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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Hitze umgeben und mit Dienstboten erstickt, so wenig er auch noch beschäftigte. Als unbedeutender Landedelmann war er alles andere als wohlhabend, aber er zahlte seine Schulden auf Heller und Pfennig, wo die meisten anderen Männer die andere Seite einer Schuld gesehen hätten.
    Die schmucklose Tür zum Korridor öffnete sich quietschend – die meisten von Algarins Dienern waren fast genauso alt wie er, und auch wenn sie alles staubfrei und ordentlich und die Lampen mit Öl gefüllt und die Dochte gestutzt hielten, schienen die Türangeln des Hauses regelmäßigem Nachölen zu entgehen –, die Tür öffnete sich quietschend und ließ Verin herein, die noch immer mit einem einfachen braunen Reitgewand und einem Umhang über dem Arm reisefertig gekleidet war und ihr von Grau durchzogenes Haar richtete. Das kantige Gesicht der stämmigen kleinen Schwester zeigte einen bekümmerten Ausdruck, und sie schüttelte den Kopf. »Nun, die Leute vom Meervolk sind in Tear abgeliefert worden, Cadsuane. Ich war nicht in der Nähe des Steins, aber ich habe gehört, dass Hochlord Astoril aufgehört hat, sich über seine schmerzenden Gelenke zu beklagen und sich mit Darlin zusammengesetzt hat. Wer hätte gedacht, dass sich Astoril aufrafft, und dann auch noch auf Darlins Seite? Die Straßen sind voller Waffenmänner, die meisten betrinken sich und raufen miteinander, wenn sie nicht gegen die Atha’an Miere kämpfen. In der Stadt sind so viele Meervolk-Leute wie an allen anderen Orten zusammen. Harine war entsetzt. Sie eilte zu den Schiffen, sobald sie ein Boot mieten konnte; sie erwartete, zur Herrin der Schiffe ernannt zu werden und alles zu regeln. Es scheint kein Zweifel mehr zu bestehen, dass Nesta din Reas tot ist.«
    Cadsuane ließ die kleine, pummelige Frau weiterplaudern. Verin war nicht halbwegs so geistesabwesend, wie sie vorgab. Einige Braune konnten wirklich über die eigenen Füße stolpern, weil sie sie vergaßen, aber Verin gehörte zu jenen, die sich in einen vorgetäuschten Mantel aus Weltfremdheit hüllten. Sie schien zu glauben, dass Cadsuane diesen Mantel für die Realität hielt, aber wenn eine Position bezogen werden musste, dann würde sie es machen. Und was sie ausließ, würde auch aufschlussreich sein. Cadsuane war sich der anderen Schwester weniger sicher, als ihr lieb war. Unsicherheit war ein Teil des Lebens, aber sie war sich zu vieler Dinge unsicher, als dass es ihr gefallen hätte.
    Unglücklicherweise musste Min an der Tür gelauscht haben, und diese junge Frau hatte wenig Geduld. »Ich habe Harine gesagt, dass es so sein würde«, protestierte sie und platzte ins Zimmer. »Ich habe ihr gesagt, dass man sie für ihren Handel mit Rand bestrafen würde. Nur danach wird sie Herrin der Schiffe, und ich vermag nicht zu sagen, ob das in zehn Tagen geschieht oder in zehn Jahren.« Schlank und hübsch in ihren Stiefeln mit den roten Absätzen und den dunklen Locken, die bis zu den Schultern reichten, hatte Min eine tiefe, mädchenhafte Stimme, aber sie trug einen roten Jungenmantel und blaue Hosen. Der Mantel war auf den Aufschlägen und den Ärmeln mit bunten Blumen bestickt, und die Hosen wiesen an der Außenseite Streifen auf, aber es waren trotzdem Mantel und Hosen.
    »Ihr dürft hereinkommen, Min«, sagte Cadsuane leise. Für gewöhnlich ließ dieser Tonfall die Leute die Ohren spitzen. Zumindest jene, die sie kannten. Auf Mins Wangen erschienen rote Flecken. »Ich fürchte, die Herrin der Wogen hat bereits alles erfahren, was aus Eurer Sicht zu erfahren war. Aber Eurer Eile nach zu urteilen, habt Ihr vielleicht die Aura von jemand anderem gelesen und wollt mir erzählen, was Ihr gesehen habt?« Die seltsame Fähigkeit des Mädchens hatte sich in der Vergangenheit als nützlich erwiesen und würde es zweifellos auch wieder sein. Möglicherweise. Soweit Cadsuane es sagen konnte, log sie nicht, wenn sie beschrieb, was sie in den Bildern und Auren las, die sie um Menschen herumschweben sah, aber sie erzählte es auch nicht immer frei heraus. Vor allem nicht, wenn es um die eine Person ging, über die Cadsuane gern vor allen anderen Bescheid gewusst hätte.
    Ob nun rote Wangen oder nicht, Min hob stur das Kinn. Sie hatte sich seit Shadar Logoth verändert, vielleicht hatte es auch schon früher angefangen, aber wie dem auch sein mochte, es war keine Veränderung zum Besseren. »Rand will Euch sehen. Er hat gesagt, ich soll Euch bitten, aber Ihr müsst deswegen nicht schnippisch werden.«
    Cadsuane sah

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