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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Stimmen. Perrin rutschte von
dem Stamm, auf dem er gesessen hatte, auf den Boden und döste bald vor sich
hin.
    Nach einer Weile sagte Raen: »Hast du
andere Tuatha’an besucht, seit du im letzten Frühling bei uns warst, Elyas?«
    Perrin öffnete die Augen und schloss sie
wieder halb. »Nein«, antwortete Elyas, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen.
»Ich halte mich nicht gern bei zu vielen Menschen gleichzeitig auf.«
    Raen lachte leise. »Besonders, wenn es
Menschen sind, deren Lebensart das Gegenteil deiner eigenen darstellt, eh?
Nein, mein alter Freund, mach dir keine Gedanken. Ich habe schon vor Jahren die
Hoffnung aufgegeben, du könntest eines Tages nach dem Weg leben. Aber seit
unserem letzten Treffen habe ich eine Geschichte gehört, und falls du sie noch
nicht kennst, könnte sie dich wohl interessieren. Für mich ist sie
aufschlussreich, und ich habe sie immer wieder gehört, wenn wir andere Stämme
des Volkes getroffen haben.«
    Â»Ich höre.«
    Â»Die Sache begann im Frühjahr vor zwei
Jahren bei einem Stamm unseres Volkes, der die Wüste auf der Nordroute
durchquerte.«
    Perrin riss die Augen auf. »Die
Aiel-Wüste? Sie durchquerten die Aiel-Wüste?«
    Â»Einige Menschen können die Wüste
betreten, ohne belästigt zu werden«, sagte Elyas. »Gaukler. Händler, falls sie
ehrlich sind. Die Tuatha’an ziehen die ganze Zeit durch die Wüste. Vor dem Baum
und dem Aiel-Krieg kamen auch Kaufleute aus Cairhien.«
    Â»Die Aielmänner meiden uns«, sagte Raen
traurig, »obwohl sich viele von uns bemüht haben, mit ihnen zu sprechen. Sie
beobachten uns aus der Ferne, aber sie kommen uns nicht nahe, und sie lassen
uns nicht nahe an sich herankommen. Manchmal grüble ich darüber nach, ob sie
wohl das Lied kennen, aber das ist unwahrscheinlich. Bei den Aiel singen die
Männer nicht, wusstet ihr das? Ist das nicht eigenartig? Von der Zeit an, da
ein Aieljunge zum Mann wird, singt er nichts anderes mehr als Schlachtgesänge
oder die Totenklage für die Gefallenen. Ich habe gehört, wie sie für ihre Toten
gesungen haben und für diejenigen, die sie getötet hatten. Dieses Lied kann
selbst die Steine zum Weinen bringen.« Ila nickte zustimmend über ihrem
Stricken. Perrin sah die Kesselflicker in einem ganz neuen Licht. Er hatte
geglaubt, sie müssten die ganze Zeit über in Angst leben, weil sie ständig vom
Weglaufen sprachen, aber niemand, der Angst hatte, würde auch nur daran denken,
die Aiel-Wüste zu durchqueren. Nach dem zu urteilen, was er gehört hatte, würde
überhaupt niemand im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten versuchen, durch
diese Wüste zu ziehen.
    Â»Falls das eine Geschichte über ein Lied
werden soll …«, begann Elyas, aber Raen schüttelte den Kopf.
    Â»Nein, mein alter Freund, kein Lied. Ich
bin nicht sicher, worum es eigentlich geht.« Er wandte seine Aufmerksamkeit
Perrin zu. »Junge Aiel wagen sich oftmals in die Fäule. Einige dieser jungen
Männer gehen allein, weil sie aus irgendeinem Grund glauben, sie seien dazu
berufen, den Dunklen König zu töten. Die meisten gehen in kleinen Gruppen, um
Trollocs zu jagen.« Raen schüttelte traurig den Kopf, und als er fortfuhr,
klang seine Stimme bedrückt. »Vor zwei Jahren fand ein Stamm unseres Volkes,
der durch die Wüste zog, ungefähr hundert Meilen südlich der Fäule eine dieser
Gruppen.«
    Â»Junge Frauen«, warf Ila genauso traurig
wie ihr Mann ein, »kaum dem Mädchenalter entwachsen.«
    Perrin gab einen Laut der Überraschung
von sich, und Elyas grinste ihn ungerührt an. »Aielmädchen müssen sich nicht um
den Haushalt kümmern, wenn sie nicht wollen, Junge. Diejenigen, die stattdessen
Kriegerinnen werden wollen, werden Mitglieder in einer der
Kriegergemeinschaften, Far Dareis Mai, die Töchter des Speers, und kämpfen Seite an Seite mit den
Männern.«
    Perrin schüttelte den Kopf. Elyas lachte
über seinen Gesichtsausdruck.
    Raen fuhr mit der Geschichte fort, wobei
in seiner Stimme sowohl Abscheu wie auch Unverständnis mitschwangen. »Die
jungen Frauen waren alle tot bis auf eine, und sie lag im Sterben. Sie kroch zu
den Wagen hin. Es war klar, dass sie sie als Tuatha’an erkannte. Ihre Abscheu
war größer als ihre Schmerzen, doch sie hatte eine Botschaft, die ihr so
wichtig war, dass sie unbedingt an

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