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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Mahlzeiten wurden immer
kleiner, und manchmal bot man ihnen noch nicht einmal die Scheune zum Schlafen
an. Doch dann fiel Rand eine Lösung für all ihre Probleme ein – zumindest
schien es eine zu sein –, und das geschah an Grinwells Hof.
    Meister Grinwell und seine Frau hatten
neun Kinder. Das älteste davon war eine Tochter, die kaum ein Jahr jünger war
als Rand und Mat. Meister Grinwell war ein kräftiger Mann, und bei all den
Kindern brauchte er wahrscheinlich keine weitere Hilfe, aber er musterte sie
von oben bis unten, betrachtete ihre verschmutzten Kleider und staubigen
Stiefel und gab zu, dass er immer noch Arbeit für weitere Hände finden könne.
Frau Grinwell meinte, wenn sie an ihrem Tisch essen sollten, dann nicht in
diesen schmutzigen Sachen. Sie sei gerade bei der Wäsche, und bei der Arbeit
würden ihnen auch ein paar alte Sachen ihres Mannes genügen. Sie lächelte, als
sie das sagte, und in dem Augenblick sah sie für Rand genauso aus wie Frau
al’Vere, obwohl ihr Haar gelb war. Diese Farbe hatte er noch nie zuvor gesehen.
Selbst aus Mat schien etwas von der Anspannung zu weichen, als ihr Lächeln ihn
berührte. Mit der ältesten Tochter war das auch so eine Sache.
    Else hatte dunkle Haare, große Augen und
ein hübsches Gesicht. Wenn ihre Eltern gerade nicht hersahen, grinste sie frech
herüber. Während sie arbeiteten – sie wuchteten Fässer und Getreidesäcke in der
Scheune herum –, lehnte sie sich über eine niedrige Stalltür, summte vor sich
hin, kaute auf dem Ende eines langen Pferdeschwanzes herum und beobachtete sie.
Besonders oft sah sie Rand an. Er bemühte sich, sie nicht zu beachten, aber
nach ein paar Minuten zog er sich dann doch das von Meister Grinwell
ausgeliehene Hemd an. Es war zu kurz und an den Schultern zu eng, aber besser
als gar nichts. Else lachte laut auf, als er es überzog. Ihm kam der Gedanke,
dass es diesmal wohl nicht Mats Schuld sein würde, wenn man sie fortjagte.
    Perrin wüsste, wie man das macht, dachte er. Er würde ein paar Witze
reißen, und bald würde sie sich kugeln vor Lachen, anstatt ihn anzuhimmeln,
wenn ihr Vater zuschaute. Nur fielen ihm
gerade keine Witze ein. Wann immer er in ihre Richtung blickte, lächelte sie
ihn auf eine Weise an, dass ihr Vater bestimmt die Hunde loslassen würde, wenn
er es bemerkte. Einmal sagte sie ihm, dass ihr große Männer gefielen. Alle
Burschen auf den Höfen in der Gegend seien klein. Mat grinste schelmisch. Rand
wünschte, ihm fiele ein Witz ein, und er versuchte, sich ganz auf die Heugabel
zu konzentrieren.
    Wenigstens waren die jüngeren Kinder in
Rands Augen ein Segen. Mats Argwohn ließ immer etwas nach, wenn Kinder in der
Nähe waren. Nach dem Abendessen setzten sie sich alle vor den Kamin. Meister
Grinwell saß auf seinem Lieblingsplatz und stopfte seine Pfeife, und Frau
Grinwell kramte in ihrem Nähkästchen und stopfte Löcher in den Hemden, die sie
für ihn und Mat gewaschen hatte. Mat holte Thoms farbige Bälle hervor und
begann zu jonglieren. Er tat das nur, wenn Kinder zusahen. Die Kinder lachten,
als er so tat, als ließe er die Bälle fallen, um sie dann in letzter Sekunde
doch aufzufangen, und sie beklatschten die Springbrunnen und Achter und einen
Ring mit sechs Bällen, die er wirklich beinahe fallen ließ. Aber es machte
ihnen mächtig Spaß, und auch Meister Grinwell und seine Frau klatschten so laut
wie ihre Kinder. Als Mat fertig war und sich mit genauso weitschweifigen
Verbeugungen wie Thom für den Beifall bedankt hatte, holte Rand Thoms Flöte aus
dem Kasten. Er war nie in der Lage, das Instrument zu spielen, ohne dabei
traurig zu werden. Wenn er die Gold- und Silberverzierungen berührte, war es
ihm, als berühre er Thoms Andenken. Er nahm niemals die Laute in die Hand,
außer um nachzusehen, ob sie sicher und trocken aufbewahrt sei – Thom hatte
immer gesagt, die Laute sei nichts für die ungeschickten Hände eines
Bauernjungen –, aber wenn ihnen ein Bauer das Übernachten gestattete, spielte
er nach dem Essen ein oder zwei Lieder auf der Flöte. Das war immer eine kleine
Zugabe an den Bauer und vielleicht auch ein Weg, um das Andenken an Thom aufrecht
zu erhalten.
    Aus der lustigen Stimmung heraus, die Mat
mit seinem Jonglieren heraufbeschworen hatte, spielte er ›Drei Mädchen auf der
Wiese‹. Meister Grinwell und

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