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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Menschen von den Zwei Flüssen haben dunkle Haare und Augen, und sie
werden selten so groß.« Ihre Hand schoss heraus und schob den Ärmel seines
Mantels hoch. Seine Haut war hell und zeigte, dass sie nicht oft der Sonne
ausgesetzt gewesen war. »Ebenso wenig haben sie eine solche Hautfarbe.«
    Es kostete ihn Mühe, nicht die Fäuste zu
ballen. »Ich bin in Emondsfelde geboren«, sagte er steif. »Meine Mutter war
Ausländerin, daher habe ich diese Augen. Mein Vater ist Tam al’Thor, ein
Schäfer und Bauer, genau wie ich es bin.«
    Elaida nickte bedächtig, sah ihm aber weiterhin
ins Gesicht. Er begegnete ihrem Blick mit einer Ruhe, die das saure Gefühl in
seinem Magen Lügen strafte. Er sah, dass sie seinen festen Blick wohl bemerkte.
Sie sah ihm immer noch in die Augen und streckte langsam wieder die Hand nach
ihm aus. Er beschloss, diesmal nicht zurückzuweichen.
    Es war sein Schwert, das sie berührte,
und nicht er. Ihre Hand umschloss den Knauf ganz oben am Ende. Ihre Finger
verkrampften sich, und sie machte vor Überraschung große Augen. »Ein Schäfer
von den Zwei Flüssen«, sagte sie leise in einem Flüsterton, den trotzdem alle
verstehen sollten, »mit einem Schwert, das ein Reiherzeichen trägt.«
    Diese letzten Worte hinterließen im Raum
eine Wirkung, als habe sie das Kommen des Dunklen Königs gemeldet. Hinter Rand
knarrten Leder und Metall, und Stiefel schoben sich über Marmorplatten. Aus dem
Augenwinkel konnte er erkennen, wie sich Tallanvor und ein anderer Gardesoldat
ein Stück von ihm entfernten, um Raum zu gewinnen, die Hände an den Schwertern,
bereit, zu ziehen und, nach ihren Gesichtern zu schließen, zu sterben. Mit zwei
schnellen Schritten stand Gareth Bryne vor dem Podest – zwischen Rand und der
Königin. Selbst Gawyn schob sich mit einem besorgten Blick und einer Hand am
Dolch vor Elayne. Elayne selbst blickte ihn an, als sehe sie ihn zum ersten
Mal. Morgases Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber ihre Hände strafften
sich um die vergoldeten Armlehnen ihres Throns.
    Nur Elaida tat so, als habe sie nichts
Außergewöhnliches gesagt. Sie nahm ihre Hand vom Schwert, was die Soldaten
offensichtlich in noch größere Anspannung versetzte. Ihre Augen blickten ihn
unverwandt an, unbeeindruckt und berechnend.
    Â»Sicher«, sagte Morgase mit ruhiger
Stimme, »ist er zu jung, um sich eine Klinge mit Reiherzeichen verdient zu haben.
Er kann nicht älter als Gawyn sein.«
    Â»Es gehört zu ihm«, sagte Gareth Bryne.
    Die Königin blickte ihn überrascht an.
»Wie kann das sein?«
    Â»Ich weiß nicht, Morgase«, sagte Bryne
bedächtig. »Er ist zu jung, aber trotzdem gehört es zu ihm und er zu dem
Schwert. Seht seine Augen an. Seht, wie er dasteht, wie das Schwert ihn ergänzt
und er das Schwert. Er ist zu jung, aber das Schwert ist sein.«
    Als der Generalhauptmann wieder schwieg,
fragte Elaida: »Wie bist du an diese Klinge gekommen, Rand al’Thor von den Zwei
Flüssen?« Sie brachte es so heraus, als zweifle sie sowohl an seinem Namen als
auch an dem Ort seiner Herkunft.
    Â»Mein Vater hat es mir gegeben«, sagte
Rand. »Es war seines. Er dachte, draußen in der Welt benötigte ich ein
Schwert.«
    Â»Also noch ein Schäfer von den Zwei Flüssen mit einem Reiherschwert.«
Elaidas Lächeln ließ seinen Mund austrocknen. »Wann bist du in Caemlyn
angekommen?«
    Er hatte es satt, dieser Frau die
Wahrheit zu sagen. Er hatte vor ihr genauso viel Angst wie vor einem Schattenfreund.
Es war Zeit, die Wahrheit zu verbergen. »Heute«, sagte er. »Heute Morgen.«
    Â»Gerade rechtzeitig«, murmelte sie. »Wo
wohnst du? Behaupte nicht, du hättest nicht irgendwo ein Zimmer gefunden. Du
siehst ein wenig angegriffen aus, aber du hattest Gelegenheit, dich zu waschen.
Wo?«
    Â»Im Gasthaus Krone
und Löwe .« Er erinnerte sich daran, an einer
Schenke dieses Namens vorbeigekommen zu sein, als er Der
Königin Segen suchte. Sie lag in der Neustadt
auf der entgegengesetzten Seite von Meister Gills Schenke. »Dort habe ich ein
Bett unter dem Dach.« Er hatte das Gefühl, sie wisse, dass er log, aber sie
nickte nur.
    Â»Ist das nun ein Zufall?«, sagte sie.
»Heute bringt man den Ungläubigen nach Caemlyn. In zwei Tagen wird man ihn nach
Tar Valon führen, und die Tochter-Erbin reist mit, um dort ausgebildet

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