Das Rad der Zeit 1. Das Original
werde keine zehn Schritte mehr laufen, wenn sich
am Ende kein Schlafplatz befindet. Etwas zu essen käme auch nicht ungelegen. Du
hast nicht zufällig etwas in deinen Taschen versteckt, oder? Vielleicht einen
Apfel? Ich nehme es dir nicht übel, wenn du was aufgehoben hast. Du könntest
wenigstens mal nachsehen.«
Rand spähte nach beiden Seiten die StraÃe
hinunter. AuÃer ihnen bewegte sich nichts in der Nacht. Er sah Mat an, der
einen Stiefel ausgezogen hatte und sich den Fuà rieb. Seine FüÃe schmerzten
ebenfalls. Ein Beben durchlief seine Beine, als wollten sie ihm mitteilen, dass
er noch nicht so viel Kraft zurückgewonnen hatte, wie er glaubte.
Unmittelbar vor ihnen erhoben sich dunkle
Hügel in einem Feld. Heumieten, wohl geschrumpft wegen des Bedarfs an
Winterfutter, doch immer noch Heumieten.
Er stupste Mat mit dem groÃen Zeh an.
»Dort werden wir schlafen.«
»Wieder im Heu!« Mat seufzte, zog aber
seinen Stiefel an und stand auf. Der Wind frischte auf, und die Kälte der Nacht
nahm zu. Sie kletterten über die glatten Querbalken des Zauns und gruben sich
schnell in das Heu ein. Die Plane, die den Regen vom Heu abhielt, schützte auch
gegen den Wind.
Rand drehte sich so lange in der Kuhle,
die er gemacht hatte, hin und her, bis er eine bequeme Stellung erreicht hatte.
Das Heu piekste ihn immer noch durch die Kleidung hindurch, aber er hatte
gelernt, sich damit abzufinden. Er bemühte sich, die Heumieten zu zählen, in
denen er seit WeiÃbrücke geschlafen hatte. Die Helden in den Geschichten
mussten nie in Heumieten oder unter Hecken schlafen, aber es fiel ihm nicht
gerade leicht, sich auch nur für kurze Zeit selbst für einen solchen Helden zu
halten. Seufzend zog er seinen Kragen hoch. Er hoffte, dass so kein Heu an
seinem Rücken herunterrutschen werde.
»Rand?«, fragte Mat leise. »Rand, glaubst
du, wir schaffen es?«
»Tar Valon? Der Weg ist noch weit, aber â¦Â«
»Caemlyn. Glaubst du, wir schaffen es bis
Caemlyn?«
Rand hob den Kopf, doch es war dunkel in
ihrem Unterschlupf. Er konnte sich nur nach Mats Stimme richten, wenn er
feststellen wollte, wo sich sein Freund befand. »Meister Kinch sagte, in zwei
Tagen. Ãbermorgen oder am Tag danach kommen wir an.«
»Falls nicht hundert Schattenfreunde an
der StraÃe auf uns warten, oder ein Blasser, vielleicht auch zwei.« Einen
Moment lang waren sie still, dann sagte Mat: »Ich glaube, wir sind als Letzte
übrig geblieben, Rand.« Er klang verängstigt. »Worum es auch immer gehen mag,
jetzt sind nur noch wir zwei da. Nur wir.«
Rand schüttelte den Kopf. Er wusste, dass
Mat dies im Dunkeln nicht sehen konnte, aber die Geste galt auch mehr ihm
selbst als Mat. »Schlafe, Mat«, sagte er müde. Aber er selbst lag noch lange
wach, bevor endlich der Schlaf kam. Nur wir.
Das Krähen eines Hahnes weckte ihn, und
er kroch hinaus in die erste Dämmerung und wischte sich das Heu von den
Kleidern. Trotz seiner Vorsicht war etwas seinen Rücken heruntergerieselt.
Zwischen seinen Schulterblättern hing Heu, und es juckte gewaltig. Er zog den
Mantel aus und das Hemd aus den Kniebundhosen, um heranzukommen. In dem Moment â er hatte eine Hand im Nacken, und mit der anderen kratzte er sich am Rücken â
wurde er auf die Menschen aufmerksam.
Die Sonne stand noch nicht einmal richtig
am Himmel, und schon wanderte ein stetiger Strom von Menschen in Richtung
Caemlyn. Einige trugen Rucksäcke oder Bündel auf dem Rücken, andere hatten
nichts als einen Wanderstock oder noch nicht einmal das. Die meisten waren
junge Männer, aber hier und dort befand sich auch ein Mädchen oder eine ältere
Person darunter. Jeder Einzelne wirkte von der Reise ermüdet und abgerissen,
als habe er einen langen Weg hinter sich. Einige blickten immer nur auf ihre
FüÃe hinunter, und ihre Schultern waren unter der Last der Erschöpfung
eingesunken, obwohl es noch so früh war; andere schienen nach etwas in weiter
Ferne vor ihnen Ausschau zu halten, in Richtung der Dämmerung.
Mat rollte aus der Heumiete heraus und
kratzte sich lebhaft. Er unterbrach diese Tätigkeit nur lange genug, um das
Tuch um den Kopf zu wickeln. Heute Morgen lieà er es weiter oben und schützte
seine Augen nicht mehr so sehr. »Glaubst du, heute bekommen wir etwas zu
essen?«
Rands Magen zeigte seine Zustimmung mit
einem deutlichen Knurren.
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