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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weiter an. Oder vielmehr durch ihn hindurch. Dann schaute sie Domon an, ihre Schultern sackten ein Stück nach unten, und sie riss den Umhang von seinem Haken an der Wand. »Bewegt Euch, Cauthon«, knurrte sie. »Wenn es getan werden muss, dann bringen wir es besser hinter uns.« Sie hatte den Wagen blitzartig verlassen, und Mat musste sich beeilen, um sie einzuholen. Man hätte beinahe denken können, sie wollte nicht mit Domon allein sein, so wenig Sinn das auch ergab.
    Vor dem fensterlosen purpurnen Wagen, der in der Nacht schwarz war, wich ein Schatten in tiefere Schatten zurück. Die Mondsichel glitt lange genug hinter den Wolken hervor, dass Mat Harnans quadratischen Kiefer erkennen konnte.
    »Alles ruhig, mein Lord«, sagte Harnan.
    Mat nickte und holte tief Luft, dann tastete er nach dem Beutel in seiner Tasche. Die Luft war sauber und vom Regen gewaschen, und der Wagen stand ein Stück weit weg von den Pferdeseilen. Tuon musste erleichtert sein, von dem Gestank des Pferdemists und dem scharfen Geruch der Tierkäfige weg zu sein. Die Artistenwagen zu seiner Linken waren so dunkel wie die mit Segeltuchplanen bedeckten Frachtwagen zu seiner Rechten. Sinnlos, noch länger zu warten. Er stieß Egeanin die Wagenstufen vor sich hoch.
    Drinnen waren mehr Leute, als er erwartet hatte. Setalle saß auf einem der Betten und arbeitete wieder an ihrem Stickrahmen, und Selucia stand am anderen Ende und runzelte unter dem Kopftuch die Stirn, aber Noal saß auf dem anderen Bett, scheinbar gedankenversunken, und Tuon saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden und spielte mit Olver Schlangen und Füchse.
    Als Mat eintrat, drehte sich der Junge mit einem breiten Grinsen um, das beinahe sein Gesicht zu spalten drohte. »Noal hat uns von Co’dansin erzählt, Mat«, rief er aus. »Das ist ein anderer Name für Shara. Wusstest du, dass sich die Ayyad das Gesicht tätowieren? So nennen sie in Shara Frauen, die die Macht lenken können.«
    »Nein, das wusste ich nicht«, sagte Mat und schaute Noal grimmig an. Es war schlimm genug, dass Vanin und die Rotwaffen dem Jungen schlechte Angewohnheiten beibrachten, ganz zu schweigen von dem, was er von Juilin und Thom aufschnappte, da musste Noal ihm nicht auch noch den Kopf mit irgendwelchem Unsinn füllen.
    Plötzlich schlug sich Noal auf die Schenkel und setzte sich kerzengerade auf. »Es ist mir wieder eingefallen«, sagte er, und dann fing der Narr an zu rezitieren.
    »Das Glück reitet wie die Sonne ganz oben
    mit dem Fuchs, der den Raben fliegen lässt.
    Glück ist seine Seele, der Blitz sein Auge,
    er reißt die Monde vom Himmel herunter.«
    Der alte Mann mit der gebrochenen Nase schaute sich um, als wäre ihm gerade erst eingefallen, dass noch mehr Leute anwesend waren. »Ich habe lange versucht, mich wieder daran zu erinnern. Es stammt aus den Prophezeiungen des Drachen.«
    »Sehr interessant, Noal«, murmelte Mat. Die Farben wirbelten wieder durch seinen Kopf wie an dem Morgen, als die Aes Sedai in Panik geraten waren. Diesmal blitzten sie vorüber, ohne sich zu einem Bild zusammenzusetzen, aber er fühlte sich kalt, als hätte er nackt unter einem Busch geschlafen. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, dass ihn jemand mit den Prophezeiungen in Verbindung brachte. »Vielleicht könnt Ihr uns einmal die ganze Geschichte vortragen. Aber nicht heute Nacht, ja?«
    Tuon schaute durch die Wimpern zu ihm hoch, eine schwarze Porzellanpuppe in einem Kleid, das ihr zu groß war. Beim Licht, hatte sie lange Wimpern. Sie ignorierte Egeanin, als würde die andere Frau nicht existieren, und tatsächlich bemühte sich Egeanin nach besten Kräften, zu einem Teil der in der Wand eingebauten Kommode zu werden. So viel zu der Hoffnung mit dem Ablenkungsmanöver.
    »Das Spielzeug will nicht unhöflich sein«, murmelte Tuon mit ihrem langsamen, honigsüßen Akzent. »Man hat ihm nur nie Manieren beigebracht. Aber es ist spät, Meister Charin; Zeit, dass Olver ins Bett kommt. Bringt Ihr ihn zu seinem Zelt? Wir spielen ein anderes Mal weiter, Olver. Würde es dir gefallen, wenn ich dir beibringe, wie man Steine spielt?«
    Und ob das Olver gefiel. Er hüpfte beinahe im Sitzen auf und ab, als er das sagte. Dem Jungen gefiel alles, das ihm Gelegenheit bot, eine Frau anzulächeln, ganz zu schweigen davon, Dinge zu sagen, die ihm eigentlich so viele Ohrfeigen hätten einbringen sollen, dass seine Ohren zur doppelten Größe anschwollen. Falls Mat je herausfand, welcher seiner »Onkel« ihm das

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