Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
zurückziehen?«, fragte sie steif und brachte eine knappe Verbeugung zustande.
»Wenn Ihr gehen wollt, dann geht«, knurrte Mat. Sie überhaupt erst mitzunehmen war nicht die beste Idee gewesen, die er je gehabt hatte, aber vielleicht konnte er ja ohne sie wieder etwas an Boden wettmachen.
Den Blick auf die Füße gerichtet, sank Egeanin auf die Knie. »Bitte, darf ich mich zurückziehen?«
Tuon saß gerade aufgerichtet auf dem Boden und starrte durch die größere Frau hindurch; offensichtlich nahm sie sie gar nicht wahr. Selucia musterte Egeanin von oben bis unten und schürzte dann die Lippen. Setalle stieß ihre Nadel durch das Stück Stoff in den Stickrahmen. Niemand warf auch nur einen Blick in Mats Richtung.
Egeanin ließ sich aufs Gesicht fallen, und Mat verkniff sich einen verblüfften Fluch, als sie die Holzplanken küsste. »Bitte«, sagte sie heiser, »ich bitte darum, mich zurückziehen zu dürfen.«
»Ihr werdet gehen, Leilwin«, sagte Selucia so kalt wie eine Königin zu einem Hühnerdieb, »und Ihr werdet mir Euer Gesicht nicht mehr zeigen, bis es vom Schleier einer Shea-Tänzerin verhüllt ist.«
Egeanin kroch rücklings auf Händen und Knien zur Tür und stolperte so schnell aus dem Wagen, dass Mat ihr nur verblüfft hinterherstarren konnte.
Mühsam setzte er sein Lächeln wieder auf. Es schien wenig Sinn zu haben, noch länger hierzubleiben, aber ein Mann konnte sich immerhin einen guten Abgang verschaffen. »Nun, ich schätze …«
Tuon wackelte wieder mit dem Finger, sah ihn dabei aber immer noch nicht an, und Selucia schnitt ihm das Wort ab. »Die Hochlady ist müde, Spielzeug. Ihr habt ihre Erlaubnis zu gehen.«
»Seht, mein Name ist Mat«, sagte er. »Ein einfacher Name. Ein leichter Name. Mat.« Tuon hätte auch in Wirklichkeit eine Porzellanpuppe sein können, wenn man sah, wie wenig sie reagierte.
Aber Setalle setzte ihre Stickerei ab und stand auf, die eine Hand leicht auf dem Griff des Krummdolchs ruhend, der in ihrem Gürtel steckte. »Junger Mann, wenn Ihr glaubt, hier herumlungern zu können, um uns dabei zuzusehen, wie wir uns zum Schlafengehen bereit machen, dann irrt Ihr Euch aber gewaltig.« Sie lächelte, aber sie hatte die Hand am Dolch, und sie hatte genug von einer Ebou Dari, um aus einer Laune heraus zuzustechen. Tuon blieb wie eine reglose Puppe sitzen, eine Königin auf ihrem Thron, die aus Versehen ein schlecht sitzendes Kleid angezogen hatte. Mat ging.
Egeanin stützte sich mit einer Hand an der Wand des Wagens ab und ließ den Kopf hängen. Mit der anderen Hand hielt sie die Kette an ihrem Hals umklammert. Ein kleines Stück in der Dunkelheit entfernt bewegte sich Harnan, nur um zu zeigen, dass er noch da war. Er war ein kluger Mann, da er sich im Augenblick von Egeanin fernhielt. Mat war zu verärgert, um klug zu sein.
»Was hatte das denn zu bedeuten?«, wollte er wissen. »Ihr müsst nicht mehr vor Tuon auf die Knie gehen. Und Selucia? Sie ist eine verdammte Zofe! Ich kenne keinen, der vor seiner Königin so gesprungen wäre wie Ihr vor ihr.«
Egeanins hartes Gesicht lag im Schatten, aber ihre Stimme war verstört. »Die Hochlady ist … wer sie ist. Selucia ist ihre So’jhin . Keiner vom Niederen Blut würde es wagen, den Blick ihrer So’jhin zu erwidern, und vielleicht auch keiner vom Hohen Blut.« Der Verschluss zerbrach mit einem metallischen Knirschen, als sie die Kette losriss. »Aber ich gehöre jetzt nicht mehr dem Blut an.« Sie holte aus und schleuderte die Kette so weit in die Nacht hinein, wie sie nur konnte.
Mat öffnete den Mund. Für das, was er für das Ding bezahlt hatte, hätte er ein Dutzend erstklassige Pferde kaufen können und noch Wechselgeld übrig behalten. Er schloss ihn wieder, ohne ein Wort gesagt zu haben. Er mochte nicht immer klug sein, aber er war schlau genug, um zu wissen, wann eine Frau wirklich versuchen würde, ihm ein Messer in den Leib zu jagen. Und er wusste auch etwas anderes. Wenn sich Egeanin derart in Tuons und Selucias Nähe aufführte, dann sorgte er besser dafür, dass die Sul’dam sich ihnen fernhielten. Das Licht allein wusste, was sie tun würden, wenn Tuon anfing, mit den Fingern zu wackeln.
Da kam reichlich Arbeit auf ihn zu. Nun, er hasste Arbeit, aber diese alten Erinnerungen hatten seinen Kopf mit Schlachten vollgestopft. Er hasste auch Schlachten – dabei konnte man leicht den Tod finden! –, aber sie waren besser als Arbeit. Strategie und Taktik. Lerne den Boden kennen, lerne deinen Feind
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