Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
Abgrund, aber wenn sie schon hineinstürzte, würde sie es ohne eine Miene zu verziehen tun. »Ich versuche es«, sagte sie.
Sie starrte eine lange Weile zu dem Tuch hoch, dann schüttelte sie deprimiert den Kopf. »Die Quelle ist da, als wäre sie die Sonne, die man aus dem Augenwinkel sieht«, flüsterte sie, »aber jedes Mal, wenn ich versuche, sie zu umarmen, ist das wie der Versuch, Rauch mit den Fingern fangen zu wollen.«
Faile zog schnell die Gai’shain -Gewänder aus ihrem Korb und einem anderen, und es war ihr egal, dass der Goldgürtel und der Kragen zu Boden fielen. »Setzt Euch«, sagte sie und legte die Gewänder übereinander. »Macht es Euch bequem. Ich weiß, dass Ihr es schaffen könnt, Maighdin.« Sie drückte die Dienerin nach unten, dann setzte sie sich mit überkreuzten Beinen neben sie.
»Ihr könnt es schaffen«, sagte Alliandre leise und setzte sich auf Maighdins andere Seite.
»Ja, Ihr könnt es«, flüsterte Lacile und gesellte sich zu ihnen.
»Ich weiß, dass Ihr es könnt«, sagte Arrela, als sie sich setzte.
Zeit verging; Maighdin starrte das Tuch an. Faile flüsterte ihr aufmunternd zu und klammerte sich an der Hoffnung fest. Plötzlich wurde das Tuch ganz steif, als hätte es jemand straff gezogen. Ein erstauntes Lächeln erschien auf Maighdins Gesicht, als das Tuch wie ein Pendel hin- und herschwang. Es pendelte sieben-, achtmal. Dann flatterte es wieder im Wind und fiel schlaff herunter.
»Das war wunderbar«, sagte Faile.
»Wunderbar«, sagte Alliandre. »Ihr werdet uns retten, Maighdin.«
»Ja«, murmelte Arrela, »Ihr werdet uns retten, Maighdin.«
Es gab viele verschiedene Arten von Kampf. Sie saßen auf dem Boden, flüsterten Ermunterungen, Maighdin kämpfte darum, das zu finden, was sie selten finden konnte; sie kämpften um ihr Leben, während das Tuch pendelte, dem Wind zum Opfer fiel, flatterte und schlaff nach unten sackte. Aber sie kämpften weiter.
Galina hielt den Kopf gesenkt und zwang sich dazu, nicht zu laufen, während sie sich einen Weg aus Malden heraus suchte, vorbei an den Strömen weiß gekleideter Männer und Frauen, die leere Eimer in die Stadt trugen und volle wieder hinaus. Sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen, nicht ohne den verfluchten Gürtel und Kragen. Sie hatte sie angelegt, als sie sich nachts, während Therava noch schlief, angekleidet hatte, aber es war eine solche Freude gewesen, sie wieder abzunehmen und bei der Kleidung und den anderen Dingen zu verbergen, die sie für ihre Flucht versteckt hatte, dass sie nicht hatte widerstehen können. Außerdem würde Therava ärgerlich gewesen sein, als sie sie beim Aufwachen vermisst hatte. Sie würde befohlen haben, nach ihrer »kleinen Lina« Ausschau zu halten, und jeder erkannte sie an diesem Schmuck. Nun, er würde helfen, ihre Rückkehr in die Burg zu finanzieren, die Rückkehr an den Ort, an den sie gehörte. Diese arrogante Faile und die anderen Närrinnen waren tot oder würden es bald sein, und sie war frei. Sie strich über den Stab, der in ihrem Ärmel verborgen war, und erbebte vor Entzücken. Frei!
Sie hasste es, Therava am Leben lassen zu müssen, aber hätte jemand das Zelt betreten und sie mit einem Messer im Herzen vorgefunden, wäre sie die erste Verdächtige gewesen. Davon abgesehen … In ihrem Kopf stiegen Bilder auf, wie sie sich verstohlen über die schlafende Therava beugte, das Gürtelmesser der Frau in der Hand, wie Theravas Augen sich weiteten, ihren Blick in der Dunkelheit erwiderten, wie sie aufschrie, sich ihre Hand wie gelähmt öffnete, um das Messer fallen zu lassen, wie sie bettelte, wie Therava … Nein! Nein! So wäre es nicht abgelaufen. Mit Sicherheit nicht! Sie hatte Therava aus reiner Notwendigkeit am Leben gelassen, nicht weil sie … Nicht aus irgendwelchen anderen Gründen.
Plötzlich heulten Wölfe, aus allen Richtungen, ein Dutzend oder mehr. Ihre Füße blieben aus eigenem Antrieb stehen. Eine bunt zusammengewürfelte Sammlung aus Zelten umgab sie, eingezäunte Zelte, Spitzzelte, niedrige Aiel-Zelte. Sie war direkt durch den Gai’shain -Teil des Lagers marschiert, ohne es zu bemerken. Ihr Blick hob sich zu dem Hügelkamm westlich von Malden, und sie zuckte zusammen. Dichter Nebel hüllte seine ganze Länge ein, verbarg die Bäume, so weit sie in jede Richtung sehen konnte. Die Stadtmauer verbarg den Hügel im Osten, aber sie war davon überzeugt, dass auch dort dichter Nebel wogen würde. Der Mann war eingetroffen! Beim Großen Herrn, sie
Weitere Kostenlose Bücher