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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zu
werden. Und gerade an diesem Wendepunkt taucht ein junger Mann im Palastgarten
auf und behauptet, ein treuer Untertan von den Zwei Flüssen zu sein …«
    Â»Ich komme von den Zwei Flüssen!« Sie
sahen ihn alle an, und doch beachteten sie ihn nicht. Alle außer Tallanvor und
seinen Soldaten; deren Augen waren starr auf ihn gerichtet. »… und erzählt eine
Geschichte, um Elayne zu umgarnen. Außerdem trägt er ein Schwert mit dem
Reiherzeichen. Er besitzt weder Armbinde noch Abzeichen, um seine Gesinnung zu
zeigen, dafür aber wickelt er das Schwert rot ein und verbirgt sorgfältig den
Reiher vor neugierigen Blicken. Ist das ein Zufall, Morgase?«
    Die Königin bedeutete dem
Generalhauptmann, zur Seite zu treten, und dann musterte sie Rand mit besorgtem
Blick. Sie sprach dann allerdings Elaida an: »Als was wollt Ihr ihn bezeichnen?
Schattenfreund? Einer von Logains Anhängern?«
    Â»Der Dunkle König rührt sich in Shayol
Ghul«, erwiderte die Aes Sedai. »Der Schatten liegt über dem Muster, und die
Zukunft balanciert auf einer Nadelspitze. Dieser Mann ist gefährlich.«
    Plötzlich rührte sich Elayne. Sie warf
sich vor dem Thron auf die Knie. »Mutter, ich bitte dich, ihm nichts zu tun. Er
wäre sofort wieder gegangen, hätte ich ihn nicht aufgehalten. Er wollte gehen.
Ich habe ihn zum Bleiben überredet. Ich kann nicht glauben, dass er ein
Schattenfreund ist.«
    Morgase machte eine beschwichtigende Geste
zu ihrer Tochter hin, doch ihr Blick ruhte weiter auf Rand. »Ist das eine
Voraussage, Elaida? Habt Ihr das Muster studiert? Ihr sagt, es käme über Euch,
wenn Ihr es am wenigsten erwartet, und es vergeht so plötzlich, wie es kommt.
Falls das eine Weissagung ist, Elaida, dann befehle ich Euch, klar und deutlich
die Wahrheit zu sagen, ohne Eure sonstige Angewohnheit, es so durch
Geheimnistuerei zu verschleiern, dass hinterher niemand mehr weiß, ob Ihr ja
oder nein gesagt hast. Sprecht! Was seht Ihr?«
    Â»Dies weissage ich«, antwortete Elaida,
»und ich schwöre beim Licht, dass ich nichts Eindeutigeres sagen kann. Vom
heutigen Tage an bewegt sich Andor auf eine Zeit des Schmerzes und der Spaltung
zu. Der Schatten wird sich erst zu Schwarz vertiefen, doch ich kann nicht
sagen, ob ihm dann das Licht nachfolgt. Wo die Welt eine Träne geweint hat,
wird sie künftig tausende weinen. Dies weissage ich.«
    Eisiges Schweigen hing über dem Raum und
wurde erst durch Morgase gebrochen, die so laut ausatmete, als sei es ihr letzter
Atemzug gewesen.
    Elaida sah weiterhin Rand in die Augen.
Sie sprach wieder. Dabei bewegte sie die Lippen kaum und sprach so leise, dass
er sie – kaum eine Armlänge von ihr entfernt – fast nicht verstehen konnte.
»Auch das weissage ich: Schmerz und Spaltung kommen über die ganze Welt, und
dieser Mann steht dabei im Mittelpunkt. Ich gehorche der Königin«, flüsterte
sie, »und spreche es klar und deutlich aus.«
    Rand fühlte sich, als habe er im
Marmorboden Wurzeln geschlagen. Die Kälte des Bodens kroch ihm in die Beine und
ließ ihn schaudern. Niemand sonst konnte das gehört haben. Aber sie sah ihn
immer noch an, und er hatte es gehört.
    Â»Ich bin Schäfer«, sagte er zu allen im
Raum. »Von den Zwei Flüssen. Nur ein Schäfer.«
    Â»Das Rad webt, wie das Rad es will«,
sagte Elaida laut, und er war nicht sicher, ob ein spöttischer Unterton darin
lag oder nicht.
    Â»Lord Gareth«, sagte Morgase, »ich
brauche den Rat meines Generalhauptmanns.«
    Der stämmige Mann schüttelte den Kopf.
»Elaida Sedai sagt, der Junge sei gefährlich, meine Königin, und wenn sie mehr
dazu sagen könnte, würde ich den Henker bestellen. Aber alles, was sie sagt,
ist nur das, was jeder von uns auch mit eigenen Augen sehen kann. Es gibt wohl
keinen Bauern im Reich, der nicht vorhersagt, dass alles immer noch schlimmer
werden wird, und dazu braucht er keine Weissagung. Ich persönlich glaube, der
Junge ist nur durch puren Zufall hierher gekommen, auch wenn es für ihn ein
unglücklicher Zufall war. Um sicherzugehen, meine Königin, schlage ich vor:
Werft ihn in eine Zelle, bis Lady Elayne und Lord Gawyn eine Weile unterwegs
sind, und dann lasst ihn laufen. Oder, Aes Sedai, habt Ihr noch mehr auf Lager,
was Ihr über ihn weissagen könntet?«
    Â»Ich habe alles gesagt, was ich im Muster
über ihn gelesen

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