ruhig klang wie die
Oberfläche eines Sees im Wasserwald. »Wir werden später darüber sprechen. Dort
draußen muss etwas geschehen sein, denn sonst würdet ihr nicht so über die
eigenen Füße stolpern. Was war los?«
    Â»Ihr habt gesagt, wir seien in
Sicherheit«, beklagte sich Mat, wobei er sich wieder hochrappelte. »Ihr sagtet,
Aridhol war ein Verbündeter von Manetheren, und die Trollocs würden nicht in
die Stadt kommen …«
    Moiraine trat so unvermittelt einen
Schritt vor, dass Mat augenblicklich verstummte und Rand und Perrin mitten in
der Bewegung des Aufstehens innehielten, der eine noch gebückt und der andere
auf den Knien. »Trollocs? Habt ihr Trollocs innerhalb der Mauern gesehen?«
    Rand schluckte. »Keine Trollocs«, sagte
er, und dann begannen alle drei auf einmal, aufgeregt durcheinander zu
sprechen.
    Jeder begann an einem anderen Punkt. Mat
erzählte davon, wie sie den Schatz gefunden hatten, und es klang fast so, als
sei es allein sein Verdienst gewesen. Perrin erklärte zuerst, warum sie sich
anfangs davongestohlen hatten, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Rand kam gleich
zu dem Punkt, der ihm wichtig

Weitere Kostenlose Bücher