Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
schmutziges Wasser auf seiner Haut.
Und vor allem wollte er den Mann nicht gerade hier an sich herankommen lassen,
wo sie von Menschen umgeben waren, die sich sowieso am Rand gewalttätiger
Ausschreitungen befanden. Dieselben Stimmen, die vorher gelacht hatten,
verwünschten ihn nun, als er sich seinen Weg nach hinten bahnte, weg von der
Straße.
    Er beeilte sich, denn er wusste, dass die
dichte Menschenmasse, durch die er sich schieben und winden musste, den
schmutzigen Mann durchlassen würde. Er erkämpfte sich seinen Weg durch die
Menge und taumelte, als er plötzlich abseits dastand. Er ruderte mit den Armen,
um das Gleichgewicht zu halten, und aus dem Taumeln wurde Rennen. Menschen
deuteten auf ihn; er war der Einzige, der nicht in die entgegengesetzte
Richtung drängte, und dazu rannte er auch noch. Rufe folgten ihm. Sein Umhang
flatterte hinter ihm her und gab den Blick auf sein rot umhülltes Schwert frei.
Als ihm das klar wurde, rannte er noch schneller. Ein einzelner Anhänger der
Königin, der auch noch wegrannte, konnte durchaus eine Menge mit weißen
Abzeichen in einen aufgebrachten Mob verwandeln, der ihn verfolgte, und das
sogar heute. Er rannte, so schnell ihn seine langen Beine trugen, durch die
gepflasterten Straßen. Erst als er die Schreie weit hinter sich gelassen hatte,
erlaubte er sich, schwer atmend gegen eine Mauer zu sacken.
    Er wusste nicht, wo er sich befand, außer
dass er immer noch in der Innenstadt war. Er konnte sich nicht erinnern, wie
viele Biegungen und Abzweigungen er in diesen kurvenreichen Straßen genommen
hatte. Bevor er weiterrannte, blickte er dorthin zurück, woher er gekommen war.
Nur ein Mensch bewegte sich auf der Straße: eine Frau, die gelassen mit einem
Einkaufskorb einherschritt. Fast jeder in der Stadt war versammelt, um einen
Blick auf den falschen Drachen zu erhaschen. Er kann
mir nicht gefolgt sein. Ich muss ihn abgehängt haben.
    Der Bettler würde nicht aufgeben, dessen
war er sich sicher, obwohl er nicht wusste, warum. Die zerlumpte Gestalt schob
sich in dieser Minute weiter durch die Menge auf der Suche nach ihm, und falls
Rand zurückkehrte, um Logain zu sehen, riskierte er ein Zusammentreffen. Einen
Augenblick lang überlegte er sich, ob er zu Der
Königin Segen zurückgehen sollte, aber er war
sicher, nie mehr eine Möglichkeit zu haben, eine Königin aus der Nähe zu sehen,
und er hoffte, er werde nie mehr eine haben, einen falschen Drachen zu sehen.
Es schien ihm irgendwie feige, sich von einem zerlumpten Bettler, selbst wenn
es ein Schattenfreund war, in sein Versteck zurückjagen zu lassen.
    Rufe drangen aus der Neustadt empor, das
Schmettern von Trompeten und martialischer Trommelwirbel. Logain und seine
Eskorte befanden sich bereits in Caemlyn und waren auf dem Weg zum Palast.
    Enttäuscht wanderte er durch die beinahe
menschenleeren Straßen. Er hoffte immer noch ein wenig darauf, einen Weg zu
finden, um Logain zu sehen. Sein Blick fiel auf einen unbebauten Abhang, der
sich über der Straße erhob, durch die er gerade schritt. In einem normalen
Frühling wäre dieser Abhang ein bunter Teppich von Gras und Blumen gewesen,
aber jetzt war er braun bis hinauf zu der hohen Mauer ganz oben, über die Baumwipfel
hinwegragten.
    Dieser Teil der Straße führte nicht zu
irgendwelchen großartigen Aussichtspunkten, aber geradeaus konnte er über den
Dächern einige Türmchen des Palasts sehen, auf denen Fahnen mit dem Weißen
Löwen im Wind flatterten. Er war nicht sicher, in welche Richtung die Straße
nach der nächsten Kurve führen würde, wo sie den Hügel umrundete und aus seiner
Sicht verschwand, aber ihm kam plötzlich eine Idee, als er die Mauer oben auf
dem Hügel sah.
    Die Trommeln und Trompeten näherten sich;
die Rufe wurden lauter. Erregt stieg er den Hang hinauf. Er war ziemlich steil,
doch er drückte seine Stiefel in die abgestorbene Grasnarbe und zog sich hoch,
wobei er kahle Sträucher zum Festhalten benützte. Er schnaufte schwer vor
Aufregung und Anstrengung, als er die letzten Schritte zur Mauer zurücklegte.
Sie ragte über ihm auf, gut doppelt so hoch wie er groß war, vielleicht auch
mehr. Die Luft erzitterte unter dem Trommelschlag und dem Schmettern der
Trompeten.
    Man hatte die Steine der Mauer nur wenig
behauen. Die mächtigen Blöcke passten so gut aufeinander, dass die Fugen fast
unsichtbar waren. So rau wie sie

Weitere Kostenlose Bücher