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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dressiert.«
    Â»Der Weg des Blattes?«, erwiderte Egwene.
»Was ist das?«
    Aram deutete auf die Bäume, sah ihr aber
dabei fest in die Augen. »Das Blatt lebt die ihm zugeteilte Zeit und kämpft
nicht gegen den Wind an, der es fortträgt. Das Blatt schadet niemandem, und
wenn es schließlich fällt, nährt es neue Blätter. So sollte es auch bei den
Menschen sein. Und besonders bei den Frauen.« Egwene begegnete seinem Blick,
und eine leichte Röte stieg in ihre Wangen.
    Â»Aber was bedeutet das?«, fragte Perrin.
Aram warf ihm einen verständnislosen Blick zu, und es war Raen, der die Frage
beantwortete. »Es bedeutet, dass kein Mensch einem anderen aus irgendeinem
Grund Schaden zufügen sollte.« Der Blick des Suchers huschte hinüber zu Elyas.
»Es gibt keine Entschuldigung für die Anwendung von Gewalt. Keine einzige.
Niemals.«
    Â»Und wenn Euch jemand angreift?«, beharrte
Perrin. »Wenn euch jemand schlägt oder versucht, euch zu berauben oder zu
töten?«
    Raen seufzte – ein geduldiges Seufzen –,
als sehe Perrin einfach nicht, was doch für ihn so offensichtlich war. »Wenn
mich ein Mann schlüge, dann würde ich ihn fragen, warum er das macht. Und wenn
er mich immer noch schlagen wollte, würde ich wegrennen; genauso, wenn er mich
berauben oder töten wollte. Viel besser, dass ich ihn nehmen lasse, was er
will, sogar mein Leben, als dass ich Gewalt anwende. Und ich würde hoffen, dass
ihm nicht zu viel Leid zugefügt würde.«
    Â»Aber Ihr habt gesagt, Ihr würdet ihn
nicht verletzen«, sagte Perrin.
    Â»Das würde ich auch nicht, aber Gewalt
gefährdet denjenigen, der sie anwendet, genauso wie den, gegen den sie
gerichtet ist.« Perrin blickte zweifelnd drein. »Ihr könntet mit Eurer Axt
einen Baum fällen«, sagte Raen. »Die Axt tut dem Baum Gewalt an und kommt
ungeschoren davon. Seht Ihr das so? Holz ist weich, verglichen mit Stahl, aber
der scharfe Stahl wird stumpf, wenn er draufloshackt, und der Saft des Baums
wird ihn verrosten und zerfallen lassen. Die mächtige Axt tut dem hilflosen
Baum Gewalt an und wird selbst dabei zu Schaden kommen. So ist es auch bei den
Menschen, auch wenn der Schaden die Seele betrifft.«
    Â»Aber …«
    Â»Genug«, knurrte Elyas und schnitt Perrin
das Wort ab. »Raen, es ist schon schlimm genug, dass du versuchst, Dorfjungen
zu dieser Torheit zu überreden – das bringt euch überall in Schwierigkeiten,
nicht wahr? –, aber die hier habe ich nicht zu euch gebracht, damit du ihnen
Unsinn erzählst. Lass das.«
    Â»Um sie dir zu überlassen?«, sagte Ila,
die zwischen den Handflächen Kräuter verrieb und sie in einen der Kessel
rieseln ließ. »Wirst du sie deinen Weg lehren, zu töten oder zu sterben? Wirst
du sie dem Schicksal zuführen, das du suchst, allein bis auf die Raben und
deine … Freunde zu sterben, die sich dann um deinen Körper streiten können?«
    Â»Halte Frieden, Ila«, sagte Raen sanft,
als habe er das alles und noch mehr schon hundertmal gehört. »Er wurde an
unserem Feuer willkommen geheißen, Frau.«
    Ila gab nach, aber Perrin bemerkte wohl,
dass sie sich nicht entschuldigte. Stattdessen sah sie Elyas an und schüttelte
traurig den Kopf. Dann klopfte sie sich die Kräuterreste von den Händen und
nahm aus einer roten Truhe an der Seite des Wagens Löffel und Tonschüsseln
heraus.
    Raen wandte sich wieder Elyas zu. »Mein
alter Freund, wie oft muss ich dir noch sagen, dass wir nicht versuchen,
irgendjemanden zu bekehren. Wenn die Dorfleute neugierige Fragen über unsere
Lebensweise stellen, beantworten wir sie. Sicher, es sind meistens die jungen
Leute, die solche Fragen stellen, und manchmal geht einer mit uns, wenn wir
weiterziehen, doch es ist ihre freie Entscheidung.«
    Â»Versuch das mal einer Bauersfrau zu
erklären, die gerade herausgefunden hat, dass ihr Kind mit den Kesselflickern
weggelaufen ist«, sagte Elyas trocken. »Deshalb lassen euch die größeren Städte
noch nicht einmal in der Nähe lagern. Die Dörfer dulden euch, weil ihr alles so
gut repariert, aber in den Städten werdet ihr nicht gebraucht, und sie wollen
nicht, dass ihr den jungen Leuten Flausen in den Kopf setzt.«
    Â»Ich weiß nicht, was die Städte alles
erlauben.« Raens Geduld schien unerschöpflich. Auf jeden Fall machte er nicht
den

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