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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Maske auf die weiße Steinöffnung gerichtet,
als wolle er geradewegs hineingehen. »So lange unfrei«, sagte Aginor leise. »So
lange.«
    Â»Das Licht schütze …«, begann Loial mit
zitternder Stimme und brach dann schnell ab, als Aginor ihn anblickte.
    Â»Die Verlorenen«, sagte Mat heiser, »sind
in Shayol Ghul gefangen …«
    Â»Waren gefangen.« Aginor lächelte; seine
vergilbten Zähne wirkten wie Raubtierfänge. »Einige von uns sind nicht mehr
gefangen. Die Siegel werden brüchig, Aes Sedai. Wie Ishamael wandeln wir wieder
unter den Lebenden, und bald kommt der Rest von uns nach. Ich war dieser Welt
in meiner Gefangenschaft zu nahe, ich und Balthamel, zu nahe dem Mahlen des
Rads, aber bald wird der Große Herr der Dunkelheit frei sein und uns neues
Fleisch verleihen, und die Welt wird wieder unser sein. Diesmal werdet ihr
keinen Lews Therin Brudermörder mehr haben. Kein Herr des Morgens wird euch
retten. Wir wissen nun, wen wir suchen, und den Rest von euch brauchen wir
nicht mehr.«
    Lans Schwert fuhr zu schnell aus der
Scheide, als dass Rand die Bewegung hätte verfolgen können. Doch noch zögerte
der Behüter, und sein Blick wanderte von Moiraine zu Nynaeve. Die beiden Frauen
standen ein ganzes Stück voneinander entfernt. Hätte er sich zwischen eine von
ihnen und die Verlorenen gestellt, hätte er sich damit weiter von der anderen
entfernt. Das Zögern dauerte nur einen Herzschlag lang, doch als sich der
Behüter bewegte, hob Aginor die Hand. Die Geste wirkte verächtlich – nur ein
Schnippen seiner schwieligen Finger, wie um eine Fliege zu verscheuchen. Der
Behüter flog rückwärts durch die Luft, als habe ihn eine riesige Hand
geschleudert. Mit einem dumpfen Aufschlag prallte Lan gegen den steinernen
Torbogen und hing einen Augenblick lang dort, bevor er zu einem schlappen
Häufchen zusammensackte. Sein Schwert lag neben seiner ausgestreckten Hand.
    Â» NEIN !«, schrie Nynaeve.
    Â»Seid ruhig!«, befahl ihr Moiraine, aber
bevor sich irgendjemand bewegen konnte, hatte die Dorfheilerin das Messer aus
ihrem Gürtel gezogen, und sie rannte auf die Verlorenen zu, die kleine Klinge
hoch erhoben.
    Â»Das Licht blende Euch«, schrie sie und
hieb nach Aginors Brust. Der andere der Verlorenen bewegte sich wie eine Viper.
Noch während sie zuzuschlagen versuchte, schoss Balthamels in Leder gehüllte
Hand heraus und ergriff ihr Kinn. Die Finger gruben sich in ihre eine Wange,
während sich der Daumen in die andere bohrte. Durch den Druck pressten sie das
Blut aus den Wangen und hinterließen blasse Schwielen. Ein Krampf schüttelte
Nynaeve von Kopf bis Fuß, als habe man sie wie einen Kreisel gepeitscht. Ihr
Messer fiel nutzlos aus kraftlosen Fingern, als Balthamel sie mit diesem Griff
vom Boden hochhob, bis die Ledermaske in ihr immer noch zitterndes Gesicht
starrte. Ihre Zehen zuckten einen Fuß hoch über dem Boden. Es regnete Blumen
aus ihrem Haar.
    Â»Ich hatte die fleischlichen Lüste schon
beinahe vergessen.« Aginors Zunge fuhr über die geschrumpften Lippen. Es klang,
als schleife Stein über raues Leder. »Aber Balthamel erinnert sich noch an
vieles.« Das Lachen der Maske schien noch wilder zu werden, und Nynaeves
klagender Aufschrei brannte in Rands Ohren wie Verzweiflung, die direkt aus
ihrem lebendigen Herzen gerissen wurde.
    Plötzlich rührte sich auch Egwene, und
Rand sah, dass sie Nynaeve zur Hilfe eilen wollte. »Egwene, nein!«, schrie er,
doch sie blieb nicht stehen. Seine Hand hatte sich bei Nynaeves Aufschrei zu
seinem Schwert hin bewegt, aber nun gab er das auf und warf sich auf Egwene. Er
prallte auf sie, bevor sie noch den dritten Schritt gemacht hatte, und beide
fielen zu Boden. Egwene landete mit einem Japsen unter ihm und schlug sofort um
sich.
    Auch andere waren in Bewegung, wie er
jetzt erkannte. Perrins Axt wirbelte in seinen Händen, und seine Augen glühten
golden und wild. »Dorfheilerin!«, heulte Mat, und er hielt den Dolch aus Shadar
Logoth in der Faust.
    Â»Nein!«, rief Rand. »Ihr könnt nicht
gegen die Verlorenen kämpfen!« Aber sie rannten an ihm vorbei, als hätten sie
ihn nicht gehört. Sie hatten nur Augen für Nynaeve und die beiden Verlorenen.
    Aginor sah sie unberührt an … und
lächelte.
    Rand fühlte, wie sich die Luft über ihm
auflud und wie die Peitsche eines Riesen knallte. Mat und

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