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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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aufwies. Vermutlich ein Kommandoposten.
    Gawyn wusste, dass Brynes Späher ihn gesehen hatten, als er näher kam, aber niemand hielt ihn auf. Vermutlich würde das auch nicht geschehen, solange er nicht versuchte, wieder wegzureiten. Ein einzelner Mann mit einem ordentlichen grauen Umhang, Hosen und einem weißen Hemd erregte kein großes Interesse. Er konnte ein Söldner sein, der sich nach einem Platz in den Rängen erkundigen wollte. Er konnte der Bote eines örtlichen Lords sein, der sich wegen eines Spähtrupps beschweren wollte. Er konnte sogar ein dem Heer zugehöriger Soldat sein. Viele von Brynes Männern trugen Uniform, aber genauso viele trugen bloß ein schlichtes gelbes Band am Mantelärmel, weil sie noch nicht das nötige Geld hatten, sich die richtigen Insignien annähen zu lassen.
    Nein, ein einzelner Mann, der sich dem Heer näherte, stellte keine Gefahr dar. Aber ein einzelner Mann, der vom Heer fortritt, war Grund genug, um Alarm zu schlagen. Ein Mann, der ins Lager kam, konnte Freund, Feind oder nichts von beidem sein. Ein Mann, der das Lager inspizierte und dann fortritt, war mit ziemlicher Sicherheit ein Spion. Solange Gawyn nicht wieder ging, bevor er seine Absichten kundtat, würden Brynes Patrouillenreiter ihn kaum belästigen.
    Beim Licht, er hätte ein Bett gebrauchen können. Er hatte zwei ruhelose Nächte verbracht, jedes Mal nur in seinen Umhang gehüllt ein paar Stunden geschlafen. Er war gereizt, nicht zuletzt wegen seiner eigenen Entscheidung, jedes Gasthaus zu meiden für den Fall, dass ihn die Jünglinge verfolgten. Er blinzelte mehrmals mit seinen müden Augen und lenkte Herausforderer den Hang hinunter. Er hatte sich entschieden.
    Nein. Er hatte sich schon in dem Moment entschieden, in dem er Sleete in Dorlan zurückgelassen hatte. Mittlerweile wussten die Jünglinge vom Verrat ihres Anführers. Sleete würde ihnen nicht gestatten, Zeit für eine Suche zu verschwenden. Er würde ihnen sagen, was er wusste. Gawyn wünschte sich, er hätte sich selbst davon überzeugen können, dass die Männer überrascht gewesen waren, aber die Art und Weise, wie er über Elaida und die Aes Sedai gesprochen hatte, hatte ihm bereits mehr als nur einen verwirrten oder finsteren Blick eingebracht.
    Die Weiße Burg verdiente seine Loyalität nicht, aber die Jünglinge schon. Doch jetzt konnte er nie wieder zu ihnen zurück. Es nagte an ihm; es war das erste Mal, dass seine Wankelmütigkeit einer großen Gruppe enthüllt worden war. Niemand wusste, dass er Siuan Sanche bei der Flucht geholfen hatte, so wie es auch nicht allgemein bekannt war, dass er Egwene den Hof gemacht hatte.
    Aber die Männer zu verlassen war die richtige Entscheidung gewesen. Zum ersten Mal seit Monaten stimmten seine Taten mit seinem Herzen überein. Egwene retten. Das war etwas, an das er glauben konnte.
    Er näherte sich dem Lagerrand und hielt seine Miene ausdruckslos. Die Vorstellung, sich den Aes Sedai-Rebellen anzuschließen, verabscheute er beinahe genauso sehr, wie er es verabscheut hatte, seine Männer im Stich zu lassen. Diese Rebellen waren nicht besser als Elaida. Sie hatten Egwene zur Amyrlin und damit zur Zielscheibe gemacht. Egwene! Eine Aufgenommene! Eine Spielfigur. Wenn sie mit ihrem Griff nach der Burg scheiterten, würden sie es vielleicht schaffen, sich einer Bestrafung zu entziehen. Egwene würde man hinrichten.
    Ich komme da rein, dachte Gawyn. Irgendwie rette ich sie. Dann bringe ich sie zur Vernunft und schaffe sie von diesen ganzen Aes Sedai weg. Vielleicht kann ich sogar Bryne zur Vernunft bringen. Dann können wir alle nach Andor zurückkehren und Elayne helfen.
    Mit gestärkter Entschlossenheit ritt er weiter und verscheuchte einen Teil seiner Erschöpfung. Um den Kommandoposten zu erreichen, musste er durch den Tross reiten, der die eigentlichen Truppen zahlenmäßig überstieg. Köche, die Essen zubereiteten. Frauen, die das Essen servierten und sich um den Abwasch kümmerten. Kutscher, die die Wagen mit den Lebensmitteln fuhren. Stellmacher, die die Wagen reparierten, die die Lebensmittel transportierten. Hufschmiede, die Hufeisen für die Pferde machten, die die Wagen zogen, die die Lebensmittel transportierten. Kaufleute, die die Lebensmittel kauften, und Quartiermeister, die ihre Verteilung organisierten. Weniger seriöse Kaufleute, die von den Soldaten und ihrem Sold profitieren wollten, und Frauen, die das ebenfalls versuchten. Jungen, die Botschaften überbrachten und hofften, eines Tages

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