Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
Kandori. Nannte die andere Marillin, wenn das hilft, meine Lady.«
Lachend tänzelte Elayne ein paar Schritte. Sie wusste jetzt, wer Mellar auf sie angesetzt hatte, und es war schlimmer, als sie befürchtet hatte. Marillin Gemalphin und Falion Bhoda, zwei Schwarze Schwestern, die nach Morden aus der Burg geflohen waren. Das hatte einen Diebstahl ermöglichen sollen, aber es waren die Morde, für die sie gedämpft und hingerichtet werden würden. Um sie und die anderen in ihrer Begleitung aufzuspüren, waren Nynaeve, Egwene und sie aus der Burg losgeschickt worden. Die Schwarze Ajah hatte Mellar in ihrer unmittelbaren Nähe platziert, vermutlich nur um sie auszuspionieren, aber es war trotzdem eine Furcht einflößende Vorstellung. Schlimmer, als sie gefürchtet hatte, und doch, die beiden jetzt zu finden, das war, als würde sich ein Kreis schließen.
Hark starrte sie mit offenem Mund an. Meister Norry musterte bemüht den befleckten Löwenschwanz. Sie hörte auf zu tanzen und faltete die Hände. Männer waren albern! »Wo ist Mellar jetzt?«
»In seinem Gemach, glaube ich«, sagte Norry.
»Meine Lady, nehmt Ihr es jetzt von mir?«, bat Hark. »Und ich kann gehen? Ich habe getan, was Ihr verlangt habt.«
»Zuerst müsst Ihr uns zu diesem Haus führen«, sagte sie und schoss an ihm vorbei auf die Türflügel zu. »Dann reden wir darüber.« Sie steckte den Kopf in den Korridor und fand Deni und sieben weitere Gardistinnen zu beiden Seiten der Türen aufgereiht vor. »Deni, jemand soll Lady Birgitte so schnell wie möglich holen, und jemand anders soll die Aes Sedai wecken und sie bitten zu kommen, zusammen mit ihren Behütern und zum Ritt bereit. Dann geht Ihr und weckt so viele Gardistinnen, wie Ihr Eurer Meinung nach braucht, um Mellar festzunehmen. Ihr braucht dabei nicht zu sanft vorzugehen. Die Anklagen sind Mord und ein Schattenfreund zu sein. Sperrt ihn in einem der Vorratsräume im Keller ein, mit einer starken Wache.« Die stämmige Frau lächelte breit und fing an Befehle zu geben, als Elayne wieder hineinging.
Hark rang die Hände und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Meine Lady, was meint Ihr damit, wir reden darüber? Ihr habt mir versprochen, mich von dieser Bürde zu befreien, wenn ich dem Mann folge, das habt Ihr. Und ich habe es getan, also müsst Ihr Euer Wort halten.«
»Ich habe nie gesagt, ich würde das Findegewebe entfernen, Meister Hark. Ich sagte, man würde Euch nach Baerlon ins Exil schicken, statt Euch zu hängen, aber würdet Ihr nicht lieber in Caemlyn bleiben?«
Der Mann riss die Augen auf, versuchte ehrlich auszusehen. Und scheiterte. Er lächelte sogar. »O nein, meine Lady. Ich habe von der frischen Landluft in Baerlon geträumt, das habe ich. Ich wette, dort muss man sich nie darüber Sorgen machen, verdorbenes Fleisch in seinem Eintopf zu finden. Hier muss man sorgfältig an allem riechen, bevor man etwas isst. Ich freue mich darauf, das tue ich.«
Elayne setzte die strenge Miene auf, die ihre Mutter immer gezeigt hatte, wenn sie ein Urteil verhängte. »Ihr wärt zwei Minuten nach den Gardisten, die Euch dort hinbringen würden, aus Baerlon verschwunden. Und dann würdet Ihr hängen, weil Ihr Euer Exil verlassen hättet. Es ist viel besser für Euch, wenn Ihr in Caemlyn bleibt und Euch nach einer neuen Beschäftigung umseht. Meister Norry, könntet Ihr einen Mann mit Harks Talenten gebrauchen?«
»Das könnte ich, meine Lady«, erwiderte Norry, ohne auch nur einen Moment lang nachzudenken. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen, und Elayne erkannte, was sie getan hatte. Sie hatte ihm ein Werkzeug gegeben, mit dem er sich in Frau Harfors Kompetenzen einmischen konnte. Aber daran war jetzt nichts mehr zu ändern.
»Diese Arbeit wird nicht so lukrativ wie Euer früheres ›Handwerk‹ sein, Meister Hark, aber Ihr werdet dafür nicht hängen.«
»Sie wird was nicht sein, meine Lady?« Hark kratzte sich am Kopf.
»Sie wird nicht so viel Geld einbringen. Was sagt Ihr? Baerlon, wo Ihr mit Sicherheit einen Beutel aufschneiden oder flüchten und so oder so hängen würdet, oder Caemlyn, wo Ihr eine geregelte Arbeit habt, ohne Furcht vor dem Henker. Solange Ihr nicht wieder als Beutelschneider arbeitet.«
Hark schwankte, rieb sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich brauche etwas zu trinken, das brauche ich«, murmelte er heiser. Vermutlich glaubte er, das Findegewebe würde ihr verraten, falls er wieder einen Geldbeutel stahl. Falls dem so
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