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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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stieß einen Schrei aus, versuchte zurückzutreten und
gleichzeitig sein Schwert zu ziehen. Doch er blieb mit den Füßen hängen und
setzte sich unversehens auf den Hosenboden.
    Â»Ich wünschte, ihr Menschen würdet so was
nicht machen«, grollte eine Stimme, so tief wie eine Basstrommel. Die Ohren mit
den Haarbüscheln an den Spitzen zuckten heftig, und die Stimme wurde traurig.
»So wenige von euch erinnern sich an uns. Ich schätze, es liegt wohl an uns.
Nicht viele von uns sind in die Welt der Menschen hinausgegangen, seit der
Schatten auf die Wege fiel. Das ist nun … oh, sechs Generationen her. Gleich
nach den Trolloc-Kriegen geschah es.« Der zerzauste Kopf wurde geschüttelt, und
dann erklang ein Seufzen, das auch einem ausgewachsenen Bullen Ehre gemacht
hätte. »Zu lang her, zu lang, und nur so wenige reisen umher und sehen – es
könnten genauso gut gar keine sein.«
    Rand saß mit offenem Mund da und starrte
hinauf zu der Gestalt in breiten, kniehohen Stiefeln und dunkelblauem Mantel,
der vom Hals bis zur Taille zugeknöpft war und sich dann bis zu den
Stiefelschäften weit ausbreitete wie ein Kilt über Pluderhosen. In einer Hand hielt
sie ein Buch, das im Vergleich winzig wirkte, da schon einer dieser Finger so
breit war wie drei normale.
    Â»Ich dachte, du bist …«, begann er und
fing sich dann rechtzeitig. »Wer bist …?« Das klang auch nicht besser. Er stand
auf und bot ihm vorsichtig die Hand. »Ich heiße Rand al’Thor.«
    Eine Hand so groß wie ein mächtiger
Schinken umschloss die seine, begleitet von einer höflichen Verbeugung. »Loial,
Sohn des Arent, Sohn des Halan. Dein Name singt in meinen Ohren, Rand al’Thor.«
    Das klang für Rand nach einer rituellen
Begrüßungsformel. Er erwiderte die Verbeugung. »Euer Name singt in meinen
Ohren, Loial, Sohn des Arent … äh … Sohn des Halan.«
    Alles klang ein wenig unwirklich. Er
wusste immer noch nicht, was Loial eigentlich war. Der Griff der riesigen Hand
war überraschend sanft, aber er war trotzdem erleichtert, seine Hand unversehrt
zurückzubekommen.
    Â»Ihr Menschen regt euch immer so schnell
auf«, sagte Loial in seinem Bassgrollen. »Ich hatte wohl all die Geschichten
gehört und natürlich die entsprechenden Bücher gelesen, aber das war mir
einfach nicht bewusst. An meinem ersten Tag in Caemlyn konnte ich all den
Aufruhr kaum glauben. Kinder weinten, und Frauen kreischten, und ein Mob jagte
mich quer durch die ganze Stadt. Die schwenkten doch tatsächlich Knüppel und
Messer und Fackeln und schrien: ›Trolloc!‹ Ich fürchte, ich regte mich wirklich
ein wenig auf. Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn nicht eine Einheit der
Königlichen Garde mitgekommen wäre.«
    Â»Ein Glücksfall«, sagte Rand mit schwacher
Stimme.
    Â»Ja, schon, aber selbst die Gardesoldaten
schienen sich vor mir genauso zu fürchten wie die anderen. Vier Tage lang bin
ich nun in Caemlyn, und ich habe meine Nase nicht aus dieser Schenke
hinausstrecken können. Der gute Meister Gill hat mich sogar gebeten, nicht in
den Schankraum zu gehen.« Seine Ohren zuckten. »Nicht, dass er nicht
gastfreundlich gewesen sei – versteht mich da nicht falsch. Aber am ersten
Abend gab es nun mal ein paar Unannehmlichkeiten. Alle Menschen schienen zur
gleichen Zeit die Schenke verlassen zu wollen. Ein solches Gekreische und
Schreien, und alle versuchten, sich gleichzeitig durch die Tür zu zwängen. Ein
paar hätten sich verletzen können!«
    Rand blickte fasziniert diese zuckenden
Ohren an.
    Â»Ich kann dir sagen, dass ich mein Stedding nicht gerade zu
diesem Zweck verlassen habe.«
    Â»Du bist ein Ogier!«, rief Rand. »Warte.
Sechs Generationen? Du sprachst von den Trolloc-Kriegen! Wie alt bist du?«
Sobald er das ausgesprochen hatte, wusste er, dass es unhöflich war, aber
anstatt beleidigt zu sein, zog Loial den Kopf ein.
    Â»Neunzig Jahre«, sagte der Ogier
förmlich. »In nur zehn weiteren Jahren werde ich in der Lage sein, den Stumpf
direkt anzusprechen. Ich glaube, die Ältesten hätten mich anhören sollen, da
sie ja entschieden, ob ich abreisen durfte oder nicht. Aber letzten Endes
machen sie sich über jeden Sorgen, der nach draußen geht, gleich, welchen
Alters er ist. Ihr Menschen seid so hektisch, so sprunghaft.« Er blinzelte und
verbeugte sich dann

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