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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die
eingerechnet, die vielleicht noch jenseits des Aryth-Meers leben, konnten nicht
einen Löffel mit der Macht anfüllen, wenn sie keine Männer zur Zusammenarbeit
hatten.«
    Rands Kehle brannte, als habe er
geschrien. »Warum habt Ihr uns hierher gebracht?«
    Â»Weil ihr Ta’veren seid.« Aus dem Gesichtsausdruck der Aes
Sedai ließ sich nichts ablesen. Ihre Augen glänzten und schienen ihn zu ihr
hinzuziehen. »Weil die Macht des Dunklen Königs hier zuschlagen wird und weil
wir ihr gegenübertreten und sie aufhalten müssen, sonst wird der Schatten die
Welt bedecken. Es gibt keine zwingendere Notwendigkeit als das. Gehen wir
wieder hinaus ins Sonnenlicht, solange wir noch Zeit haben.« Sie wartete nicht,
um zu sehen, ob sie ihr folgten, und ging mit Lan den Korridor hinauf. Lans
Schritt war vielleicht ein wenig schneller als sonst üblich. Egwene und Nynaeve
eilten ihr hinterher.
    Rand schob sich an der Wand entlang – er
konnte sich nicht dazu zwingen, auch nur einen Schritt näher an das
heranzutreten, was der See sein mochte – und stolperte zusammen mit Mat und
Perrin auf den Korridor hinaus. Er wäre sogar gerannt, doch dann hätte er
Egwene und Nynaeve, Moiraine und Lan überrannt. Sein Zittern hörte aber auch
nicht auf, als er wieder draußen war.
    Â»Mir gefällt das nicht, Moiraine«, sagte
Nynaeve ärgerlich, als die Sonne wieder auf sie herunterschien. »Ich glaube
durchaus, dass die Gefahr so groß ist, wie Ihr behauptet, sonst wäre ich nicht
hier, aber das ist …«
    Â»Endlich habe ich euch gefunden.«
    Rand zuckte, als hätte sich ein Seil um
seinen Hals zusammengezogen. Die Worte, die Stimme … einen Augenblick lang
glaubte er, es sei Ba’alzamon. Aber die beiden Männer, die zwischen den Bäumen
hervortraten, die Gesichter unter Kapuzen verborgen, trugen keine Umhänge von
der Farbe getrockneten Bluts. Der eine Umhang war dunkelgrau, der andere von
einem beinahe genauso dunklen Grün, und sogar an der frischen Luft wirkten sie
muffig. Und die Männer waren keine Blassen; die Brise bewegte ihre Umhänge.
    Â»Wer seid Ihr?« Lans Haltung kündete von
Vorsicht. Seine Hand lag auf dem Griff seines Schwertes. »Wie seid Ihr hierher
gekommen? Falls Ihr den Grünen Mann sucht …«
    Â»Er führte uns.« Die Hand, die auf Mat
deutete, war alt und verschrumpelt und fast nicht mehr menschlich zu nennen.
Ein Fingernagel fehlte, und die Knöchel standen heraus wie Knoten in einem
Stück Tau. Mat trat mit weit aufgerissenen Augen einen Schritt zurück. »Ein
altes Ding, ein alter Freund, ein alter Feind. Aber er ist nicht derjenige, den
wir suchen«, erklärte der Mann mit dem grünen Umhang. Der andere Mann stand da,
als würde er niemals sprechen.
    Moiraine richtete sich zu voller Größe
auf. So reichte sie wohl immer noch den Männern nur bis zu den Schultern, aber
sie erschien ihnen mit einem Mal so groß wie die Hügel. Ihre Stimme klang wie
eine Glocke. Sie verlangte zu wissen: »Wer seid Ihr?«
    Hände schoben Kapuzen zurück, und Rand
fielen fast die Augen aus dem Kopf. Der alte Mann war älter als alt; neben ihm
hätte Cenn Buie wie ein vor Gesundheit strotzendes Kind gewirkt. Seine
Gesichtshaut sah aus wie dünnes Pergament, das man fest über den Schädel
gezurrt hatte und dann noch einmal etwas fester. Vereinzelte Büschel brüchigen
Haars waren über seine vernarbte Kopfhaut verteilt. Seine Ohren waren
verwitterte Bruchstücke wie Fetzen uralten Leders, die Augen eingesunken. Sie
spähten aus seinem Kopf hervor wie vom Ende eines Tunnels her. Und doch sah der
andere noch schlimmer aus. Ein enger schwarzer Lederüberzug bedeckte Kopf und
Gesicht des Mannes vollständig, aber dessen Vorderseite war in Form eines
Gesichts gearbeitet. Es war das Gesicht eines jungen Mannes, das wild, ja
wahnsinnig lachte – ein für immer erstarrtes Lachen. Was
verbirgt der, wenn der andere schon zeigt, was er da eben vorführt? Dann erstarrten sogar seine Gedanken, wurden zu Staub
zermalmt und weggeblasen.
    Â»Man nennt mich Aginor«, sagte der Alte.
»Und er ist Balthamel. Er spricht nicht mehr mit seiner Zunge. Das Rad mahlt
extrem fein, wenn man dreitausend Jahre lang im Gefängnis steckt.« Der Blick
aus seinen eingesunkenen Augen glitt zum Torbogen hinüber. Balthamel beugte
sich vor, die Augen unter seiner

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