Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
Falls dies wieder einmal einer der Fälle war, an denen sein ta’veren am Muster zupfte, hätte er darauf verzichten können. Diese Veranlagung schien mehr Nachteile als Vorteile zu haben, selbst wenn sie zum Vorteil zu gereichen schien. Die Chance, die einem noch in dem einen Augenblick einen Vorteil brachte, konnte sich im nächsten gegen einen wenden. Und es gab da auch immer eine andere Möglichkeit. Als Ta’veren stach man immer aus dem Muster heraus, und einige der Verlorenen konnten einen dadurch manchmal aufspüren; zumindest hatte man ihm das erzählt. Vielleicht verfügte ein Teil des Schattengezüchts ebenfalls über diese Fähigkeit.
Die Spur, der er folgte, war mindestens eine Stunde alt, aber Perrin spürte eine Anspannung zwischen den Schulterblättern, ein Prickeln in der Kopfhaut. Der Himmel war da, wo er sich zeigte, noch immer dunkelgrau, sogar für seine Augen. Die Morgenröte hatte den Horizont noch nicht erhellt. Kurz vor Sonnenaufgang war einer der schlechtesten Augenblicke, um der Wilden Jagd zu begegnen, wenn sich die Dunkelheit in Licht verwandelte, das Licht aber noch nicht Fuß gefasst hatte. Wenigstens gab es in der Nähe keine Kreuzwege, auch keinen Friedhof, aber die einzigen Herdsteine, die man hätte berühren können, gab es ein Stück zurück in Brytan, und er war sich nicht sicher, wie viel Schutz diese Hütten boten. In Gedanken markierte er den Verlauf eines nahe liegenden Stroms, wo man Wasser für das Lager geschöpft hatte, indem man das Eis aufschlug. Er war kaum breiter als zehn oder zwölf Schritte und nur knietief, aber fließendes Wasser zwischen sich und Schattenhunde zu bringen sollte sie angeblich aufhalten. Aber das sollte es auch, wenn man sich ihnen stellte, und er hatte gesehen, wie das Ergebnis war. Seine Nase prüfte die Brisen und suchte nach jenem alten Geruch. Und nach jedem Hinweis auf einen neuen. Nichts ahnend auf diese Ungeheuer zu stoßen würde schlimmer als nur unerfreulich sein.
Traber witterte fast so mühelos wie Perrin und erkannte die Gerüche manchmal sogar früher, aber jedes Mal, wenn das mausgraue Pferd scheute, zwang Perrin es weiter. Der Schnee wies viele Spuren auf, Hufabdrücke der berittenen Patrouillen, gelegentlich auch Fährten von Hasen und Füchsen, aber die Spuren der Schattenhunde waren nur dort zu sehen, wo Stein aus dem Schnee ragte. Der Gestank nach verbranntem Schwefel war hier stets am stärksten, aber er verweilte ausreichend dazwischen, um Perrin zu der nächsten Stelle zu führen, an der ihre Abdrücke zu sehen waren. Die gewaltigen Pfotenspuren überlappten einander, und man konnte unmöglich sagen, wie viele Schattenhunde es gewesen waren, aber ob die von ihnen überquerte felsige Fläche nun einen Schritt oder sechs breit war, sie war von einer Seite zur anderen mit Abdrücken übersät. Ein größeres Rudel als das, das er außerhalb von Illian gesehen hatte. Viel größer. War das der Grund, warum es in der Gegend keine Wölfe gab? Er war davon überzeugt, dass der sichere Tod, den er im Traum gefühlt hatte, etwas Reales war, und in diesem Traum war er ein Wolf gewesen.
Als der Pfad nach Westen abbog, beschlich ihn ein wachsender Verdacht, der zur Gewissheit wurde, als er die Richtung beibehielt. Die Schattenhunde hatten das Lager vollständig umrundet, sie hatten die Stelle nördlich des Lagers überquert, an der mehrere große Bäume zur Hälfte umgestürzt lagen und von ihren Nachbarn gestützt wurden; bei jedem der zersplitterten Stämme war ein großes Stück sauber herausgestanzt. Die Spuren führten über eine Felsplatte, die die flache Glätte eines Marmorbodens aufwies, wenn man von dem haardünnen Spalt absah, der sich in einer geraden Linie quer darüberzog. Nichts konnte der Öffnung eines Asha’man-Wegetors widerstehen, und hier hatten sich zwei aufgetan. Eine stämmige Kiefer, die ihnen im Weg gestanden hatte und umgestürzt war, wies eine vier Schritte breite Lücke auf, die aus ihr herausgebrannt war, doch die verkohlten Enden schlossen so sauber ab, als wären sie in einer Sägemühle entstanden. Aber anscheinend hatten sich die Schattenhunde nicht für die Eine Macht interessiert. Das Rudel hatte hier genauso wenig wie an anderen Stellen verweilt und war, soweit Perrin sehen konnte, auch nicht langsamer geworden. Schattenhunde konnten schneller als Pferde laufen und auch länger, und ihr Gestank schien sich an keinem Ort mehr aufgelöst zu haben als an anderen. An zwei Stellen des Kreises hatte
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