Das Rad der Zeit 1. Das Original
Bänder an ihren Lanzen flatterten im
Wind. Einige der Bauern begrüÃten sie und wollten, dass sie etwas gegen die
Fremden unternähmen, und jedes Mal hielten die Gardesoldaten geduldig an und
hörten zu. Es war beinahe Mittag, als Rand stehen blieb, um einer solchen
Unterhaltung zu lauschen.
Hinter den Gitterstäben seines Helms war
der Mund des Gardehauptmanns eine schmale Linie. »Wenn einer von ihnen etwas
stiehlt oder Euer Land unerlaubt betritt«, knurrte er den schlaksigen Bauern
an, der mit finsterer Miene neben seinen Steigbügeln stand, »werde ich ihn vor
den Magistrat schleppen. Aber sie brechen kein Gesetz der Königin, wenn sie
ihre StraÃe betreten.«
»Aber sie sind einfach überall«,
protestierte der Bauer. »Wer weià denn, wer sie sind oder was sie sind? Dieses
ganze Geschwätz von dem Drachen â¦Â«
»Licht, Mann! Ihr habt hier nur eine Hand
voll von ihnen. Caemlyn platzt aus allen Nähten, und jeden Tag kommen mehr.«
Die Miene des Hauptmanns verfinsterte sich weiter, als er Rand und Mat
entdeckte, die in ihrer Nähe auf der StraÃe standen. Er zeigte mit einem
stählernen Handschuh die StraÃe hinunter. »Geht gefälligst weiter, oder ich
nehme euch fest, weil ihr den Verkehr aufhaltet.«
Seine Stimme klang ihnen gegenüber nicht
grober als bei dem Bauern, aber sie gingen doch lieber weiter. Eine Weile lang
folgte ihnen der Blick des Hauptmanns; Rand fühlte ihn förmlich auf seinem
Rücken. Er vermutete, dass die Garde nicht mehr viel Geduld mit den Wanderern
haben werde und überhaupt keine Nachsicht für einen hungrigen Dieb. Er
beschloss, Mat davon abzuhalten, wenn er wieder Eier stehlen wollte.
Trotzdem hatten all diese Wagen und
Menschen auf der StraÃe auch eine gute Seite â besonders all die jungen Männer,
die nach Caemlyn wanderten. Für die Schattenfreunde, die nach ihnen suchten,
würden sie bestimmt die Stecknadel im Heuhaufen darstellen. Wenn der Myrddraal
in der Winternacht schon nicht genau gewusst hatte, wen er eigentlich suchte,
würde sein Kollege hier hoffentlich auch nicht besser abschneiden.
Sein Magen knurrte einige Male
vernehmlich und erinnerte ihn daran, dass sie fast kein Geld mehr hatten,
jedenfalls nicht genug für eine Mahlzeit zu den Preisen, die hier in der Nähe
von Caemlyn verlangt wurden. Einmal kam ihm zu Bewusstsein, dass er eine Hand
auf den Flötenbehälter gelegt hatte, aber er schob ihn entschlossen zurück auf
seinen Rücken. Gode hatte von ihren Darbietungen gewusst. Man konnte ja nicht
wissen, wie viel Baâalzamon von ihm vor Godes Ende noch erfahren hatte â falls
das, was Rand beobachtet hatte, wirklich sein Ende gewesen war â und wie viel
davon an die anderen Schattenfreunde weitergegeben worden war. Er sah bedauernd
zu einem Bauernhof hinüber, an dem sie gerade vorbeikamen. Ein Mann hielt mit
zwei Hunden Wache am Zaun. Die Hunde knurrten und zerrten an ihren Ketten. Der
Mann erweckte den Eindruck, als wünsche er nichts sehnlicher herbei, als eine
Ausrede dafür, sie loszulassen. Nicht jeder Bauernhof wurde von Hunden bewacht,
aber niemand bot den Reisenden irgendwelche Dienste an. Vor Sonnenuntergang
durchschritten Mat und er noch zwei weitere Dörfer. Die Dorfbewohner standen in
Gruppen herum, unterhielten sich und beobachteten den stetigen Strom von
Passanten. Ihre Gesichter waren keine Spur freundlicher als die der Bauern oder
der Wagenlenker oder der Gardesoldaten. All diese Fremden, die den falschen
Drachen sehen wollten. Narren, die besser dort geblieben wären, wo sie
hingehörten. Vielleicht Anhänger des falschen Drachen. Vielleicht sogar Schattenfreunde.
Falls es zwischen den beiden überhaupt Unterschiede gab.
Als der Abend hereinbrach, wurde der
Strom im zweiten Ort langsam dünner. Die wenigen Reisenden mit Geld
verschwanden in der Schenke, obwohl es Streit darum zu geben schien, ob man sie
überhaupt einlassen solle, während andere sich daran machten, nach günstigen
Hecken oder Feldern zu suchen, die nicht von Hunden bewacht wurden. Als die
Sonne verschwand, hatten er und Mat die StraÃe für sich allein. Mat begann
schon davon zu sprechen, dass sie wieder eine Heumiete suchen sollten, aber
Rand bestand darauf weiterzuziehen. »Solange wir die StraÃe sehen können«,
sagte er. »Je weiter wir noch kommen, desto gröÃer ist unser Vorsprung.« Falls sie dich
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