Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
gebräunten Wangen, die wegen des hellblonden Haars noch dunkler erschienen, sah sie etwas älter als Perrin aus, aber in ihren blauen Augen lag eine unerschütterliche Ruhe. Er hielt sie für viel älter, als es den Anschein hatte. Diese Augen hatten viel gesehen. »Ich glaube, es wird bald anfangen, Perrin Aybara«, sagte sie.
Perrin nickte. Die Stadttore riefen ihn.
Der Aufmarsch von fast zweitausend Lanzenreitern und zweihundert Bogenschützen reichte, damit die Shaido die Schleier anlegten und ausschwärmten, während mehr von ihnen aus den Zelten eilten und sich in einer dichten, immer länger werdenden Reihe zu ihnen gesellten. Ausgestreckte Finger in dieser Reihe und ausgestreckte Speere ließen Perrin erneut nach hinten blicken.
Tam stand jetzt da, weitere Männer von den Zwei Flüssen strömten mit Langbögen in den Händen aus dem Nebel. Einige wollten sich zu den Männern gesellen, die Perrin gefolgt waren, um sich zu Brüdern, Söhnen, Neffen und Freunden zu gesellen, aber Tam scheuchte sie weg, ließ seinen schwarzen Wallach den Abhang auf und ab reiten, während er sie zu beiden Seiten der Reiter in drei ständig größer werdenden Reihen Aufstellung nehmen ließ. Perrin entdeckte Hu Barran und seinen genauso schlaksigen Bruder Tad, die Stallburschen von der Weinquellen-Schenke, und Bar Dowtry, der nur wenige Jahre älter als er war und sich einen Namen als Kunsttischler machte, und der dürre Thad Torfinn, der seinen Hof nur selten verließ und dann auch nur, um Emondsfelde zu besuchen. Oren Dautry, schlank und groß, stand zwischen Jon Ayellin, der dick und kahl war, und Kev Barstere, der offensichtlich endlich dem Daumen seiner Mutter entkommen war, wenn er hier war. Da waren Marwins und al’Dais, al’Seens und Coles, Thanes und al’Caars und Crawes, Männer aus jeder ihm bekannten Familie, ihm unbekannte Männer aus Devenritt oder Wachhügel oder Taren-Fähre, alle mit grimmigen Gesichtern und mit gefüllten Köchern und zusätzlichen Pfeilbündeln beladen. Und zwischen ihnen standen andere, Männer mit kupferner Haut, Männer mit durchsichtigen Schleiern vor der unteren Gesichtshälfte, Männer mit heller Haut, die einfach nicht nach den Zwei Flüssen aussahen. Sie trugen natürlich kürzere Bogen – es dauerte ein Leben lang, den Umgang mit dem Langbogen von den Zwei Flüssen zu lernen –, aber jedes Gesicht trug den gleichen entschlossenen Ausdruck wie das der Zwei-Flüsse-Männer. Was, beim Licht, hatten diese Ausländer hier zu suchen? Die Ströme laufender Männer hörten nicht auf, bis diese drei langen Reihen mindestens dreitausend Männer enthielten, vielleicht auch viertausend.
Tam führte sein Pferd im Schritttempo den Abhang bis zu Perrin hinunter und musterte die anschwellenden Ränge der Shaido unter ihnen, dennoch schien er Perrins unausgesprochene Frage gehört zu haben. »Ich habe bei den Zwei Flüssen nach Freiwilligen gefragt und die besten Bogenschützen ausgewählt, aber die, die Ihr aufgenommen habt, traten in Gruppen an. Ihr habt ihnen und ihren Familien ein Heim gegeben, und sie sagten, sie wären jetzt auch Männer der Zwei Flüsse. Einige dieser Bögen werden nicht viel weiter als zweihundert Schritte tragen, aber die Männer, die ich ausgesucht habe, treffen, worauf sie zielen.«
Unten fingen die Shaido an, mit den Speeren rhythmisch gegen die Lederrundschilde zu hämmern. RAT -tat-tat-tat! RAT -tat-tat-tat! RAT -tat-tat-tat! Das Dröhnen wurde lauter, wie ein Donnerschlag. Die Flut verschleierter Gestalten, die von den Zelten herbeiliefen, wurde zu einem Rinnsaal, das immer weniger wurde und schließlich versiegte. Anscheinend hatte man sämtliche Algai’d’siswai herausgelockt. Das war ja auch der Plan gewesen. Es mussten fast zwanzigtausend von ihnen sein, die alle auf ihre Schilde hämmerten. RAT -tat-tat-tat! RAT -tat-tat-tat! RAT -tat-tat-tat!
»Ich hatte nach dem Aiel-Krieg gehofft, das nie wieder zu hören«, sagte Tam laut, um sich verständlich zu machen. Dieser Lärm konnte einem Mann auf die Nerven gehen. »Gebt Ihr den Befehl, Lord Perrin?«
»Das tut Ihr.« Perrin lockerte den Hammer erneut, das Gürtelmesser auch. Sein Blick glitt immer wieder von den Shaido zu den Stadttoren und der finsteren Masse der Festung in der Stadt. Dort wartete Faile.
»Wir werden es bald wissen«, sagte Edarra. Sie meinte den Tee. Wenn sie nicht lange genug gewartet hatten, dann waren sie alle tot. Ihre Stimme klang jedoch ganz ruhig. Aram bewegte sich nervös,
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