Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
Nase.
Es blieb Elayne nichts anderes übrig, als alles noch einmal von vorn zu erklären. Was sie mit einer wachsenden Ungeduld tat, die nichts mit ihren Stimmungsschwankungen zu tun hatte. Je länger das hier dauerte, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Falion und Marillin weg waren, wenn sie das Haus in der Vollmondstraße erreichte. Sie wollte sie haben. Und sie würde sie bekommen! Sie hätte Birgitte warten lassen sollen, bis alle da waren.
»Ein guter Plan, finde ich«, sagte Vandene, als sie zum Ende gekommen war. »Ja, das ist gut.« Andere zeigten sich weniger begeistert.
»Das ist kein Plan, das ist nackter Wahnsinn!«, sagte Birgitte scharf. Die Arme unter den Brüsten verschränkt, starrte sie finster auf Elayne herunter, und der Bund war so aufgewühlt, dass Elayne die Gefühle kaum auseinanderhalten konnte. »Ihr vier betretet das Haus allein. Allein! Das ist kein Plan. Das ist verdammter Irrsinn! Behüter sollen ihrer Aes Sedai den Rücken schützen. Lass uns mitkommen.« Die anderen Behüter stimmten grimmig zu, aber wenigstens versuchte sie nicht mehr, die ganze Sache aufzuhalten.
»Wir sind zu viert«, erwiderte Elayne. »Wir können selbst auf uns aufpassen. Und Schwestern bitten ihre Behüter nicht, gegen andere Schwestern vorzugehen.« Birgittes Miene verfinsterte sich. »Wenn ich dich brauche, schreie ich so laut, dass du mich noch im Palast hören könntest. Die Behüter bleiben draußen!«, fügte sie hinzu, als Birgitte den Mund öffnete. Der Bund füllte sich mit hilfloser Wut, aber Birgitte machte den Mund mit einem Ruck zu.
»Vielleicht kann man diesem Mann ja trauen«, sagte Sareitha und warf Hark einen Blick zu, der alles andere als Vertrauen ausdrückte, »aber selbst wenn er sich nicht verhört hat, kann keiner sagen, ob noch immer nur die beiden Schwestern im Haus sind. Oder überhaupt welche. Sollten sie weg sein, besteht keine Gefahr, aber wenn noch andere dazugekommen sind, könnten wir den Hals in eine Schlinge legen.«
Careane verschränkte die stämmigen Arme und nickte. »Die Gefahr ist zu groß. Ihr habt uns selbst erzählt, dass sie bei ihrer Flucht aus der Burg einige Ter’angreale gestohlen haben, darunter ein paar gefährliche Stücke. Man hat mich nie als Feigling bezeichnet, aber ich habe keine Lust, zu versuchen, mich an jemanden anzuschleichen, der möglicherweise einen Stab hat, mit dem er Baalsfeuer machen kann.«
»Er wird wohl kaum etwas so Simples wie ›wir sind nur zu zweit‹ missverstanden haben«, erwiderte Elayne entschieden. »Und es hörte sich nicht so an, als würden sie noch andere erwarten.« Sollte man sie doch zu Asche verbrennen, verglich man ihre Stellung, hätten sie darum wetteifern müssen, ihr zu gehorchen, statt mit ihr zu diskutieren. »Wie dem auch sei, das hier ist keine Diskussion.« Schade, dass beide protestierten. Hätte es nur eine getan, hätte das ein Hinweis sein können. Falls nicht beide Schwarze Ajah waren. Ein beängstigender Gedanke, aber ihr Plan zog diese Möglichkeit mit in Betracht. »Falion und Marillin werden nicht wissen, dass wir kommen, bevor es zu spät ist. Sind sie nicht mehr da, verhaften wir diese Shiaine, aber wir gehen.«
Es war eine größere Gruppe als erwartet, die hinter ihr und Hark aus dem Königlichen Stall ritt. Birgitte hatte darauf bestanden, fünfzig Gardistinnen mitzunehmen, obwohl die nur umsonst auf ihren Schlaf verzichten würden, eine Zweierreihe in rot lackierten Helmen und Harnischen, schwarz in der Nacht, die sich hinter den Aes Sedai und ihren Behütern am Palast entlangschlängelte. Als sie die Vorderseite des Palasts erreichten, hielten sie sich am Rand des Königinnenplatzes, des großen Ovals, auf dem sich jetzt primitive Unterkünfte drängten, die schlafende Gardisten und die Waffenmänner der Adligen beherbergten. Männer waren überall untergebracht worden, wo man Platz hatte finden können, aber in der Nähe des Palastes gab es nicht genug Keller und Dachböden und Zimmer und auch nicht genügend Parks, in denen die Zirkel der Kusinen die Männer an die Orte schafften, wo sie gebraucht wurden. Sie kämpften zu Fuß, auf den Mauern, also waren ihre Pferde alle in weiter entfernten Parks und den größeren Palastgärten untergebracht. Ein paar Wachtposten regten sich, als sie vorbeiritten, aber da Elayne die Kapuze hochgeschlagen hatte, wussten sie nicht mehr, als dass ein großes Kontingent Gardistinnen eine Gruppe durch die Nacht begleitete. Der Himmel im Osten war
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