Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
seine Frau klatschten mit, und die kleineren
Kinder tanzten durch das Zimmer. Selbst der kleinste Junge, der kaum laufen
konnte, stampfte im Rhythmus mit den Füßen. Er wusste, dass er beim Bel Tine
noch keinen Preis gewinnen würde, aber nach der guten Lehre bei Thom müsste er
sich auch nicht schämen, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Else saß mit
übergeschlagenen Beinen vor dem Kamin, und als er nach dem letzten Ton die
Flöte senkte, beugte sie sich mit einem langen Seufzer vor und lächelte ihn an.
»Du spielst so schön! Ich habe noch nie etwas so Schönes gehört.«
    Frau Grinwell unterbrach ihr Nähen, hob
eine Augenbraue in Richtung ihrer Tochter und sah Rand lang und abschätzend an.
Er hatte den Lederbehälter schon in der Hand, um die Flöte wieder einzupacken,
aber bei dem Blick ließ er den Behälter fallen und beinahe auch die Flöte. Wenn
sie ihn bezichtigte, ihrer Tochter schönzutun … Verzweifelt hob er die Flöte
wieder an die Lippen und spielte ein weiteres Lied, und dann noch eines und
noch eines. Frau Grinwell beobachtete ihn weiterhin. Er spielte ›Der Wind, der
die Weide beugt‹, ›Heimkehr vom Tarwin-Pass‹, ›Frau Aynoras Hahn‹ und ›Der alte
Schwarzbär‹. Er spielte alle Lieder, die ihm einfielen, aber sie sah ihn
unverwandt an. Sie sagte nichts dabei, aber sie musterte ihn und überlegte.
    Es war schon spät, als Meister Grinwell
schließlich aufstand. Er lachte und rieb sich die Hände. »Also, das war ein
seltenes Vergnügen, aber es ist schon viel später, als wir für gewöhnlich zu
Bett gehen. Ihr Wanderburschen teilt euch die Zeit anders ein, aber auf einem
Bauernhof kommt der Morgen schnell. Ich sage euch, ich habe in der Schenke
schon mehr Geld bezahlt und mich schlechter amüsiert als heute Abend.«
    Â»Ich glaube, sie sollten eine Belohnung
dafür bekommen, Vater«, sagte Frau Grinwell, während sie ihren Jüngsten auf die
Arme nahm, der vor dem Feuer eingeschlafen war. »Die Scheune ist kein guter
Schlafplatz. Sie können in Elses Zimmer schlafen, und Else schläft heute Nacht
bei mir.«
    Else verzog das Gesicht. Sie hütete sich
aufzublicken, aber Rand bemerkte es. Er glaubte zu sehen, dass auch ihre Mutter
es bemerkte.
    Meister Grinwell nickte. »Ja, ja, viel
besser als in der Scheune. Wenn ihr nichts dagegen habt, zu zweit in einem Bett
zu schlafen.« Rand errötete; Frau Grinwell sah ihn immer noch an. »Ich
wünschte, ich könnte mehr von diesem Flötenspiel hören. Und von euerem
Jonglieren sehen! Wisst ihr, morgen hätte ich eine kleine Arbeit, bei der ihr
mir helfen könntet …«
    Â»Sie werden früh aufbrechen wollen,
Vater«, warf Frau Grinwell ein. »Arien ist das nächste Dorf auf ihrem Weg, und
wenn sie dort ihr Glück in der Schenke versuchen wollen, müssen sie den ganzen
Tag wandern, damit sie vor Einbruch der Dunkelheit dort ankommen.«
    Â»Ja«, sagte Rand, »das müssen wir. Und
ich danke euch!«
    Sie lächelte ihn mit schmalen Lippen an,
als wisse sie recht gut, dass sein Dankeschön mehr galt als nur dem guten Rat,
dem Essen und einem warmen Bett.
    Den ganzen nächsten Tag über neckte ihn
Mat wegen Else, während sie die Straße entlangmarschierten. Er bemühte sich,
das Thema zu wechseln, und was Grinwell über das Auftreten in Schenken gesagt
hatte, lieferte ihm einen guten Vorwand. Am Morgen schmollte Else, als sie
aufbrachen, und Frau Grinwell sah sie mit einem Blick an, der ihnen sagte:
›Besser so, und sie wird schnell darüber hinwegkommen‹, und Meister Grinwells
Vorschlag hielt Mat eine Weile vom Spötteln ab. Als sie schließlich das nächste
Dorf erreichten, hatten sie an anderes zu denken.
    Als sich die Abenddämmerung herabsenkte,
betraten sie die einzige Schenke in Arien, und Rand sprach mit dem Wirt. Er
spielte ›Fähr übern Fluss‹ – was der dicke Wirt ›Liebling Sara‹ nannte – und
einen Teil von ›Die Straße nach Dun Aren‹, und Mat jonglierte ein wenig, und
das Ergebnis war, dass sie diese Nacht in einem Bett schliefen und
Bratkartoffeln mit Rindfleisch aßen. Sicher, es war das kleinste Zimmer der
Schenke, ganz hinten unter dem Dach, und das Essen kam erst mitten am Abend
nach langem Spielen und Jonglieren, aber es war immerhin doch ein Bett unter
einem richtigen Dach. Und was

Weitere Kostenlose Bücher