Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
habe, Generalhauptmann«, sagte Elaida. Sie lächelte Rand
bitter an, ein Lächeln, das kaum ihre Lippen verzog, und spottete seiner
Unfähigkeit zu behaupten, sie sage nicht die Wahrheit. »Ein paar Wochen im
Gefängnis werden ihm nicht schaden, und sie könnten mir Gelegenheit geben, mehr
herauszubekommen.« Gier stand in ihren Augen und ließ ihn noch mehr schaudern.
»Vielleicht ergibt sich eine weitere Weissagung.«
    Morgase überlegte eine Weile lang, das
Kinn auf die Faust gestützt und den Ellbogen auf der Armlehne ihres Thrones.
Rand hätte sich unter ihrem Blick am liebsten hin und her bewegt, wenn er sich
nur überhaupt hätte rühren können. Doch Elaidas Blick ließ ihn wie erstarrt
dastehen. Schließlich sprach die Königin.
    Â»Das Misstrauen erstickt Caemlyn und vielleicht
ganz Andor. Angst und blankes Misstrauen. Frauen verunglimpfen ihre Nachbarn
als Schattenfreunde. Männer kritzeln den Drachenzahn auf die Türen von
Menschen, die sie schon jahrelang kennen. Ich werde das nicht mitmachen.«
    Â»Morgase …«, begann Elaida, aber die
Königin unterbrach sie.
    Â»Ich werde das nicht dulden. Als ich den
Thron bestieg, schwor ich, Gerechtigkeit an hochgestellten wie niedrigen Leuten
zu üben, und daran werde ich mich halten, und wenn ich der letzte Mensch in
Andor sein sollte, der noch Gerechtigkeit übt. Rand al'Thor, schwörst du beim
Licht, dass dein Vater, ein Schäfer im Gebiet der Zwei Flüsse, dir dieses
Reiherschwert gegeben hat?«
    Rand bewegte die Zunge, um seinen Mund zu
befeuchten, damit er sprechen konnte. »Das schwöre ich.« Da er sich plötzlich
daran erinnerte, mit wem er da sprach, fügte er hastig: »Meine Königin« hinzu.
Lord Gareth hob eine schwere Augenbraue, aber Morgase schien es nicht zu
stören.
    Â»Und dass du die Gartenmauer nur deshalb
erklommen hast, weil du den falschen Drachen sehen wolltest?«
    Â»Ja, meine Königin.«
    Â»Willst du dem Thron von Andor oder
meiner Tochter oder meinem Sohn Schaden zufügen?« Ihr Tonfall sagte ihm, dass
im zweiten Fall mit ihm noch kürzerer Prozess gemacht werde als im ersten.
    Â»Ich will überhaupt niemandem schaden,
meine Königin. Euch und den Euren noch weniger als allen anderen.«
    Â»Dann will ich dir gerecht werden, Rand
al’Thor«, sagte sie. »Zuerst einmal habe ich Elaida und Gareth eines voraus,
denn ich habe in meiner Jugend die Mundart der Zwei Flüsse gehört. Du siehst
zwar nicht so aus, aber falls mich meine trübe Erinnerung daran nicht täuscht,
trägst du die Zwei Flüsse auf der Zunge. Zum zweiten würde niemand mit deinem
Haar und deinen Augen behaupten, er sei ein Schäfer von den Zwei Flüssen, wenn
es nicht wahr wäre. Und dass dir dein Vater ein Reiherschwert gab, ist zu
unwahrscheinlich, um eine Lüge zu sein. Und zum dritten: Die Stimme, die mir
zuflüstert, dass die beste Lüge oft gerade das ist, was zu lächerlich erscheint,
um erlogen zu sein … diese Stimme stellt keinen Beweis dar. Ich werde mich an
die Gesetze halten, die ich selbst erließ. Ich schenke dir deine Freiheit, Rand
al’Thor, aber ich rate dir, gründlich zu überlegen, bevor du in Zukunft fremden
Boden betrittst. Wenn man dich noch einmal auf dem Grund und Boden des Palasts
erwischt, wirst du nicht so leicht davonkommen.«
    Â»Ich danke Euch, meine Königin«, sagte er
heiser. Er konnte Elaidas Unzufriedenheit wie Hitze auf seinem Gesicht spüren.
»Tallanvor«, sagte Morgase, »eskortiert diesen … den Gast meiner Tochter aus
dem Palast und erweist ihm jede Höflichkeit. Ihr anderen, geht jetzt auch.
Nein, Elaida, du bleibst! Und wenn Ihr bitte auch bleiben würdet, Lord Gareth.
Ich muss entscheiden, was mit diesen Weißmänteln in der Stadt zu geschehen
hat.«
    Tallanvor und die Gardesoldaten steckten
ihre Schwerter zögernd zurück in die Scheiden, schienen aber jeden Moment
bereit, sie augenblicklich zu ziehen. Trotzdem war Rand froh, als sie sich um
ihn herum formierten und Tallanvor folgten. Elaida hörte der Königin nur halb
zu; er konnte ihren Blick auf seinem Rücken fühlen. Was
wäre geschehen, wenn Morgase keine Aes Sedai am Hofe gehabt hätte? Bei dem Gedanken wünschte er, die Soldaten würden schneller
marschieren.
    Zu seiner Überraschung wechselten Elayne
und Gawyn vor der Tür einige Worte und schlossen

Weitere Kostenlose Bücher