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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Bei Elyas war die Wachsamkeit stark fühlbar, als
flimmere tiefe Sommerhitze in der Luft, und das wurde auch nicht schwächer.
Wenn er nicht hinsah, dann blickten sie ihn offen an, als seien sie nicht
sicher, was sie von ihm halten sollten. Wenn er durch das Lager schritt, schienen
die zum Tanzen bereiten Füße auch zur Flucht bereit.
    Elyas hatte sicherlich genauso wenig ein
inneres Verhältnis zu ihrem Weg des Blattes wie sie zu seiner Lebensauffassung.
Sein Mund war immer leicht verzogen, wenn er sich bei den Tuatha’an befand. Es
war nicht herablassend oder gar verächtlich, er wirkte aber, als wäre er lieber
anderswo als hier, ganz gleich wo. Aber immer wenn Perrin vorschlug wegzugehen,
sprach Elyas beruhigend auf ihn ein.
    Â»Ihr hattet schwere Tage hinter Euch,
bevor Ihr mich fandet«, sagte Elyas beim vierten oder fünften Mal, »und vor
Euch liegen noch schwerere, verfolgt von Trollocs und Halbmenschen und mit Aes
Sedai zum Freund.« Er grinste mit vollem Mund – Ilas Auflauf aus Dörräpfeln.
Perrin fand seinen gelbäugigen Blick immer noch beunruhigend, selbst wenn er
lächelte. Vielleicht besonders, wenn er lächelte; das Lächeln berührte kaum
jemals die Augen dieses Jägers. Elyas lag an Raens Feuer. Wie gewöhnlich
weigerte er sich, auf einem der dafür herangeschleiften Holzblöcke zu sitzen.
»Ihr solltet es nicht so verdammt eilig haben, Euch wieder in die Hände der Aes
Sedai zu begeben.«
    Â»Und was ist, wenn uns die Blassen
finden? Was kann sie davon abhalten, wenn wir bloß hier herumsitzen und warten?
Drei Wölfe können sie nicht von uns fern halten, und das Fahrende Volk ist auch
keine Hilfe. Sie verteidigen sich nicht einmal selbst. Die Trollocs werden sie
abschlachten, und das ist dann unsere Schuld. Wie auch immer – wir müssen sie
früher oder später verlassen. Von mir aus kann es auch früher sein.«
    Â»Irgendetwas sagt mir, wir sollten
warten. Nur ein paar Tage.«
    Â»Irgendetwas!«
    Â»Entspanne dich, Junge! Nimm das Leben,
wie es kommt. Renn weg, wenn du musst, kämpfe, wenn du musst, und ruhe dich
aus, wenn du kannst.«
    Â»Wovon sprecht Ihr … sprichst du
eigentlich – irgendetwas?«
    Â»Nimm ein wenig von diesem Auflauf. Ila
mag mich nicht, aber sie verköstigt mich wahrlich hervorragend, wenn ich zu
Besuch bin. Es gibt immer gutes Essen in den Lagern des Volkes.«
    Â»Was heißt ›irgendetwas‹?«, wollte Perrin
wissen. »Wenn du etwas weißt, das du uns anderen verschweigst …«
    Elyas blickte finster auf das Stück
Auflauf in seiner Hand, legte es dann nieder und klopfte sich die Hände ab.
»Irgendetwas«, sagte er schließlich mit einem Achselzucken, als verstünde er es
selbst nicht ganz, »irgendetwas sagt mir, dass es wichtig ist, zu warten. Noch
ein paar Tage. Ich habe nicht oft eine solche Vorahnung, aber wenn, dann kann
ich mich darauf verlassen. Das hat mir in der Vergangenheit mehr als einmal das
Leben gerettet. Diesmal ist es irgendwie anders, aber wichtig. Das ist ganz
eindeutig. Wenn du wegrennen willst, dann tu’s ohne mich. Ich bleibe.«
    Das war alles, was aus ihm
herauszubekommen war, egal, wie oft Perrin noch fragte. Er lag herum, plauderte
mit Raen, aß, schlief mit dem Hut über den Augen und weigerte sich, über eine
Abreise zu sprechen. Etwas sagte ihm, er müsse warten. Etwas sagte ihm, es sei
wichtig. Er würde wissen, wenn es an der Zeit war, zu gehen. Iss ein wenig
Auflauf, Junge. Mach dir das Leben nicht so schwer. Versuche ein wenig von
diesem Eintopf. Entspanne dich.
    Perrin konnte sich nicht entspannen.
Nachts lief er zwischen den regenbogenfarbenen Wagen einher und grübelte –
einerseits, weil kein anderer irgendeinen Grund zur Besorgnis zu sehen schien,
und andererseits, ach, überhaupt … Die Tuatha’an sangen und tanzten, kochten
und aßen an ihren Lagerfeuern – Obst und Nüsse, Beeren und Gemüse; sie aßen
kein Fleisch – und gingen ihrem Tagewerk nach, als hätten sie keinerlei Sorgen.
Die Kinder tollten überall herum, versteckten sich zwischen den Wagen,
kletterten auf die Bäume, die das Lager umgaben, lachten und wälzten sich mit
den Hunden am Boden … Keiner schien irgendwelche Sorgen zu haben.
    Wenn er ihnen zusah, dann juckte es ihn
wirklich, sich fortzustehlen. Geh, bevor wir ihnen
die Jäger auf den Hals hetzen! Sie

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