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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sich nicht, und doch ließ er die
Bälle in den weiten Manteltaschen verschwinden. Dann verbeugte er sich vor ihr,
wobei er den Umhang weit ausbreitete. »Entschuldigt, aber Ihr kommt sicher
nicht aus dieser Gegend.«
    Â»Lady!«, zischte Ewin aufgebracht. »Lady
Moiraine.«
    Thom blinzelte und verbeugte sich
abermals, diesmal tiefer. »Entschuldigt noch einmal … äh, Lady. Ich wollte
nicht unhöflich sein.«
    Moiraine tat es mit einer leichten
Handbewegung ab. »Es wurde auch nicht so aufgefasst, Meister Barde. Und mein
Name lautet einfach Moiraine. Ich bin in der Tat fremd hier, eine Reisende wie
Ihr selbst, fern der Heimat und allein. Die Welt kann ein gefährlicher Ort
sein, wenn man in der Fremde weilt.«
    Â»Lady Moiraine sammelt Geschichten«, warf
Ewin ein. »Geschichten über Dinge, die sich bei den Zwei Flüssen abspielten.
Obwohl ich nicht weiß, was hier Großes geschehen sein kann, dass man
Geschichten darüber erzählt.«
    Â»Ich hoffe, meine Geschichten werden Euch
genauso gut gefallen … Moiraine.« Thom betrachtete sie mit offensichtlichem
Argwohn. Er sah nicht so aus, als gefalle ihm ihre Anwesenheit. Plötzlich
fragte Rand sich, welche Art von Unterhaltung einer Dame wie ihr in einer Stadt
wie Baerlon oder Caemlyn wohl geboten wurde. Es konnte doch kaum Besseres sein,
als ein Gaukler zu bieten hatte.
    Â»Das ist Geschmackssache, Meister Barde«,
antwortete Moiraine. »Einige Geschichten gefallen mir, andere nicht.«
    Thoms Verbeugung war seine bisher
tiefste. »Ich versichere Euch, dass Euch keine meiner Geschichten missfallen
wird. Alle werden gefallen und unterhalten. Und Ihr lasst mir zu viel Ehre zuteil
werden. Ich bin ein einfacher Gaukler – sonst nichts.«
    Moiraine beantwortete seine Verbeugung
mit einem dankbaren Nicken. In diesem Augenblick erschien sie noch mehr als die
Lady, wie sie von Ewin bezeichnet worden war, die ein Geschenk eines Untertanen
annahm. Dann ging sie, und Lan folgte ihr – ein Wolf auf den Spuren eines
dahingleitenden Schwans. Thom sah ihnen nach. Er zupfte sich an den wild
wuchernden Augenbrauen und strich sich mit den Knöcheln über den langen
Schnurrbart. Es gefällt ihm überhaupt nicht, dachte Rand.
    Â»Jongliert Ihr noch ein wenig?«, wollte
Ewin wissen.
    Â»Schluckt Feuer!«, rief Mat. »Ich will
Euch Feuer schlucken sehen!«
    Â»Die Laute!«, rief eine Stimme aus der
Menge. »Spielt Laute!« Jemand anders wollte, dass er Flöte spielte.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür der
Schenke, und der Dorfrat schob sich heraus, Nynaeve in der Mitte. Padan Fain
befand sich nicht bei ihnen. Offensichtlich hatte es der Händler vorgezogen,
mit seinem Glühwein in der warmen Schankstube zu bleiben.
    Etwas von einem ›starken Schnaps‹ vor
sich hinmurmelnd, sprang Thom Merrilin von der alten Grundmauer. Er überhörte
die Rufe seiner Zuschauer und drückte sich an den Dorfräten vorbei, bevor sie
noch aus der Tür waren.
    Â»Ist er eigentlich Gaukler oder König?«,
fragte Cenn Buie in ärgerlichem Tonfall. »Reine Geldverschwendung, wenn Ihr
mich fragt.«
    Bran al’Vere drehte sich halb nach dem
Gaukler um, schüttelte dann aber den Kopf. »Dieser Mann macht uns vielleicht
mehr Schwierigkeiten, als er wert ist.«
    Nynaeve, die alle Hände voll zu tun
hatte, ihren flatternden Umhang festzuhalten, schnaubte vernehmlich. »Zerbrecht
Euch ruhig den Kopf wegen des Gauklers, Brandelwyn al’Vere. Zumindest ist er
hier in Emondsfelde, was man von dem falschen Drachen nicht behaupten kann.
Aber wenn Ihr Euch schon Sorgen machen wollt: Es gibt andere hier, deren
Anwesenheit Euch mehr Ärger bereiten wird.«
    Â»Dorfheilerin«, sagte Bran steif,
»überlasst es freundlicherweise mir, über wen ich mir den Kopf zerbreche. Frau
Moiraine und Meister Lan sind Gäste meiner Herberge und, so möchte ich
behaupten, anständige und ehrenwerte Leute. Sie haben mich nicht vor dem
versammelten Dorfrat als Narren bezeichnet. Sie haben den Dorfräten nicht
vorgeworfen, dass keiner seine fünf Sinne beisammen habe.«
    Â»Es scheint, als habe ich noch
untertrieben«, schoss Nynaeve zurück. Sie schritt ohne einen Blick zurück
davon. Brans Kinn bewegte sich, als formuliere er eine passende Antwort.
    Egwene sah Rand an, als wolle sie etwas
sagen, aber stattdessen eilte sie der Dorfheilerin hinterher.

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