Das Rad der Zeit 1. Das Original
wieder
stürzen.
Mat stützte ihn und wartete ungeduldig
darauf, dass ein Pferdekarren aus dem Dorf an ihnen vorbeifuhr. Er brummte
überrascht, als der Karren langsamer wurde und vor ihnen anhielt. Ein Mann mit
einem Gesicht wie aus Leder blickte vom Bock auf sie herab. »Stimmt etwas nicht
mit ihm?«, fragte der Mann, ohne den Pfeifenstiel aus dem Mund zu nehmen.
»Er ist nur müde«, sagte Mat.
Rand sah ein, dass diese Erklärung nicht
reichen würde, nicht, wenn er sich so auf Mat stützen musste. Er lieà Mat los
und tat einen Schritt von ihm weg. Seine Beine zitterten, doch er hielt sich
mit äuÃerster Willenskraft aufrecht. »Ich habe zwei Tage nicht geschlafen«,
sagte er, »und etwas gegessen, von dem mir schlecht wurde. Jetzt fühle ich mich
besser, aber ich habe nicht geschlafen.«
Der Mann blies eine Rauchfahne aus dem
Mundwinkel. »Ihr geht nach Caemlyn, nicht wahr? In eurem Alter, schätze ich,
würde ich mich auch aufmachen, um diesen falschen Drachen zu sehen.«
»Ja.« Mat nickte. »Das stimmt. Wir wollen
den falschen Drachen sehen.«
»Also, dann klettert herauf. Dein Freund
kommt hinten hinein. Wenn er sich noch mal erbrechen muss, dann besser auf dem
Stroh als hier oben. Ich heiÃe Hyam Kinch.«
KAPITEL 34
Das letzte Dorf
S ie erreichten Carysfurt nach
Einbruch der Dunkelheit, später als Rand nach der Schilderung Meister Kinchs
geglaubt hatte, als dieser sie absetzte. Er fragte sich, ob sein ganzes
Zeitgefühl durcheinander geraten sei. Es war nur drei Nächte her seit ihrer Begegnung
mit Howal Gode in Vier Könige, und zwei, seit Paitr sie in Markt Scheran
überrascht hatte. Nur ein einziger Tag war vergangen, seit die namenlose
Schattenfreundin versucht hatte, sie im Stall von Der
Königin Diener zu töten, aber selbst das schien
nun ein ganzes Jahr oder sogar ein ganzes Leben zurückzuliegen.
Was auch mit der Zeit los sein mochte,
Carysford wirkte beschaulich, jedenfalls an der Oberfläche. Saubere, mit Ranken
bewachsene Backsteinhäuser und enge Gassen, auÃer natürlich der StraÃe nach
Caemlyn, ruhig und nach auÃen hin friedlich. Aber was
verbirgt sich unter der Oberfläche?, fragte er sich. Auch Markt Scheran hatte einen friedlichen Anblick geboten und
genauso das Dorf, wo die Frau ⦠Er hatte nie ihren Namen erfahren, und er
wollte nicht einmal mehr daran denken.
Licht drang aus den Fenstern der Häuser
und fiel auf fast menschenleere StraÃen. Das war Rand recht. Sie schlichen sich
von Ecke zu Ecke und mieden so die wenigen Leute, die unterwegs waren. Mat
marschierte Schulter an Schulter mit ihm. Sie erstarrten, wenn das Knirschen
von Kieselsteinen ihnen die Annäherung eines Dorfbewohners ankündigte, und
duckten sich von einem Schatten in den anderen, wenn die schemenhafte Gestalt
an ihnen vorbei war. Der Fluss Cary war hier kaum dreiÃig Schritte breit, und
das schwarze Wasser floss zäh dahin. Anstatt der Furt benützte man schon lange
eine Brücke. Jahrhunderte von Regen und Wind hatten die Brückenpfeiler
verwittern lassen, bis sie nun beinahe wie natürliche Felsformationen wirkten,
und unzählige Karren und Wagenzüge von Händlern hatten die dicken Holzplanken
ebenfalls beansprucht. Ihre Stiefelschritte hallten auf losen Brettern so laut
wie Trommelschläge wider. Als sie schon lange aus dem Dorf hinaus und in die
dahinter liegende Landschaft gewandert waren, wartete Rand immer noch darauf,
dass eine Stimme sie auffordere, zu sagen, wer sie waren. Oder, noch schlimmer,
dass jemand sie anhielt, der wusste, wer sie waren.
Je weiter sie gingen, desto dichter
besiedelt erschien ihnen die sie umgebende Landschaft. Sie konnten zu jeder
Zeit die Lichter von Bauernhöfen erkennen. Die angrenzenden Felder wurden von
Hecken gesäumt. Es waren immer Felder, aber keine Waldstücke in der Nähe der
StraÃe zu sehen. Es schien ihnen, als befänden sie sich ständig am Rand eines
Dorfes, auch wenn sie Wegstunden weit von der nächsten Ansiedlung entfernt
waren. Ordentlich und friedlich. Und es gab niemals einen Hinweis darauf, dass
irgendwo Schattenfreunde oder noch Schlimmeres lauern könnten.
Plötzlich setzte sich Mat mitten auf die
StraÃe. Er hatte das Tuch ganz oben auf seinen Kopf hinaufgeschoben. »Zwei
Schritte für jede Spanne«, murmelte er. »Tausend Spannen ergeben eine Meile,
vier Meilen eine Wegstunde ⦠Ich
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