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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verschwunden, alle Erinnerungen
vergangen, alle Träume gestorben.«
    Â»Du darfst nicht aufgeben, Loial! Ihr
könnt niemals aufgeben! Wenn ihr aufgebt, seid ihr schon so gut wie tot.« Rand
sank auf seinen Stuhl zurück und schob sich ganz nach hinten, so weit er nur
konnte, und sein Gesicht lief rot an. Er erwartete, dass ihn der Ogier
auslachen würde, aber stattdessen nickte Loial ernst.
    Â»Ja, so ist eure Rasse eingestellt, nicht
wahr?« Die Stimme des Ogiers veränderte sich, als zitiere er etwas. »Bis der
Schatten vergangen, bis das Wasser dahin, in den Schatten hinein mit
gefletschten Zähnen, mit dem letzten Atemzug noch den Trotz hinausschreiend, am
letzten Tag noch dem Sichtblender ins Angesicht spuckend.« Loial neigte erwartungsvoll
den zerzausten Kopf, aber Rand hatte keine Ahnung, was er von ihm erwartete.
    Eine Minute verging, während Loial
wartete, dann eine weitere, und die langen Augenbrauen senkten sich verwundert.
Aber er wartete weiter, und die Stille wurde Rand zur Qual.
    Â»Die Großen Bäume«, sagte Rand
schließlich, um das Schweigen endlich zu brechen. »Sind sie so wie Avendesora ?«
    Loial richtete sich ruckartig auf. Sein
Stuhl quietschte so laut, dass Rand glaubte, er werde auseinander brechen. »Das
weißt du doch wohl besser. Ausgerechnet du.«
    Â»Ich? Wieso sollte ich etwas wissen?«
    Â»Scherzt du mit mir? Manchmal haltet ihr
Aielmänner die seltsamsten Sachen für lustig.«
    Â»Was? Ich bin kein Aielmann! Ich komme
von den Zwei Flüssen. Ich habe noch nie im Leben einen Aielmann gesehen!«
    Loial schüttelte den Kopf, und die
Haarbüschel an seinen Ohren standen nach außen ab. »Siehst du? Alles ist
verändert, und die Hälfte dessen, was ich weiß, ist nutzlos. Ich hoffe, ich
habe dich nicht beleidigt. Ich bin sicher, deine Zwei Flüsse sind ein schöner
Ort, gleich, wo er liegt.«
    Â»Jemand hat mir gesagt«, antwortete Rand,
»dass er einst Manetheren genannt wurde. Ich hatte noch nie davon gehört, aber
vielleicht kennst du …«
    Die Ohren des Ogier stellten sich
fröhlich auf. »Ach ja, Manetheren.« Die Haarbüschel senkten sich wieder. »Dort
gab es einen schönen Hain. Dein Schmerz singt in meinem Herzen, Rand al’Thor.
Wir konnten nicht rechtzeitig hingelangen.«
    Loial verbeugte sich im Sitzen, und Rand
verbeugte sich ebenfalls. Er vermutete, Loial sei beleidigt, wenn er das nicht
täte, und würde ihn zumindest für unhöflich halten. Er fragte sich, ob Loial
glaube, er erinnere sich an die gleichen Dinge wie der Ogier. Die Mundwinkel
Loials zeigten gewiss nach unten, als teile er Rands Kummer über seinen
Verlust, als habe die Zerstörung von Manetheren nicht vor zweitausend Jahren
stattgefunden. Rand wusste ja auch nur durch Moiraines Erzählung davon.
    Nach einer Weile seufzte Loial. »Das Rad
dreht sich«, sagte er, »und niemand weiß, wohin. Aber du bist beinahe genauso
weit von zu Hause entfernt wie ich. Als die Kurzen Wege noch für alle offen
standen – aber das ist lange her. Sag mir, was führt dich von so weit her?
Willst auch du etwas Bestimmtes sehen?«
    Rand öffnete den Mund, um zu erzählen,
dass sie gekommen waren, den falschen Drachen zu sehen – aber er brachte es
nicht heraus. Vielleicht lag es daran, dass Loial ihn so behandelte, als sei er
überhaupt nicht älter als Rand, neunzig Jahre alt oder nicht. Vielleicht waren
neunzig Jahre für einen Ogier wirklich das gleiche Alter wie bei ihm. Es war
schon lange her, dass es ihm möglich gewesen war, sich mit jemandem unbefangen
darüber zu unterhalten, was geschah. Immer musste er fürchten, sein Gegenüber
sei ein Schattenfreund oder dächte dasselbe von ihm. Mat war so in sich selbst
zurückgezogen und nährte seine Angst durch die eigenen Befürchtungen, dass man
mit ihm kaum noch reden konnte. Rand wurde bewusst, dass er Loial von der
Winternacht erzählte. Keine verschwommene Geschichte über Schattenfreunde,
nein, die Wahrheit, wie die Trollocs die Tür eingeschlagen hatten und auf der
Haldenstraße ein Blasser aufgetaucht war.
    Ein Teil seiner selbst war entsetzt über
das, was er da tat, aber er fühlte sich wie in zwei Persönlichkeiten gespalten.
Die eine versuchte, den Mund zu halten, während die andere erleichtert darüber
war, endlich alles erzählen zu können. Das Ergebnis führte

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