Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
hier treffen wollen?«, murmelte Alliandre. »Das könnte einstürzen, wenn jemand niest.« Sie rieb sich die Nase, als würde allein das Wort sie jucken lassen.
»Es ist stabil genug. Ich habe mich vergewissert.« Galinas Stimme hinter ihnen ließ Faile den Kopf herumreißen. Die Frau schritt auf sie zu, kam offensichtlich aus einem der unversehrten Häuser auf der Nordseite der Straße. Nachdem man sie so lange mit diesem Gürtel, dem goldenen Kragen und den Feuertropfen gesehen hatte, sah sie ohne irgendwie merkwürdig aus. Sie trug noch immer ihr weißes Seidengewand, aber der fehlende Schmuck war überzeugend. Galina hatte es nicht irgendwie geschafft, die Wahrheit zu verdrehen. Sie reiste heute ab.
»Warum nicht in einem der Häuser?«, wollte Faile wissen. »Oder direkt hier?«
»Weil ich nicht will, dass ihn jemand in meinen Händen sieht«, sagte Galina und ging an ihr vorbei. »Weil niemand in diese Ruine hineinsehen wird. Weil ich es so sage.« Sie trat über das hinweg, was einst die Türschwelle gewesen war, duckte sich unter einem schweren, verkohlten Deckenbalken hindurch, der quer über dem Eingang lag, und wandte sich sofort nach rechts und stieg die Treppe nach unten hinunter. »Trödelt nicht.«
Faile wechselte einen Blick mit den anderen Frauen. Das entwickelte sich mehr als nur seltsam.
»Wenn sie uns hier rausschafft«, knurrte Alliandre und riss ihren Korb in die Höhe, »bin ich bereit, ihr das Ding auf dem Abort zu übergeben.« Trotzdem wartete sie, bis Faile ihren Korb nahm und vorausging.
Verkohlte Balken und geschwärzte Deckentäfelung hingen niedrig über der Steintreppe, aber Galinas unbeschwertes Eintreten beruhigte Faile. Die Frau würde es nicht riskieren, sich in dem Augenblick, in dem sie endlich den Stab bekam, lebendig begraben oder erschlagen zu lassen. Lichtstrahlen drangen durch Spalten in den Trümmern und sorgten für genug Helligkeit, um sehen zu können, dass der Keller trotz des trügerischen Erdgeschosses so gut wie unversehrt war. Die großen Fässer an der einen Steinwand, die größtenteils angesengt waren und bei denen die Hitze die Dauben hatte herausspringen lassen, kündeten davon, dass hier eine Schenke oder ein Gasthaus gewesen war. Vielleicht auch der Laden eines Weinhändlers. Die Gegend um Malden herum hatte viel mittelmäßigen Wein hervorgebracht.
In einem schmalen Lichtstrahl in der Mitte des geröllbedeckten Steinbodens blieb Galina stehen. Ihr Gesicht bot jetzt die personifizierte Aes-Sedai-Ruhe, die Aufregung des Vortages war völlig unterdrückt. »Wo ist er?«, fragte sie kühl. »Gebt ihn mir.«
Faile setzte ihren Korb ab und griff tief hinein. Als der weiße Stab zum Vorschein kam, zuckten Galinas Hände. Faile streckte ihr den Stab entgegen, und sie griff beinahe zögernd danach. Hätte Faile es nicht besser gewusst, hätte sie gesagt, sie würde sich davor fürchten, ihn zu berühren. Galinas Finger schlossen sich um den Stab, und sie atmete tief aus. Sie riss Faile den Stab förmlich aus den Fingern. Die Aes Sedai schien zu zittern, aber ihr Lächeln war … triumphierend.
»Wie wollt Ihr uns aus dem Lager schaffen?«, fragte Faile. »Sollen wir uns jetzt umziehen?«
Galina wollte etwas sagen, dann hob sie plötzlich die freie Hand. Ihr Kopf neigte sich der Treppe zu, als würde sie lauschen. »Vermutlich ist es nichts«, sagte sie leise, »aber ich sollte besser nachsehen. Wartet hier und seid leise.« Faile wollte etwas sagen, und sie zischte: »Still.« Die Aes Sedai hob den Saum ihres Seidengewands, eilte zu den Stufen und schlich sich wie eine Frau nach oben, die sich vor dem fürchtete, was sie oben möglicherweise entdeckte. Ihre Füße verschwanden hinter den sich durchbiegenden Deckenbrettern und losen Balken aus der Sicht.
»Hat eine von euch etwas gehört?«, flüsterte Faile. Alle schüttelten den Kopf. »Vielleicht hält sie die Macht. Ich habe gehört, dass das die Sinne …«
»Das hat sie nicht«, unterbrach Maighdin. »Ich habe nie gesehen, dass sie die Macht …«
Plötzlich ächzte das Holz über ihren Köpfen, die verbrannten Balken und Bretter zersplitterten, schickten die sichtverhüllenden schwarzen Staub- und Mörtelschwaden in die Tiefe, die Faile würgend husten ließen. Auf einmal lag der Brandgeruch so dicht in der Luft wie an dem Tag, an dem Malden in Flammen gestanden hatte. Etwas fiel aus der Höhe herab und landete hart auf ihrer Schulter, und sie duckte sich zusammen, versuchte den Kopf zu
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