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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aus als jede, die Rand zuvor gesehen hatte.
Enge schwarze Kniebundhosen und weiche rote Stiefel, deren Stulpen an den
Knöcheln umgeschlagen waren. Eine lange, rote, mit Gold bestickte Weste und ein
schneeweißes Hemd mit weiten Ärmeln. Die Enden seiner Manschetten hingen
beinahe in Kniehöhe. Ganz bestimmt keine Kleidung, in der man eine Ruinenstadt
nach Schätzen durchsucht. Aber das war es noch nicht einmal, was ihn so
fremdartig wirken ließ. Dann mündete der Korridor in einen gekachelten Raum,
und er vergaß alles Eigenartige, was er an Mordeth entdeckt hatte. Sein Keuchen
glich dem seiner Freunde. Auch hier stammte das Licht von einigen Fackeln, die
die Decke des Zimmers mit Ruß schwärzten und von jedem mehr als einen Schatten
erzeugten, aber dieses Licht wurde tausendmal reflektiert von den Edelsteinen
und dem Gold, die am Boden aufgehäuft lagen: Hügel von Münzen und Juwelen,
Pokale und Teller und Platten, vergoldete, mit Edelsteinen verzierte Schwerter
und Dolche, alles achtlos hüfthoch aufgehäuft. Mit einem Aufschrei rannte Mat
vor und fiel vor einem der Stapel auf die Knie nieder. »Säcke«, sagte er
atemlos und steckte die Hände in all das Gold. »Wir werden Säcke brauchen, um
all das zu tragen.«
    Â»Wir können nicht alles tragen«, sagte
Rand. Er blickte sich hilflos um; alle Schmuckhändler, die während eines Jahres
nach Emondsfelde kamen, hätten nicht ein Tausendstel auch nur eines dieser
Stapel zusammenbringen können. »Nicht jetzt. Es ist fast dunkel.«
    Perrin zog eine Axt heraus und warf die
Goldketten zurück, die sich darum verwickelt hatten. Juwelen glitzerten an
ihrem glänzend schwarzen Griff, und die Doppelschneide war mit feinen Goldgravuren
verziert. »Also morgen«, sagte er und schwang grinsend die Axt. »Moiraine und
Lan werden uns verstehen, wenn wir ihnen das zeigen.«
    Â»Ihr seid nicht allein?«, fragte Mordeth.
Er hatte sie an sich vorbeigelassen, als sie in die Schatzkammer stürzten, doch
nun folgte er ihnen. »Wer ist noch bei euch?«
    Mat, dessen Arme tief in den Reichtümern
vor ihm steckten, antwortete abwesend: »Moiraine und Lan. Und dann noch Nynaeve
und Egwene und Thom. Er ist Gaukler. Wir reiten nach Tar Valon.«
    Rand hielt die Luft an. Mordeth schwieg,
Wut und Angst verzerrten sein Gesicht. Seine Lippen öffneten sich und gaben die
Zähne frei. »Tar Valon!« Er schüttelte geballte Fäuste nach ihnen. »Tar Valon!
Ihr habt gesagt, ihr wolltet nach diesem … diesem … Caemlyn reiten! Ihr habt
mich angelogen!«
    Â»Wenn Ihr immer noch wollt«, sagte Perrin
zu Mordeth, »dann kommen wir morgen zurück und helfen Euch.« Vorsichtig legte
er die Axt auf den Stapel juwelengeschmückter Schalen und Ringe und Ketten
zurück. »Wenn Ihr wollt.«
    Â»Nein. Das heißt …« Schwer atmend
schüttelte Mordeth den Kopf, als könne er sich nicht entscheiden. »Nehmt, was
ihr wollt. Außer … außer …«
    Plötzlich war Rand klar, was ihn die
ganze Zeit an dem Mann gestört hatte. Die verstreuten Fackeln in dem Korridor hatten
jedem von ihnen einen Ring von Schatten verliehen, genau wie die Fackeln in der
Schatzkammer. Nur … Er war so entsetzt, dass er es laut aussprach: »Ihr habt
keinen Schatten!«
    Ein Pokal fiel mit lautem Krachen aus
Mats Hand.
    Mordeth nickte, und zum ersten Mal
öffneten sich seine fleischigen Augenlider ganz. Sein schmales Gesicht erschien
auf einmal eingefallen und hungrig. »Nun denn.« Er richtete sich auf. Er schien
nun größer als zuvor. »Die Entscheidung ist gefallen.« Plötzlich war aller
Schein verschwunden. Mordeth schwoll wie ein Ballon an, verzerrte sich, der
Kopf stieß an die Decke, die Schultern wurden von den Wänden aufgehalten, und
so füllte er das eine Ende des Raums und schnitt ihnen den Fluchtweg ab. Mit
eingefallenen Wangen und gebleckten Zähnen streckte er Hände nach ihnen aus,
die groß genug waren, um den Kopf eines Mannes in ihnen zu halten.
    Mit einem Schrei sprang Rand zurück.
Seine Füße verfingen sich in einer Goldkette, und er stürzte zu Boden. Die Luft
blieb ihm weg. Er versuchte, wieder zu Atem zu kommen, und gleichzeitig griff
er nach seinem Schwert, wobei er seinen Umhang wegreißen musste, der sich um
die Scheide gewickelt hatte. Die Schreie seiner Freunde erfüllten den Raum, und
dazu

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